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Vaterland

Vaterland

Titel: Vaterland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Harris
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auf dem Band setzte wieder ein.
    »Sie wissen, wer ich bin?«
    »Ja. «
    Erschöpft: »Sie fragen, was ich will? Was glauben Sie denn, was ich will? Asyl in Ihrem Land«
    »Sagen Sie mir, wo Sie sind«
    »Ich kann bezahlen«
    »Das wird nicht. «
    »Ich habe Informationen Bestimmte Tatsacben«
    »Sagen Sie mir, wo Sie sind Ich hol Sie ab. Dann fahren wir in die Botschaft«
    »Zu früh. Noch nicht«
    »Wann?«
    »Morgen früh. Hören Sie zu. Um 9 Uhr. An der Großen Halle. Haupttreppe. Haben Sie das verstanden?«
    »Genau.«
    »Bringen Sie jemanden von der Botschaft mit Aber Sie müssen auch da sein.«
    »Wie können wir Sie erkennen?«
    Ein Lachen. »Nein Ich werde Sie erkennen und mich erst dann zeigen, wenn ich zufrieden bin« Pause. »Stuckart sagte, Sie seien jun g und hübsch.« Pause. «Typisch St u ckart.« Pause. »Tr a gen Sie etwas Auffälliges.«
    »Ich habe einen Mantel. Leuchtendblau.«
    »Ein hübsches Mädchen in Blau. Das ist gut. Bis mo r gen früh also.«
    Klick.
    Purr.
    Das Surren des Tonbandgerätes wird abgeschaltet.
    »Spiel es noch einmal«, sagte März.
    Sie spulte das Band zurück, hielt es an, drückte auf WIEDERGABE.
    März sah weg und beobachtete das rostige Wasser, wie es durch den Ablauf hinabwirbelte, während Luthers Stimme sich mit de m schrillen Klang einer einsamen Kl a rinette mischte.
    »Ein hübsches Mädchen in Blau...« Als sie es zum zwe i ten Mal gehört hatten, langte Charlie hinüber und stellte den Apparat ab.
    »Nachdem er aufgehängt hatte, bin ich zurückgeko m men und habe das Band herausgenommen. Dann bin ich zurück zur Telefonzell e gegangen und habe versucht, dich anzurufen. Du warst nicht da. Also habe ich Henry anger u fen. Was hätte ich sonst tun sollen? E r hat gesagt, er will jemanden von der Botschaft.«
    »Hat mich aus dem Bett geholt«, sagte Nightingale. Er gähnte und reckte sich und enthüllte dabei eine Menge blassen unbehaarte n Beines. »Was ich nicht verstehe, ist, warum er Charlie nicht einfach ihn hat auflesen und ihn noch heute direkt in die Botschaft bringe n lassen.«
    »Sie haben ihn doch gehört«, sagte März. »Heute ist zu früh. Er wagt noch nicht, sich sehen zu lassen. Er muß bis zum Morgen warten. Bis dahin dürfte die Suche der Gest a po nach ihm vermutlich eingestellt worden sein« Charlie runzelte die Stirn. »Ich verstehe nicht ... «
    »Der Grund dafür, daß du mich zwei Stunden nicht e r reichen konntest, war, daß ich unterwegs war zum Ra n giergelände des Bahnhofs Gotenland, wo die Gestapo sich vor Freude umarmte, daß sie endlich Luthers Leiche en t deckt hatten.« »Das kann nicht wahr sein.«
    »Nein. Kann es nicht.« März kniff sich in den Nasenr ü cken und schüttelte den Kopf. Es war schwer, den Kopf klar zu behalten. »Ich vermute, daß Luther sich während der letzten vier Tage auf dem Gelände versteckt hielt, seit er aus der Schweiz zurückgekommen ist, und versucht hat, einen Plan auszuarbeiten, wie er mit dir in Kontakt treten kann.« »Aber wie hat er denn die ganze Zeit überlebt?«
    März zuckte die Achseln. »Er hatte Geld, erinnere dich. Vielleicht hat er sich einen Streuner ausgesucht, dem er vertrauen konnte, und hat ihm Geld für Essen und Trinken gegeben; vielleicht auch für warme Kleidung. Bis er seinen Plan hatte.« Nightingale fragte: »Und was war dieser Plan, Sturmbannführer?«
    »Er brauchte jemanden, der seinen Platz einnehmen konnte, um die Gestapo zu überzeugen, daß er tot sei.« Sprach er zu laut? Die Paranoia der Amerikaner war anst e ckend. Er lehnte sich vorwärts und sagte leise: »Gestern muß er nach Einbruch der Dunkelheit einen Mann getötet haben. Einen Mann ungefähr seines Alters und seiner St a tur. Hat ihn betrunken gemacht, hat ihn bewußtlos geschl a gen - ich weiß nicht wie -, ihm seine Kleidung ang e zogen, ihm seine Brieftasche und seinen Paß einge s teckt und seine Uhr angelegt. Dann hat er ihn unter einen Güte r zug gelegt, die Hände und den Kopf auf dem Gleis. Dann ist er bei ihm geblieben, um darauf zu achten, daß er sich nicht bewegt, bis die Räder über ihn wegrollten. Er ve r sucht, sich noch etwas Zeit zu kaufen. Er setzt darauf, daß die Berliner Pol i zei bis morgen 9 Uhr aufgehört hat, nach ihm zu suchen. Ziemlich gute Wette, würde ich s a gen.«
    »Um Gottes willen«, Nightingale blickte von März zu Charlie und wieder zurück. »Und diesen Mann soll ich mit in die Botschaft bringen?«
    »Oh, das kommt noch besser.« März zog aus der Inne n tasche

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