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Vater unser

Vater unser

Titel: Vater unser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jilliane Hoffman
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frisiert. Warum war sie im Fernsehen? Dann verstand er plötzlich. Das war ihr großer Fall. ... Staatsanwältin Julia Valenciano setzte in ihrem Eröffnungsplädoyer heute Morgen in einem vollbesetzten Gerichtssaal in die Tat um, was sie bereits angekündigt hatte – sie brachte die Geschworenen zum Weinen. Die Öffentlichkeit erfuhr heute zum ersten Mal grausame Details, als die Staatsanwältin beschrieb, in welchem Zustand die Leichen der Kinder entdeckt worden waren ...»
« Ist das nicht die Frau, die letzten Samstag Andrew Cirto besucht hat?», fragte Schwester Lonnie ihre Kollegin, die gerade Pillen in kleine Becher füllte. Da die Tür zum Schwesternzimmer offen stand, konnte Andy ihr Gespräch mit anhören. ... Der Verteidiger Mel Levenson erklärte in seinem Eröffnungsplädoyer, dass sein Mandant an paranoider Schizophrenie leide und nicht verantwortlich für den Tod seiner Frau und seiner Kinder sei...»
« Sie sieht ihr wirklich ähnlich», erwiderte die andere Schwester, deren Namen Andrew nicht wusste, mit einem Blick auf den Bildschirm.
« Ja, das ist seine Schwester», bestätigte Samuel, einer der Sicherheitsbeamten, der ebenfalls von seinem Diagramm aufgeschaut hatte.
« Ich wusste gar nicht, dass Cirto noch Familie hat.» Die unbekannte Schwester stieß einen Pfiff aus.
« Sie ist in letzter Zeit öfter hier. Du arbeitest einfach zu selten am Wochenende, Barbara.» Samuel grinste schief.
« Ich werde an diesem Ort nicht mehr Zeit verbringen als unbedingt nötig, vielen Dank.» Das war ein klares Wort.
« Was hat sie mit dem Marquette-Fall denn überhaupt zu tun?», fragte Schwester Lonnie.
« Ich glaube, sie ist die Staatsanwältin», erwiderte Samuel.
« Die Staatsanwältin? Das gibt’s doch nicht. Vielleicht taucht sie in letzter Zeit ja deswegen so oft hier auf», sagte Schwester Barbara und ließ durch die Glasscheibe ihren Blick über die Insassen schweifen.
« Um Nachforschungen anzustellen.» Offenbar scherten sie sich nicht darum, dass er sie hören konnte. Doch mit dieser gleichgültigen Haltung war er nur allzu gut vertraut. Andrew verließ die Schlange der Wartenden und betrat das Fernsehzimmer. Auf dem Fernsehbildschirm sah er, wie seine kleine Schwester den Gerichtssaal verließ und wie ein Filmstar sofort von einer Meute Fotografen umringt wurde. Mit ihrer Aktentasche in der Hand wirkte sie unglaublich inteUigent und selbstsicher. Wie eine wichtige Persönlichkeit. Sie trug einen Schlafanzug, hatte sich einen pink und rot gestreiften Schal künstlerisch um den Hals geschlungen und ein ungleiches Paar Fausthandschuhe an den Händen. Sie hüpfte auf ihrem Bett herum, und ihre langen schwarzen Haare schienen dabei in der Luft zu schweben und sie wie ein Fallschirm zu umgeben.
Ich will keine Tierärztin mehr werden, Andy», sagte sie mit unerschütterlicher Überzeugung zwischen den einzelnen Hopsern.
Ich werde Schauspielerin. Ich will ins Kino und ins Fernsehen.»
Das ist doch bescheuert», erwiderte er.
Nein, ist es nicht.»
Ist es doch. Weißt du eigentlich, wie schwer es ist, Schauspielerin zu werden?»
Na und? Ich kann es schaffen, wenn ich will.»
Na schön. Aber dir ist schon klar, dass du dich ausziehen musst, wenn du berühmt werden willst, oder? Alle berühmten Schauspielerinnen haben sich ausgezogen.» Die Hopser verloren etwas an Schwung.
Nee, oder?»
Klar. Guck dir die Erwachsenenfilme doch mal an. Die Frauen sind alle nackt und fluchen die ganze Zeit.» Sie schwieg eine ganze Zeit lang. Plötzlich kam er sich schäbig vor, weil er versucht hatte, ihre Seifenblase platzen zu lassen. Doch bevor ersieh entschuldigen konnte, fragte sie verdrossen:
Und was willst du machen?Baseball spielen oder was?»
Ich werde ein berühmter Baseballstar. Aber im Gegensatz zu dir habe ich einen Plan, wie ich das erreichen kann.»
Ach, hör doch auf.» Das Hüpfen beschleunigte sich wieder auf volle Geschwindigkeit.
Einfach bloß in ‘nem Team zu spielen reicht nicht. Dad sagt, dass die unteren Ligen voll sind mit Spielern, die von der großen Karriere träumen. Um entdeckt zu werden, musst du etwas ganz Besonderes sein.» Ersah hinab auf seine rechte Hand und wackelte mit Zeige— und Mittelfinger.
Das hier – das ist meine Geheimwaffe. Diese Hand wird mich zum Star machen, Ju-Ju. Ich werde so lange an meinem Fastball arbeiten, bis ich es auf 150 km/h schaffe. Coach Rich sagt, dass ich das Zeug dazu hätte. Sobald ich den Fastball schneller als 145 km/h werfen kann, schaffe ich es in eins

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