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Vatermord und andere Familienvergnuegen

Vatermord und andere Familienvergnuegen

Titel: Vatermord und andere Familienvergnuegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Toltz
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erregt, aber tatsächlich ficken kann man diese Frauen nicht und geht deshalb frustriert wieder raus. Wo ist der Reiz bei dem Ganzen?«
    »Vielleicht sind wir beide gar nicht so verschieden, wie du denkst«, sagte ich, und er grinste. Ehrlich, mag ein Vater sich noch so aufplustern und auf Respekt und Gehorsam pochen, ich glaube, es gibt keinen Vater auf der Welt, der nicht im Grunde nur den ganz einfachen Wunsch hat: dass sein Sohn ihn mag.
    »Ach du Scheiße«, sagte Jasper. »Guck dir mal den Barkeeper an.«
    »Welchen Barkeeper?«
    »Den da. Ist das nicht einer von den Millionären?«
    Ich sah mir den schlanken Asiaten hinter der Bar genau an. War er's, oder war er's nicht? Ich war mir nicht sicher. Ich will ja nicht sagen »Die sehen alle gleich aus«, das wäre rassistisch, aber gewisse Ähnlichkeiten sind einfach nicht zu leugnen.
    »Guck doch mal«, sagte Jasper. »Der reißt sich da den Arsch auf. Welcher Millionär würde so was machen?«
    »Vielleicht hat er das ganze Geld schon ausgegeben.«
    »Wofür?«
    »Woher soll ich das wissen?«
    »Ich weiß. Vielleicht ist er einer von den Leuten, die ihr ganzes Leben so hart gearbeitet haben, dass sie es sich gar nicht anders vorstellen können.«
    Wir saßen eine Weile schweigend da und sannen über Menschen nach, deren Selbstachtung sich auf harter Arbeit gründete, und waren froh, dass wir nicht zu ihnen gehörten.
    Dann sagte Jasper: »Augenblick mal. Mensch, da ist ja noch einer von denen!«
    »Noch einer wovon?«
    »Von den verdammten Millionären! Und der da bringt gerade den Müll raus!«
    Den da erkannte ich wieder, denn er war unter den ersten Gewinnern gewesen. Es war Deng Agee! Ich war bei ihm zu Hause gewesen! Ich hatte ihn höchstpersönlich getriezt!
    »Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass...« Meine Stimme kam mir abhanden. Man brauchte es nicht auszusprechen. Wir wussten, wie groß die Wahrscheinlichkeit war. So groß wie bei einem Pferderennen mit nur einem Pferd.
    »Drecksack«, sagte ich.
    »Wer?«
    »Eddie. Er hat uns verarscht.«
    Wir fuhren direkt zum Hobbs News Building und schnappten uns die Unterlagen über die Millionäre. Wir lasen sie vor- und rückwärts, aber wir konnten nicht herausfinden, wie viele Freunde Eddie mit meinem Plan reich gemacht hatte. Er hatte mich beschissen. Er hatte mich echt beschissen. Unmöglich, dass nicht über kurz oder lang jemand darauf kam. Diese Natter an meinem Busen! Von wegen Freundschaft! Es war ein wahrhaft niederschmetternder Verrat. Ich hätte am liebsten eigenhändig die Nacht vom Himmel gezogen.
    Als wir zu Eddies Haus rasten, ging ich noch davon aus, dass Eddie, mein sogenannter Freund, mich ohne viel Federlesens aus einer Laune heraus in die Scheiße geritten hatte. Zu der Zeit wusste ich natürlich noch nicht, dass es viel schlimmer stand.
    Wir waren auf halbem Wege zu seiner Haustür und noch von dem Dschungel aus Farn verdeckt, als wir sahen, dass er uns vom Fenster aus zuwinkte. Wir wurden erwartet. Na klar.
    »Was für eine nette Überraschung«, sagte Eddie, als er uns die Tür aufmachte.
    »Warum hast du das getan?«
    »Was getan?«
    »Wir waren im Fleshpot! Wir haben die ganzen Scheißmillionäre gesehen!«
    Eddie schwieg einen Moment und fragte dann: »Du gehst mit deinem Sohn in ein Striplokal?«
    »Wir stecken in der Scheiße! Und du hast uns reingeritten!«
    Eddie ging in die Küche. Wir folgten ihm.
    »Das ist nicht das Ende der Welt, Marty - keiner weiß was davon.«
    »Ich weiß es. Und Jasper weiß es auch. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis es noch mehr Leute wissen!«
    »Ich finde, du regst dich unnötig auf. Tee?« Eddie setzte den Kessel auf.
    »Ich möchte wissen, warum du das getan hast.«
    Eddies Erklärung war armselig. Ohne eine Spur von Scham sagte er: »Ich wollte was für meine Freunde tun.«
    »Du wolltest was für deine Freunde tun?«
    »Genau. Die Burschen hatten es wirklich nicht leicht. Du kannst dir gar nicht vorstellen, was eine Million Dollars für sie und ihre Familien bedeutet.«
    »Jasper, hast du nicht auch das Gefühl, dass an seiner Erklärung was faul ist?«
    »Eddie«, pflichtete Jasper mir bei, »deine Erklärung stinkt zum Himmel.«
    »Siehst du? Selbst Jasper findet das, und du weißt, dass er und ich selten einer Meinung sind. Erklär ihm, was an seiner Geschichte faul ist, Jasper.«
    »Wenn du all deine Freunde zu Millionären gemacht hast, warum arbeiten sie dann immer noch in einem Stripschuppen?«
    Auf diese hervorragende Frage war

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