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Vatermord und andere Familienvergnuegen

Vatermord und andere Familienvergnuegen

Titel: Vatermord und andere Familienvergnuegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Toltz
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eine Affäre mit einer Praktikantin oder der Frau eines Kollegen anzufangen, werde ich mich begeistert hineinstürzen. Was mich betrifft, so bedeutet >damit durchkommen< nicht, sich nicht erwischen zu lassen, sondem einfach, dass die Frau nicht schwanger wird. Alles klar? Ich bestreite nichts, ich gebe alles zu. Und lasst euch auch das von mir sagen: Ich werde nicht so tun, als fände ich manche Highschool-Mädchen nicht anziehend. Einige davon sind siebzehn, Gott im Himmel! Das sind keine Kinder mehr! Das sind begehrenswerte, blühende junge Frauen, von denen die meisten ihre Jungfräulichkeit mit vierzehn verloren haben! Es besteht ein Unterschied zwischen Sex mit einer Minderjährigen und Pädophilie. Es ist schwachsinnig und gefährlich, beides in einen Topf zu werfen.
    Was sonst noch? Okay. Auch das will ich noch von vorab zu Protokoll geben: Wenn ich meinem Sohn Vorteile verschaffen kann - ein Heftchen mit Taxigutscheinen zum Beispiel oder eine kostenlose Ferienreise -, dann werde ich das tun. Warum auch nicht? Wenn ich Mechaniker bin und mein Sohn hat ein Auto, werde ich es ihm dann etwa nicht reparieren, soll er vielleicht nicht davon profitieren, dass sein Vater Mechaniker ist? Oder wird man als Klempner seinen Sohn bis zu den Ellbogen in Scheiße stecken lassen, weil man will, dass er allein damit fertig wird?
    Was das Ganze soll? Ich mache alle Schmutzkampagnen überflüssig. Warum einen schlammverschmierten Mann mit Dreck bewerfen? Nur für's Protokoll: Ich war bei Prostituierten, ich habe ein uneheliches Kind gezeugt - Jasper, bitte steh auf und mach einen Diener. Ich habe die Kontrolle über meinen Verstand und meine Blase verloren. Ich habe Gesetze gebrochen. Ich habe ein Labyrinth angelegt. Ich habe die Freundin meines Bruders geliebt. Ich glaube nicht an Krieg, aber an die Gräuel des Krieges! Ich halte nichts von >Auge um Auge<, dafür umso mehr von einer großzügigen Entschädigungssumme für das Auge! Ich befürworte den Unterricht in sexueller Demütigung schon in der Schule! Ich finde, Antiterrorexperten sollten jedem nach Belieben unter den Rock schauen dürfen! Ich bin dafür, dass wir alle leise aufstehen, den Aborigines, unseren Gastgebern, danken, und dann alle, wie wir da sind, auswandern sollten! Ich bin der Überzeugung, dass soziale Ungleichheit nicht durch den Kapitalismus verursacht wird, sondern vielmehr auf der Tatsache beruht, dass, wenn zwei Männer und eine Frau beisammen sind, einer der Männer größer ist und die besseren Zähne hat, und der bekommt die Frau. Ich glaube daher, dass nicht die Ökonomie an der Ungleichheit schuld ist, sondern die geraden Zähne.
    Wenn Demokratie funktioniert, macht die Regierung das, was das Volk will. Das Problem ist nur, dass das Volk nur Beschissenes will! Das Volk ist ängstlich und egozentrisch und nur an der eigenen finanziellen Sicherheit interessiert! Ja, die Wahrheit ist: Es hat bis jetzt nie eine große demokratische Nation gegeben, weil es bis jetzt nie eine großartige Bevölkerung gegeben hat!
    Danke!«
     
    So weit meine Rede, für die ich hundertmal hätte gelyncht werden müssen. Aber ich machte sie zu Millionären, daher konnte ich in ihren Augen nichts Falsches tun. Selbst diese dumme, zusammenhanglose und beleidigende Ansprache fand ihre Billigung. Sie hingen an meinen Lippen. Applaudierten wie verrückt. Sie hatten noch nie etwas Ähnliches gehört. Vielleicht hatten sie aber auch nur den aufgeregten Ton meiner Stimme vernommen. Egal, ich kam damit durch, und das Einzige an diesem Abend, das mich und meine irre Ankündigung in den Schatten stellte, war eine improvisierte Rede von Oscar Hobbs, der spontan ans Mikrofon trat, um seine bevorstehende Hochzeit mit der Frau seiner Träume anzukündigen - Anouk.
     

KAPITEL DREI
    Die Gewohnheiten eines Mannes, der ein Leben lang allein gelebt hat, sind abscheulich und ihm schwer auszutreiben. Wenn keiner da ist, der es hört, kann ein Baum umstürzen, ohne ein Geräusch zu machen, und genauso wenig mache ich mein Bett. Aber Caroline zog ins Labyrinth ein, und jetzt musste ich kochen!
    Und sauber machen! Und die Pflichten teilen! Ehrlich, ich hatte keine Ahnung davon, wie das Eheleben funktioniert. Ich meine, wenn ich vom Schlafzimmer ins Badezimmer oder in die Küche gehe, ist doch das Letzte, was ich will, stehen zu bleiben und ein Schwätzchen zu halten.
    Die Ehe war jedoch nur eine Veränderung von vielen. Wie kann ich die kritischste Zeit meines Lebens schildern, wenn sie mir

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