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Vater Unser in der Hölle: Durch Missbrauch in einer satanistischen Sekte zerbrach Angelas Seele (German Edition)

Vater Unser in der Hölle: Durch Missbrauch in einer satanistischen Sekte zerbrach Angelas Seele (German Edition)

Titel: Vater Unser in der Hölle: Durch Missbrauch in einer satanistischen Sekte zerbrach Angelas Seele (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulla Fröhling
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sich daran zu erinnern. Sie nahm an, sie wäre eine Verbrecherin, die ihre Verbrechen immer wieder verdrängte. Dieser Gedanke genügte, Traute zum Verschwinden zu bringen.
    Schon war sie wieder weg.
    In Wirklichkeit hatte niemand etwas verbrochen.
    Aber trotzdem hatte es Frieda erwischt. Gemütlich hatten sie und ihre Kumpel auf einer Wiese im Stadtpark gelegen. Die Flasche kreiste. Ein Polizeiwagen war vorbeigefahren.
    »Die Bullen!«, hatte einer gerufen. Schon waren sie alle aufgesprungen und gerannt. Warum auch immer.
    Die Bullen hinterher. Warum auch immer.
    Sie hatten Frieda aufgegriffen. Das Zupacken, der Polizeigriff hatten Delta ausgelöst.
    Delta, die Wut in Person.
    Ohne Rücksicht auf Verluste hatte Delta um sich geschlagen. Das war der sicherste Weg in die Zelle.
    Da saß sie nun. Beziehungsweise Traute saß da und versuchte, die Ruhe zu genießen.
    Man stellte ihre Personalien fest. Rief die Mutter an.
    Plötzlich war die Mutter da. Und der Bruder. Mitten in der Nacht. Kamen durch die Schwingtür gerauscht, ein Butterbrot und einen Blumenstrauß in den Händen.
    »Ich raff es nicht«, sagt Frieda noch heute. »Stell dir das mal vor: Wegen denen bin ich abgehauen. Die haben mich verprügelt. In Kisten eingesperrt. Und auf einmal kommen die an mit einem Butterbrot, sagen, du Arme, komm schnell nach Hause, wir helfen dir. Ich frag mich noch heute, wo die mitten in derNacht einen Blumenstrauß hergekriegt haben. So bunte Blüten mit kahlen Stielen waren das.«
    Gerbera. Aber Frieda hat keine Ahnung von Blumen. Eine andere innen hätte den Namen sicher gewusst, eine von den Kindern. Aber Frieda hatte keinen Kontakt zu ihnen.
    Die Polizisten waren gerührt. So eine liebe Mutter! Sie hatte die Tochter schon suchen lassen, war verzweifelt, in Tränen. Wo ist mein Kind?
    Das Herz einer Mutter.
    All das kannte Angela. Zur Genüge.
    Sie wollte auf keinen Fall wieder nach Hause. Sträubte sich mit Händen und Füßen. Delta tauchte wieder auf. Schlug um sich.
    Gut, sagte die Mutter, da gibt es doch diese fromme Familie, in diesem frommen Dorf. Da gehst du hin und machst deine Ausbildung fertig.
    Sie ging.
    In dieser frommen Familie entwickelte sich Schwester Josefa. Sie ist gläubig und in dieser Umgebung vollkommen glücklich. Schwester Josefa wird Mitglied im »Jugendbund für Entschiedenes Christentum«, zieht um in eine ihrer Einrichtungen. Sie alle sind sehr entschieden hier. Morgens und abends wird gebetet, mittags und nachmittags auch. In der freien Zeit wird über die Bibel meditiert. Individuelle, selbstbestimmte, unkontrollierte Freizeit gibt es nicht. Schwester Josefa ist es zufrieden.
    Die anderen innen toben. Aber sie können nur selten raus. Diese Umgebung ist Schwester Josefas Element. Hier ist sie zu Hause. Hier ist sie stark.
    Nur manchmal kommt jemand anders zum Vorschein. Magda etwa, der die Arbeit hier viel zu langsam geht.
    Magda arbeitet im Versand. Bücher, Broschüren, Briefe werden verschickt. An andere entschiedene Christen. Oder solche, die es werden sollen. Adressenetiketten müssen geklebt werden. Magda ist eine flinke Arbeiterin, die Arbeit geht ihr zügig vonder Hand, sie organisiert gerne. Sie arbeitet im Team mit zwei anderen Mädchen. Die beiden sortieren die Etiketten nach Postleitzahlen. Magda klebt. Die beiden sind sehr langsam. Das kann Magda fast um den Verstand bringen. Ein bestimmtes Soll muss geschafft werden, sonst gibt es keine Mittagspause.
    »Lass uns tauschen«, sagt Magda. »Ich sortiere, ihr klebt, dann geht das schneller.«
    Nein.
    Sie soll lernen im Team zu arbeiten. Sie, die Schnelle, soll das lernen. Nicht die Luschen. Auf das schwächste Glied Rücksicht nehmen.
    Sie ärgert sich. Das darf sie nicht. Aber verschweigen darf sie es auch nicht. Sie muss den Ärger bekennen. Öffentlich.
    »Ich bin echt sauer«, sagt Magda in der Gruppe, »dass ich meine Mittagspause opfern muss, nur weil wir keine andere Arbeitsaufteilung machen dürfen.«
    Darauf der entschiedene Christ, der die Aufsicht führt: »Meinst du, Gott findet es in Ordnung, dass du sauer bist?«
    »Nein, ich weiß, dass Gott will, dass wir aufeinander Rücksicht nehmen.«
    Diese schuldbewussten Worte hatte natürlich Schwester Josefa gesprochen. Magda hatte ihr diese Auseinandersetzung eingebrockt und sich dann – stinkig – verzogen.
    Entschiedener Christ: »Was meinst du, ist Gott mit allem zufrieden, was du tust?«
    Schwester Josefa: »Nein, ich weiß, dass er auch oft sauer auf mich ist, wie ich

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