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Vater unser

Vater unser

Titel: Vater unser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jilliane Hoffman
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Staatsanwältin. Es hat schon viele kaltblütige Mörder in der Geschichte gegeben, die schlau genug für die Uni waren. Und je schlauer sie sind, desto mehr Chancen rechnen sie sich aus, damit davonzukommen.»
« Na gut, von seinem Beruf mal abgesehen. Aber Sie haben selbst gesagt, das hier ist kein normaler Tatort – es war ein richtiges Blutbad.»
« Warten wir das Ende der Ermittlungen ab. Vielleicht finden wir eine Antwort auf Ihre Frage. Aber machen Sie sich nicht allzu große Hoffnungen, Julia», sagte er leise.
« Willkommen bei den großen Fällen. Hier gibt es nicht immer ein schlüssiges Motiv. Deswegen müssen wir vor dem Gesetz auf das Warum auch keine Antwort finden. Manchmal drehen Menschen einfach durch. Der Grat zwischen Liebe und Hass ist schmal. Wenn er überschritten wird, ist ein Mensch zu allem fähig.» Durch die Schwingtür hörte sie Klappern aus der Küche. Die Leute an den anderen Tischen unterhielten sich. Der vertraute Geruch von gebratenem Speck, frischgebackenen Waffeln und Kaffee hing in der Luft. Sonntagmorgendliche Geräusche und Gerüche, die normalerweise tröstlich waren – doch heute war alles anders. Dass das Leben der anderen immer noch seinen gewöhnlichen Gang gehen konnte, entsetzteste so, dass sie schreien wollte.
Manche Menschen sind einfach nicht normal, Julia», sagte Onkel Jimmy, während Tante Nora leise weinte.
Nur Gott weiß, warum sie tun, was sie tun. Es ist für uns alle das Beste, wenn wir gar nicht erst versuchen zu verstehen, weißt du? Denn wir können es nicht verstehen. Die Vorstellung, dass ein Mensch zu so etwas fähig ist, ist einfach zu schrecklich ...Zu schrecklich, um wahr zu sein ...» Rosey, die Kellnerin, unterbrach den Gedanken, als sie an den Tisch kam, um ihnen die Tageskarte vorzulesen. Mit einem müden, unverbindlichen Lächeln entschuldigte sie sich für die lange Wartezeit. Sie sagte, sie hätte heute einfach einen schlechten Tag. Plötzlich hatte Julia das Gefühl, der Raum um sie würde schrumpfen. All die grässlichen Informationen schienen über ihr zusammenzubrechen. Sie holte tief Luft und versuchte, die Fetzen der lähmenden Erinnerungen aus ihrem Kopf zu verscheuchen. Sie konzentrierte sich darauf, bis zehn zu zählen. Es war, als würde jemand ihre Lungen zusammendrücken, und ihr Herz raste. Tief einatmen und bis fünf zählen. Tief ausatmen und bis sechs zählen. Das letzte Mal, dass sie eine Panikattacke hatte, war Jahre her. Bitte, nicht ausgerechnet jetzt! Sie musste sich darauf konzentrieren, ruhig zu bleiben. Und diesen Raum verlassen.
« Ich hoffe, Sie graben diese interessanten Dinge aus, Detective Latarrino», sagte sie langsam, keuchend.
« Denn die Geschworenen wollen wissen, warum all dies geschehen ist. Und ich will nicht, dass man uns später vorwirft, wir wären mit Tunnelblick an die Ermittlung herangegangen.» Gnädigerweise schien der Detective nichts von ihrer Panikattacke mitzubekommen. Er hatte ihr den Rücken zugekehrt.
« Ich weiß, worauf Sie anspielen. Aber glauben Sie mir, keiner hier will die Sache verbocken. Vor allem ich nicht. Wenn Marquette mit uns reden will, reden wir mit ihm. Sobald die Ärzte uns grünes Licht geben. Keiner hier verlässt sich auf die einfachste Lösung. Ach, übrigens, Julia», sagte er dann und drehte sich wieder zu ihr um, « bitte, nennen Sie mich Lat. Oder John. Alles, nur nicht Detective Latarrino. Das können Sie sich für den Gerichtssaal auflieben.» Julia nickte. Langsam normalisierte sich ihr Herzschlag, und ihr Atem wurde wieder gleichmäßiger. Innerlich zählte sie immer noch die Atemzüge mit und schloss und öfi&iete die Fäuste, während sie vorgab, sich umzusehen.
« Fertig?», fragte sie schließlich.
« Nach Ihnen», sagte Latarrino und sah sie aufmerksam an. Dann endlich öffnete er die Tür.
KAPITEL 13
    DA SEID ihr ja», sagte Rick, als er die Treppe heraufkam.
« Ich habe schon nach euch gesucht. Alles in Ordnung?» Er sah Julia besorgt an. Offenbar war sie immer noch ein wenig blass.
« Ja», antwortete Latarrino, bevor Julia etwas sagen konnte.
« Ich habe ihr nur gezeigt, wo wir Marquette gefunden haben.» Außerdem hatte er ihr gezeigt, wie man den Kopf auf die Knie legte, damit die Übelkeit verschwand, aber den Teil verschwieg er glücklicherweise.
« Hast du dir die übrigen Zimmer angesehen?», fragte Rick.
« Ja. Detective ...», sie korrigierte sich, « Lat hat mir die Kinderzimmer gezeigt. Es war – hart.» Eine gnadenlose Untertreibung.
«

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