Vatermord und andere Familienvergnuegen
wenn auch zähneknirschend? Natürlich ist es für mich als Atheisten das Unschönste, dass mein Unglaube mir die Gewissheit gibt, dass auf diese Arschlöcher keine gerechte Strafe im Jenseits wartet - dass jeder mit allem davonkommt. Es ist ein Jammer. Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus, aber wenn es einmal heraus ist, bleibt es dort auch.
Könnt ihr mir folgen? Wir überschätzen unsere parlamentarischen Vertreter auf unerklärliche Weise. Überschätzt mich nicht! Ich werde von einem Fettnäpfchen ins andere treten! Aber es ist erforderlich, dass ihr wisst, wie ich zu bestimmten strittigen Punkten stehe, damit ihr wisst, in welche Fettnäpfchen ich treten werde. Tja, ich gehöre bestimmt nicht zur Rechten. Mir ist es egal, ob Schwule heiraten oder sich scheiden lassen. Nicht, dass ich nicht für die Gleichberechtigung von Schwulen wäre, aber mit den >Familienwerten< kann ich beim besten Willen nichts anfangen. Wenn mir jemand damit kommt, empfinde ich das, als würde mir ein Kondom aus dem Jahre 1953 ins Gesicht geklatscht werden. Tja, also bin ich eher ein Linker? Sicher, die Linken sind immer die Ersten, die Petitionen unterzeichnen, und bei internationalen Konflikten unterstützen sie stets den vermeintlichen Underdog, selbst wenn es sich bei dem Underdog um eine Horde von Kannibalen handelt - Hauptsache, sie haben weniger Geld und Ressourcen -, und diese ach so solidarischen Individuen der Linken werden alles für die Verbesserung der Lebensqualität von Unterprivilegierten tun, außer ein persönliches Opfer zu bringen. Ihr seht also, ich bin weder rechts noch links. Ich bin ein ganz normaler Mensch, der jeden Abend mit schlechtem Gewissen einschläft. Und das aus gutem Grund. Achthundert Millionen Menschen sind heute hungrig ins Bett gegangen. Na schön, ich gebe zu, dass unsere Rolle als extrem verschwenderische Konsumenten uns zunächst einmal unglaublich guzutun schien - wir wurden schlanker, und gut die Hälfte von uns hat Brustimplantate; ich sage es geradeheraus, wir sahen gut aus -, aber jetzt sind wir alle wieder fetter und krebsanfälliger denn je, also was soll's? Die Welt heizt sich auf, die Polkappen schmelzen, weil der Mensch zur Natur sagt: He, unsere Vorstellung von einer angenehmen Zukunft besteht darin, Jobs zu haben. Das ist das Einzige, wofür wir vorgesorgt haben. Und mehr noch, wir werden dieses Ziel um jeden Preis verfolgen, selbst wenn wir damit unsere Arbeitsplätze irgendwann zerstören. Der Mensch sagt: Industrie und Ökonomie und Arbeitsplätze aufs Spiel setzen? Wofür? Für zukünftige Generationen? Die Typen kenn ich ja nicht mal! Eines sag ich euch, und das umsonst - ich finde es beschämend, dass unsere Spezies, die doch so hehr durch ihre Opferbereitschaft geadelt wurde, letztendlich alles für die falschen Ziele opfert und dasteht wie die Art von Menschen, die einen Fön mit in die Badewanne nehmen. Was mir wirklich leidtut, ist, dass ich erst geboren worden bin, als bereits zwei Drittel dieser hausgemachten Tragödie hinter uns gelegen haben, und nicht ganz am Anfang oder ganz am Ende. Mich ödet es an, diese Tragödie in Zeitlupe mit anzusehen. Die anderen Planeten allerdings nicht - die rangeln sich um die besten Plätze, um dabei zuzusehen. Dass wir niemals Besucher aus dem Weltall gehabt haben, liegt nicht daran, dass es sie nicht gibt, sondern daran, dass sie mit uns nichts zu tun haben wollen. Wir sind die Dorftrottel all dieser wimmelnden Galaxien. In stillen Nächten kann man sie kichern hören. Und worüber kichern sie? Lasst es mich so ausdrücken: Die Menschheit ist wie der Kerl, der sich in die Hose scheißt und dann rumläuft und fragt: >Wie gefällt euch mein neues Hemd?< Worauf ich hinauswill? Ich will euch zu verstehen geben, dass ich als Umweltschützer nicht in einem Hexenkessel mit kochender Pisse leben möchte. Glaubt mir, Überlebenswille hat nichts mit Politik zu tun. Ich bin somit ein unpolitischer Mensch, der in die Politik geht. Aber ich bin nicht perfekt. Sagt mir doch, warum haben wir uns mit dieser amerikanischen Krankheit infizieren lassen, die besagt, dass unsere Politiker so rein wie Mönche sein sollen? In der Gesellschaft hat die sexuelle Revolution schon vor Jahrzehnten stattgefunden, aber aus irgendeinem Grund beurteilen wir Personen, die unsere Wirtschaft lenken, nach viktorianischen Maßstäben, und das erscheint uns nicht mal sonderbar. Um Missverständnisse von vornherein auszuschließen: Sobald ich die Chance habe,
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