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Vater Unser in der Hölle: Durch Missbrauch in einer satanistischen Sekte zerbrach Angelas Seele (German Edition)

Vater Unser in der Hölle: Durch Missbrauch in einer satanistischen Sekte zerbrach Angelas Seele (German Edition)

Titel: Vater Unser in der Hölle: Durch Missbrauch in einer satanistischen Sekte zerbrach Angelas Seele (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulla Fröhling
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    Schließlich verabschiedet sie sich mit Wärme und Herzlichkeit. Alle sind beeindruckt von ihrer Mutter, sie sei eine echte Dame, eine vollendete Gastgeberin, sagen alle.
    Das sagen sie immer.
    Als sie schon im Flur steht, klingelt es noch einmal, Mutter öffnet die Tür, und der große Mann mit dem rauhen Mantel tritt ein, beugt sich über Mutters Hand zu einem Handkuss, ohne die Hand mit dem Mund zu berühren.
    »Ach, mein Engelchen«, ruft er, als er wieder hochkommt, über die Schulter der Mutter, die ein wenig, kaum merklich, zusammenzuckt, denn er hat das Geburtstagskind entdeckt, das schüchtern hinter der Küchentür hervorschaut, mit einem Auge nur. Verlegen und etwas ängstlich.
    Aber das ist wohl in Ordnung. Wenn man so viele erwachsene Gäste zum Geburtstag hat wie sie immer, da kann man schon ein bisschen verlegen sein. Im Kindergarten hat sie gehört, dass das bei einigen anderen Kindern anders ist, die bekommen Kinderbesuch. Aber sie ist eben etwas ganz Besonderes, und ihre Familie ist eine bessere Familie als die anderen, die sich mit Kinderbesuch begnügen müssen.
    »Komm doch mal her«, ruft der Mann, und seine Stimme ist laut. »Ich hab dir wieder was Wunderhübsches mitgebracht, mein Engelchen.«
    Dann beugt er sich zu ihr herunter, hebt sie mit einer Hand hoch und lässt sie auf den gespreizten Fingern der anderen Hand reiten. »Hoppe, hoppe, Reiter, wenn sie fällt, dann schreit sie«, singt er dazu mit lauter Stimme.
    Die anderen Männer lachen, und die Tür fällt hinter ihrer Mutter ins Schloss.
    Alles ist sehr lustig.
    Wenn sie bloß noch rauskriegen könnte, was die Männer ihr immer zum Geburtstag schenken.
Gestern: Begraben und vergessen
    Und hier stehen sie wieder vor ihr. Am Grab. Auch Nachbarn sind heute da, angereist aus der Stadt, in der sie mit ihren Eltern und dem Bruder gelebt hat. Sie sieht Geschäftsfreunde ihres Vaters, Kollegen, Manager, Bankmenschen, Ärzte, Firmenbesitzer aus anderen Städten. Viele sind per Flugzeug gekommen, einer sogar mit dem Privatflieger, andere im Auto. So viele Daimler auf einem Platz hat sie noch nie gesehen. Auch ein Richter ist hier, Anwälte, ein Pastor, ein Politiker sogar, Landtagsabgeordneter heißt das, hat ihre Mutter ihr mehrfach erklärt. Und sie hat gemerkt, dass die Mutter sich schämt, weil ihre Familie nicht so fein ist. Lauter solche Leute sind gekommen. Geachtet, angesehen. Wie ihr Vater. Sie stehen da in ihren schweren dunklen Mänteln, schweigend.
    Erst trösten sie ihre weinende Mutter, dann kommen sie auch zu ihr, einer nach dem anderen. Der Erste, ein Bankdirektor, der heute Morgen extra aus Berlin nach München geflogen ist, streichelt ihr liebevoll über den Kopf, glättet sorgfältig ihre kurzen Haare, beugt sich zu ihr herunter, nimmt sie so fest in den Arm, dass sein schwerer Mantel sie am Hals kratzt, und sagt: »Wenn du redest, bist du tot.«
    Er flüstert nicht. Warum auch? Jeder hier kann hören, was er sagt.
    Sie spürt ein Vibrieren in ihrem Körper, etwas kommt von weit hinten auf sie zu. Sie schaut fort von dem Mann, in die Bäume, auf die ordentliche Reihe kleiner Häuser in der Ferne. Wie adrette Schachteln stehen sie dort, schmiegen sich aneinander. Das Vibrieren kommt näher. Sie versucht sich abzulenken, versucht den Wind in den Bäumen wahrzunehmen – durch das Rauschen in ihren Ohren hindurch. Hart zieht sie ein Taschentuch zwischen Daumen und Zeigefinger hindurch, um den Saum an den Fingerspitzen zu spüren. Doch das Vibrieren wird stärker. Sie blickt an den Männern vorbei in das Grab ihres Vaters und wünscht sich, dass sie bei ihm ist. Sie möchte fliehen, aber sie kann keinen Fuß bewegen. Sie ist so schwach, dass sie meint, jeden Augenblick ohnmächtig zu werden. Vielleicht fällt sie dann ins Grab zu ihrem Vater. Das wäre schön.

    Die machen mir doch keine Angst! Das sollen die bloß nicht denken. Dass die mir Angst machen! Geht mir doch am Arsch vorbei. Ich bin stark, viel stärker als die anderen, ich bin ein Junge, bin mutig und kein Feigling.
    Sie fühlt das Rauschen in den Ohren anschwellen, pochende Kopfschmerzen, ein Nebel zieht vor ihre Augen und verschwindet wieder. Sie ist fast gelähmt vor Angst. Das Zittern breitetsich in ihr aus. Da kommt schon wieder einer auf sie zu. Er greift nach ihrer Hand.

    Der soll ruhig sagen, was er will. Interessiert mich nicht die Bohne. So geht das doch schon seit Tagen. Das härtet ab.
    Und mit dem Mann kommt mehr Angst. Aber wovor hat sie nur

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