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Vaterland

Vaterland

Titel: Vaterland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Harris
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noch an ihn?«
    »Jeden Tag.«
    »Sind Sie auch zur Marine gegangen?«
    »Beinahe. Ich war bei den U-Booten.«
    Jost schüttelte langsam den Kopf. Sein blasses Gesicht war rosa angelaufen. »Wir alle folgen unseren Vätern, oder nicht?«
    »Die meisten von uns vielleicht. Aber nicht alle.«
    Sie rauchten eine Weile schweigend. Von draußen kon n te März hören, daß die Übungsstunde noch im Gange war. »Eins, zwei, drei ...
    Eins, zwei drei ... «
    »Diese Leute«, sage März und schüttelte den Kopf. »Es gibt ein Gedicht von Erich Kästner, >Marschliedchen<.« Er schloß die Auge n und zitierte:
    »Ihr liebt den Haß und wollt die Welt dran messen.
    Ihr werft dem Tier im Menschen Futter hin,
    damit es wächst, das Tier tief in euch drin!
    Das Tier im Menschen soll den Menschen fressen.«
    März war angesichts der aufflammenden plötzlichen Le i denschaft des jungen Mannes unbehaglich. »Wann ist das geschrieben worden?« »1932.«
    »Kenn ich nicht.«
    »Können Sie auch kaum. Es ist verboten.«
    Es entstand ein Schweigen, und dann sagte März: »Wir kennen jetzt die Identität der Leiche, die Sie entdeckt h a ben. Dr. Josef Bühler. Ein Beamter aus dem Generalgo u vernement. Ein SS-Brigadeführer.« »O Gott.« Jost stützte den Kopf in die Hände.
    »Damit ist die Sache sehr viel ernster geworden, verst e hen Sie? Bevor ich zu Ihnen gekommen bin, habe ich die Eintragungen des Postens am Haupttor überprüft. Nach dessen Aufzeichnung haben Sie die Kaserne gestern mo r gen um 5.30 Uhr verlassen, wie üblich. Also machen die Zeitangaben in Ihrer Aussage keinen Sinn.«
    Jost hielt sein Gesicht bedeckt. Die Zigarette brannte zwischen seinen Fingern ab. März lehnte sich vor, nahm sie und drückte sie aus. Er stand auf.
    »Sehen Sie her«, sage er. Jost blickte auf, und März b e gann auf der Stelle zu laufen.
    »Das sind Sie, gestern, richtig?« März tat so, als sei er erschöpft, blies die Wangen auf, wischte sich die Stirn mit dem Unterarm. Gegen seinen Willen lächelte Jost. »Gut«, sage März. Er fuhr fort zu laufen. »Jetzt denken Sie an i r gendwelche Bücher oder wie elend Ihr Leben ist und kommen nun durch die Bäume auf den Pfad neben dem See. Es schifft, und das Licht ist nicht gut, aber zu Ihrer Linken sehen Sie etwas ... «
    März drehte den Kopf. Jost sah ihn aufmerksam an. »... und was immer es ist, es ist nicht die Leiche ... « »Aber ... «
    März zeige auf Jost. »Ich rate Ihnen, graben Sie sich nicht noch tiefer in die Scheiße. Vor zwei Stunden bin ich hingegangen und habe die Stelle überprüft, wo die Leiche gefunden wurde - es gibt keine Möglichkeit, daß Sie sie von der Straße aus hätten sehen können.« Er begann wieder zu laufen. »Also: Sie sehen etwas, bleiben aber nicht st e hen. Sie rennen dran vorbei. Aber da Sie ein gewissenha f ter Bursche sind, entscheiden Sie sich fünf Minuten später, daß Sie besser umkehren und sich das doch mal ansehen sollten. Und dann entdecken Sie die Leiche. Und erst dann rufen Sie die Bullen.« Er schnappte sich Josts Hand und riß ihn hoch auf die Beine. »Sie laufen jetzt mit mir«, befahl er. »Ich kann nicht ...« »Laufen!«
    Jost fiel in einen unwilligen Schlurfschritt. Ihre Füße trappelten auf den Steinplatten. »Jetzt beschreiben Sie, was Sie sehen können. Sie kommen aus dem Wald und sind jetzt auf dem Seeweg ...« »Bitte ... « »Sagen Sies!«
    »Ich ... ich sehe .. . ein Auto.« Jost hatte die Augen g e schlossen.
    »... dann drei Männer ... es regnet stark, sie haben Mä n tel an, Kapuzen, wie Mönche ... sie halten die Köpfe g e senkt ... kommen den Hang vom See rauf... ich ... ich hab Angst... ich überquere die Straße und renne zwischen die Bäume, so daß sie mich nicht sehen ... « »Weiter.«
    »Sie steigen in das Auto und fahren ab... ich warte, und dann komme ich aus dem Wald und finde die Leiche ... »Sie haben was ausgelassen.« »Nein, ich schwöre ... «
    »Sie haben ein Gesicht gesehen. Als die in das Auto g e stiegen sind, haben Sie ein Gesicht gesehen.« »Nein ...«
    »Sagen Sie mir, wessen Gesicht das war, Jost. Sie kö n nen es sehen. Sie kennen es. Sagen Sie es mir.« »Globus!« schrie Jost. »Ich sehe Globus.«

VIER
    Das Päckchen, das er aus Bühlers Briefkasten geno m men hatte, lag ungeöffnet auf dem Vordersitz neben ihm. Vie l leicht ist es eine Bombe, dachte März, als er den Volksw a gen anließ. Es hatte während der letzten paar M o nate eine Welle von Bombenpäckchen gegeben, die einem halben Dutzend

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