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Vaterland

Vaterland

Titel: Vaterland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Harris
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den letzten Woche n bei ihnen herumg e schnüffelt hat. Wenn nicht, kann ich ihn vielleicht überr e den, morgen hinzugehen und nachzusehen, ob sich da s Pr o tokoll noch in Bühlers Papieren befindet.«
    »Könnten wir das nicht hier überprüfen, im Archiv des Außenministeriums? In Luthers Papieren?«
    »Nein. Zu umfangreich. Das würde uns Wochen kosten. Das ist der beste Weg, glaub mir.«
    »Sei vorsichtig, was du ihm sagst, Rudi.«
    »Keine Sorge. Ich kenne die Gefahren.« Halder blieb an der Tür stehen. »Und nicht rauchen, während ich weg bin, um Gottes wille n nicht. Das ist das leichtest entflammbare Gebäude im Reich.«
    Nur zu wahr, dachte März. Er wartete, bis Halder g e gangen war und begann dann, zwischen den Regalen voller Kästen auf und ab z u gehen. Er gierte nach einer Zigarette. Seine Hände zi t terten. Er steckte sie in die Taschen.
    Welch ein Monument der deutschen Bürokratie dieser Ort war. Herr A, der etwas tun wollte, ersuchte Doktor B um Erlaubnis.
    Doktor B sicherte sich selbst ab, indem er es an Minist e rialdirektor C nach oben weitergab. Ministerialdirektor C legte es Reichsministe r D vor, der sagte, er überlasse das der Beurteilung durch Herrn A, der sich natürlicherweise wieder an Doktor B wendet ...
    Die Bündnisse und Rivalitäten, die Fallen und Intrigen aus drei Jahrzehnten Parteiherrschaft westen in diesen m e tallenen Regalen ; zehntausende Gewebe aus Papierf ä den hingen in der kühlen Luft.
    Halder war nach zehn Minuten zurück. »Die SS ist ta t sächlich vor zwei Wochen in Krakau gewesen.« Er rieb sich unbehaglich di e Hände. »Man erinnert sich noch le b haft daran. Ein hoher Besuch. Obergruppenführer Gl o bocznik persönlich.«
    »Wo immer ich mich hinwende«, sagte März, »Gl o bocznik!«
    »Er ist mit einem Gestapo-Jet aus Berlin eingeflogen, mit Sondervollmachten, die Heydrich persönlich unte r schrieben hatte. Er ha t ihnen offensichtlich allen die Furcht des Herrn eingeiagt. Er hat gebrüllt und geflucht. Und hat genau gewußt, w o nach er suchte: Er ha t eine Akte entfernt. Zum Mittagessen war er schon wi e der weg.«
    Globus, Heydrich, Nebe. März legte den Kopf in die Hand. Der drehte sich. »Dann endet hier alles?«
    »Hier endet alles. Es sei denn, du glaubst, es könnte sonst noch was in Stuckarts Papieren sein.«
    März sah sich die Kästen an. Die Inhalte erschienen ihm so tot wie Staub; wie die Gebeine toter Männer. Der G e danke daran, noc h weitere zu durchwühlen, war ihm w i derwärtig. Er brauchte frische Luft. »Vergiß es, Rudi. Und danke.«
    Halder bückte sich, um Heydrichs Botschaft aufzuheben. »Interessant, daß die Konferenz vom 9. Dezember zum 2o. Januar verschobe n wurde.«
    »Und was bedeutet das?«
    Halder sah in mitleidig an. »Warst du tatsächlich derm a ßen eingesperrt in der verfluchten Blechbüchse, in der wir damals lebe n mußten? Ist die Außenwelt niemals einge d rungen? Am 7. Dezember 1941 haben, du Döskopp, die Streitkräfte Seiner Kaiserliche n Majestät, des Kaisers H i rohito von Japan, die Pazifi k flotte der USA in Pearl Harbor angegriffen. Am 11. Dezember hat Deutschland den Vere i nigten Staaten den Krieg erklärt. Gute Gründe, eine Konf e renz zu verschieben, meinst du nicht?« Halder grinste, aber langsa m erlosch sein Grinsen und machte einem nachden k lich e ren Ausdruck Platz. »Ich frage mich ...«
    »Was?«
    Er klopfte gegen das Papier. »Es muß vor dem hier eine ursprüngliche Einladung gegeben haben.«
    »Und?«
    »Hängt davon ab. Manchmal sind unsere Freunde von der Gestapo nicht ganz so erfolgreich beim Ausräumen lästiger Einzelheiten,
    wie sie belieben sich einzubilden, vor allem wenn sie in Eile sind ...«
    März stand schon vor den Regalen und blickte an ihnen auf und ab, seine Niedergeschlagenheit war verflogen. »Welcher? Wo fange n wir an?«
    »Bei einer Konferenz auf der Ebene muß Heydrich den Teilnehmern wenigstens zwei Wochen vorher Bescheid gesagt haben.«, Halde r sah in seinen Notizen nach. »Das bedeutet Stuckarts Büroakte vom November 1941. Laß mich sehen. Das sollte Kasten 26 sein, glaub e ich.«
    Er schloß sich März vor den Regalen an und zählte die Kästen ab, bis er den einen gefunden hatte, den er suchte. Er nahm ihn hera b und wiegte ihn in den Armen. »Nicht zerren, Xavi. Alles zu seiner Zeit. Die Geschichte lehrt uns Geduld.«
    Er kniete nieder, stellte den Kasten vor sich hin, öffnete ihn, nahm einen Armvoll Papiere heraus. Er sah sich jedes einzelne an un d

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