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Vaterland

Vaterland

Titel: Vaterland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Harris
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Erlasse, Persona l fragen ...«
    »Ich suche nach etwas, das Stuckart mit Bühler und L u ther in Verbindung bringt.«
    »In dem Fall sollten wir mit der Bürokorrespondenz a n fangen. Das sollte uns ein Gefühl dafür geben, was sich damals abgespielt hat«
    Halder kritzelte Notizen. »D/15/M/28-34. Alsdann. Auf geht's.«
    Lagerraum D lag zwanzig Meter weiter zur Linken. A b lagenummer 15, Abschnitt M, befand sich genau in der Mitte des Raumes.
    Halder sagte: »Nur sechs Kästen, Gott sei Dank. Nimm du Januar bis April, ich übernehme Mai bis August.«
    Die Kästen waren aus Pappkarton, jeder so groß wie e i ne große Schreibtischschublade. Es gab keinen Tisch, also setzten sie sich au f den Fußboden. Den Rücken gegen das Metallregal gepreßt, öffnete März den ersten Karton, nahm eine Handvoll Papiere heraus un d begann zu lesen.

    Manchmal braucht man im Leben etwas Glück.
    Das erste Dokument war ein Brief vom 2. Januar, vom Unterstaatssekretär im Luftfahrtministerium, und betraf die Ausgabe vo n Luftschutzmasken an den Reichsluftschut z bund. Der zweite vom 4. Januar kam aus dem Amt für den Vierjahresplan und beschäftigt e sich mit der angeblich u n genehmigten Ausgabe von Benzin an hohe Regierungsb e amte.
    Der dritte war von Reinhard Heydrich.

    März erblickte zunächst die Unterschrift - ein eckiges spinnenhaftes Gekritzel. Dann wanderten seine Augen zum Briefkopf - Reichssicherheitshauptamt, Berlin SW 11, Prinz-Albrecht-Straße - und dann zum Datum: 6. Januar 1942. Und erst dann zum Text ;
    Hiermit wird bestätigt, daß die gemeinsame Bespr e chung mit anschließendem Mittagessen, das ursprü g lich für den 9. Dezember 1941 angesetzt war,nunmehr auf den 20. Januar 1942 im Büro der Kommission der Intern a tionalen Kriminalpolizei, Berlin, Am Großen Wannsee, Nr. 56/58, verschoben worden ist.

    März durchblätterte die anderen Briefe in dem Kasten: Kohlepapierdurchschläge und cremefarbene Originale, b e eindruckende Briefköpfe - Reichskanzlei, Wirtschaftsm i nisterium, Organisation Todt; Einladungen zu Essen und Treffen; Bitten, Forderungen, Rundschreiben. Aber da war nichts mehr von Heydrich. März gab Halder den Brief: »Was meinst du dazu?«
    Halder runzelte die Stirn: »Ungewöhnlich, ich würde s a gen, daß das Reichssicherheitshauptamt ein Treffen von Regierungsbehörden einberuft.« »Können wir herausfi n den, über was sie gesprochen haben?«
    »Sollte möglich sein. Wir wollen es über die Querve r weise zu den Protokollen und Denkschriften versuchen. Laß mal sehen: 20. Januar...«
    Halder zog seine Notizen zu Rate, stand auf und ging am Regal entlang. Er zog einen anderen Kasten heraus, kam damit zurück und setzte sich mit gekreuzten Beinen nieder. März sah ihm zu, wie er den Inhalt durchblätterte. Plötzlich hielt er inne. Er sagte langsam: »Mein Gott...« »Was ist?« Halder gab ihm ein einzelnes Blatt Papier, auf das getippt war:
    Im Interesse der Staatssicherheit wurde auf Anwe i sung des Reichsführers SS 
    das Protokoll des zwischenbehör d lichen Treffens vom 20. Januar 1942 en t fernt.
    Halder sagte: »Sieh dir das Datum an.«
    März tat es. Das Datum war der 6. April 1964. Das Pr o tokol l war vor 11 Tagen von Heydrich entfernt worden.
    »Kann der das - legal, meine ich?«
    »Die Gestapo kann aus Sicherheitsgründen aussondern, was immer sie will. Normalerweise verbringen sie solche Papiere in die Tresor e in der Prinz-Albrecht-Straße.«
    Im Korridor draußen gab es ein Geräusch. Halder hob warnend einen Finger. Beide saßen bewegungslos da, wä h rend der Wachman n vorbeiklirrte und den leeren Ka r ren aus dem Brennraum zurückbrachte. Sie lauschten, bis die G e räusche sich zum anderen Ende de s Gebäudes hin verl o ren.
    März flüsterte: »Und was machen wir jetzt?«
    Halder kratzte sich am Kopf. »Ein zwischenbehördliches Treffen auf der Ebene der Staatssekretäre ...«
    März verstand, woran er dachte. »Bühler und Luther werden dann ebenfalls eingeladen gewesen sein?«
    »Das erscheint logisch. In dem Rang sind sie bei Prot o kollfragen empfindlich. Du kannst nicht aus dem einen M i nisterium eine n Staatssekretär dabei haben und aus e i nem anderen nur einen einfachen Beamten. Wie spät ist es?«
    »Acht.«
    »In Krakau sind sie schon eine Stunde weiter.« Halder kaute einen Augenblick lang auf den Lippen, dann faßte er einen Entschluß. E r stand auf. »Ich ruf einen Freund an, der im Archiv des Generalgouvernements arbeitet und trage ihn, ob die SS in

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