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Vaterland

Vaterland

Titel: Vaterland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Harris
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halbe Stunde später saß Xaver März am Steuer e i nes der Kripo-VWs und folgte hoch über dem See den Wi n dungen der Havelchaussee. Manchmal verbargen Bäume den Blick auf den See.
    Dann fuhr er um eine Biegung, oder der Wald wurde dünner, und er konnte das Wasser wieder sehen, wie es in der Aprilsonne wie rin Tablett voller Diamanten funkelte. Zwei Jachten durchschnitten die Oberfläche - wie Papie r schiffchen von Kindern, weiße Dreiecke in der Bläue.
    Er hatte das Fenster herabgekurbelt, den Ellbogen aufg e legt, die Brise zupfte an seinem Ärmel. Auf beiden Se i ten waren die kahlen Zweige der Bäume mit dem Grün des späten Frühlings gesprenkelt. Einen Monat weiter, und die Straße würde mit Autos verstopft sein: Berliner, die aus der Stadt flüchteten, um zu segeln oder zu schwimmen oder zu picknicken oder einfach auf einem der großen öffentlichen Strände in der Sonne zu liegen. Aber heute war die Luft noch zu frisch und der Winter noch zu nahe, so daß März die Straße für sich allein hatte. Er kam an dem roten Zi e gelwachhaus des Kaiser-Wilhelm-Turms vorüber, und dann führte die Straße hinab auf die Seehöhe. Binnen zehn Minuten war er an der Stelle, wo die Leiche entdeckt wo r den war. In dem schönen Wetter sah sie völlig anders aus. Es war dies eine Teuristenattraktion, ein Aussichtspunkt, bekannt als das Große Fenster. Was gestern eine graue Masse gewesen war, war heute ein herrlicher klarer Blick über acht Kilometer Wasser, bis hin nach Spandau.
    Er parkte und ging dann den Weg zurück, den Jost g e laufen war, als er die Leiche entdeckt hatte - hinab den Forstpfad, eine scharfe Biegung nach rechts, und dann den See entlang. Er tat das ein zweites und dann ein drittes Mal. Befriedigt stieg er in den Wagen und fuhr über die niedrige Brücke nach Schwanenwerder. Eine rote und weiße Barri e re versperrte die Straße. Ein Wachtposten tauchte aus e i nem kleinen Häuschen auf, ein Notizbrett in der Hand, das Gewehr über die Schulter gehängt. »Ihren Ausweis bitte.«
    März reichte ihm seinen Kripo-Ausweis durch das off e ne Fenster. Die Wache studierte ihn und gab ihn zurück. Er salutierte. »In Ordnung, Herr Sturmbannführer « »Was ist hier das übliche Verfahren?«
    »Jeden Wagen anhalten. Die Papiere prüfen und fragen, zu wem sie wollen. Wenn sie verdächtig aussehen, rufen wir das Haus an und fragen, ob sie erwartet werden. Manchmal durchsuchen wir den Wagen. Hängt davon ab, ob der Reichsminister zu Hause ist.« »Führen Sie eine Li s te?« »Jawohl.«
    »Tun Sie mir einen Gefallen. Sehen Sie doch mal nach, ob Dr. Josef Bühler am Montag abend irgendwelche Bes u cher hatte.« Der Wachtposten rückte sein Gewehr zurecht und ging in sein Häuschen. März konnte sehen, wie er die Seiten des Hauptbuches umblätterte. Als er zurückkam, schüttelte er den Kopf. »Den ganzen Tag niemand für Dr. Bühler.« »Hat er denn die Insel verlassen?«
    »Wir führen keine Aufzeichnungen über die Bewohner, nur über die Besucher. Und wir überprüfen keine Leute, die gehen, nur solche, die kommen.«
    »Aha.« März sah an dem Wachtposten vorbei über den See. Einzelne Möwen schossen niedrig über das Wasser. Einige Jachten lagen an einer Mole vertäut. Er konnte das Knarren ihrer Masten im Winde hören. »Wie ist das mit dem Ufer: Wird das den ganzen Tag über bewacht?«
    Der Wachtposten nickte. »Die Wasserschutzpolizei fährt hier alle paar Stunden Patrouille. Aber die meisten Häuser haben genügend Sirenen und Hunde, um ein KZ zu bew a chen. Wir scheuchen nur die Neugierigen fort« KZ. Kürzer als Konzentrationslager.
    In der Ferne klang das Geräusch starker Motoren auf. Der Wachtposten drehte sich um und beobachtete die Str a ße hinter ihm, zur Insel hin.
    »Einen Augenblick.«
    Um die Biegung kam mit hoher Geschwindigkeit ein grauer BMW, die Scheinwerfer an, gefolgt von einer la n gen schwarzen Mercedes - Limousine, und dann ein weiterer BMW. Der Posten trat zurück, drückte auf einen Knopf, die Barriere ging hoch, und er salutierte. Als der Konvoi vorüberraste, erhaschte März einen flüchtigen Blick auf die Insassen des Mercedes - eine junge Frau, wunderschön, eine Schauspielerin vielleicht oder ein Mannequin, mit kurzem blondem Haar; und neben ihr, geradeaus starrend, ein verschrumpelter alter Mann, dessen nagetierähnliches Profil sofort erkennbar war. Der Wagen-Kavalkade donne r te stadtwärts davon. »Fährt der immer so schnell?« fragte März.
    Der Posten sah ihn mit

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