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Vatermord und andere Familienvergnuegen

Vatermord und andere Familienvergnuegen

Titel: Vatermord und andere Familienvergnuegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Toltz
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Gleichgültigkeit ist deretwegen sie mich noch mehr liebt - wenn ich bleiben wollte würde sie mich auf die Straße setzen aber da sie merkt dass ich wegwill tut sie es nicht. Sie weiß dass der Spaß jemanden rauszuschmeißen beträchtlich gemindert wird wenn der Betreffende schon beim kleinsten Schubs losrennt.
     
     
    Ein mieser Tag
    Eddie ist wieder da. Ich stand in der Rue de Rivoli und fragte mich ob der Händler wohl hinter mir herrennen würde wenn ich nur eine geröstete Kastanie stahl als ich das verrückte Gefühl hatte in einer Sprache angesprochen zu werden die nicht aus Wörtern besteht sondern aus Energie und Vibrationen. Drehte mich um & sah dass sein trockenes Asiatengesicht auf mich gerichtet war - wir starrten uns an keiner bewegte sich. Nach einer laaaangen Zeit winkte er mir lammfromm zu & kam durch die Menge um mir die Hand zu schütteln, die ich in der Tasche hatte. Er musste sie mir herausziehen. Wir plauderten freundlich & ich war überrascht wie sehr es mich freute ein vertrautes Gesicht zu sehen. Vertrautheit ist wichtig bei einem Gesicht. Eddies Gesicht mag ich allerdings nicht es ist sauber & glänzt wie eine Badezimmerfliese in einem schicken Hotel. Ich weiß nicht wie wir beide uns wiedergefunden haben - wenn ich mich von jemandem verabschiede erwarte ich dass es dabei bleibt. Wir spazierten durch kalte Luft & winterliches Licht & Eddie erzählte mir dass er unten bei den Kais arbeite & fragte mich ob ich einen Job hätte & was ich ohne angefangen hätte. Ich erzählte ihm, ich hätte eine Frau gefunden, denn das war das einzige Äußerliche, was mir widerfahren war - einige innere Dinge sind auch geschehen, doch die gehen ihn nichts an & sind außerdem nicht in Worte zu fassen. »Wie sieht sie aus?«, fragte er.
    Ich bin nicht gut darin Menschen zu beschreiben & am Ende klinge ich immer wie ein Polizeibericht. Eins siebzig groß braune Haare weiß...
    Eddie sagte, er würde sie gern kennenlernen & versuchte erneut sich in mein Leben einzuschleichen. Er bedeutet Ärger das spüre ich er ist zu nett zu freundlich zu hilfsbereit zu liebenswürdig. Ärger. Er will irgendwas. Ich weiß nicht warum aber ich lud ihn zum Essen ein und dachte Jetzt werd ich ihn nie wieder los.
    »Wen loswerden?«, fragte Eddie & während die Straßenlaternen angingen wurde mir klar dass ich irgendwann die Gewohnheit entwickelt hatte laut zu denken.
     
     
    Möglicherweise ein Wochentag
    Ändere meine Meinung über Eddie. Obwohl mich sein permanentes Trachten nach Freundschaft frösteln lässt mag ich doch seine Widersprüchlichkeit - er ist ein Mann auf der Höhe seiner Vitalität weigert sich aber zu Fuß irgendwo hinzugehen & er hasst alle Touristen vor allem wenn sie ihm die Sicht auf den Eiffelturm versperren & obwohl seine Kleidung immer makellos gewaschen oder trockengereinigt ist scheint sich dieser Mann nie die Zähne zu putzen. Was mir aber am besten an ihm gefällt ist dass er offenbar aufrichtig an allem interessiert ist was mit mir zusammenhängt. Er will ständig wissen was ich denke & lacht über meine Witze & bezeichnet mich hin und wieder tatsächlich als Genie. Wem würde solch ein Freund nicht gefallen?
    Ein seltsamer Dreier - Eddie & Astrid & ich. Anfangs wenn wir zu dritt zu Abend aßen konnte man sehen wie sie erstarrten wenn ich vom Tisch aufstand & ich lachte in mich hinein wenn ich sah wie zwei erwachsene Menschen davor erschauderten zusammen in einem Zimmer allein gelassen zu werden. Aber bald entwickelte sich eine Quasi-Freundschaft auf der Basis dass sie gemeinsam über meine Unbeholfenheit & Vergesslichkeit & laxe Haltung in Hygienedingen lachten - sich über meine Fehler amüsieren verbindet sie.
    Manchmal spazieren wir drei an der Seine entlang. Kaufen billigen Wein & Brot & Käse & reden über alles Mögliche, doch ich habe nicht viel übrig für die Meinung anderer Leute denn ich bin sicher dass sie nur wiederholen was sie irgendwo aufgeschnappt haben oder bloß Vorstellungen wiederkäuen die ihnen in der Kindheit eingetrichtert worden sind. Ich sag es mal so: Jeder hat ein Recht auf eine eigene Meinung & ich würde nie jemandem den Mund verbieten der sie äußert aber kann man wirklich sicher sein dass es die eigene ist? Ich bin es nicht.
     
     
    Katastrophe!
    Heute Abend waren Astrid Eddie & ich Wäsche waschen & um uns die Zeit zu vertreiben versuchten wir zu erraten woher die Flecken der anderen stammten. Astrid hielt jeden Weinfleck für Blut & jeden Kaffeefleck für

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