Vatermord und andere Familienvergnuegen
Leben Züge einer Tragödie annimmt, nein, besten Dank.«
Ich lud meine Pumpgun durch, visierte das Ziel an und traf zum ersten Mal an diesem Tag ins Schwarze. Ich drehte mich zu Dad und Terry um, aber keiner von ihnen hatte es gesehen. Beide reglos, wie erstarrt, zwei Brüder, die beieinanderstanden und doch in zwei völlig verschiedenen Welten lebten.
In jener Nacht igelte ich mich in meinem Bett ein. Die Salven, die Terry auf Dad abgefeuert hatte, schienen ihr eigentliches Ziel verfehlt und stattdessen mich getroffen zu haben. Mir kam der Gedanke, dass Dads kompromisslose Haltung im Angesicht des Todes eines Tages wahrscheinlich auch die meine sein würde. Trotz meiner Sehnsucht, sein absolutes Gegenteil zu sein, musste ich zugeben, dass es verstörende Gemeinsamkeiten zwischen uns gab. Auch ich besaß einen unermüdlich forschenden Geist, der die Geheimnisse der Schöpfung lösen wollte, und wie Dad verstand auch ich es nicht, mir bei dieser frucht- und endlosen Suche gelegentlich eine Auszeit zu gönnen. Ich war mir nicht sicher, ob Terry nicht in Wirklichkeit mich gemeint hatte. Er musste gewusst haben, dass Dad auch nicht ein einziges Atom seiner Persönlichkeit ändern würde, und deshalb bestand er darauf, mich auf diese Ausflüge mitzuschleppen. Mich hatte er im Visier, auf mich hatte er es abgesehen. Mir war bewusst, dass ich einen Hang zum Spirituellen hatte, der Dad fehlte, aber der war noch unentschieden und nur schwach ausgeprägt. Könnte gut sein, dass ich eines Tages aufwachen und feststellen würde, dass ich mich von meiner eigenen Mitte entfernt hatte und mich wie ein Zombie in den Fußstapfen meines Vaters bewegte.
Es klopfte an der Tür. Ich reagierte nicht, die Tür ging dennoch auf. Terry watschelte seitwärts ins Zimmer.
»Diese verdammten engen Türen. He, Jasper, ich brauch mal deinen Rat. Was können wir tun, um deinem Vater wundervolle letzte Tage zu bereiten?«
»Scheiße noch mal, Terry. Das können wir nicht. Lass ihn einfach in Ruhe.«
»Jetzt weiß ich es! Wir machen eine kleine Reise.« »Wir alle? Zusammen?«
»Ja! Aufs Land! Wir könnten Eddie besuchen und mal schauen, wie er zurechtkommt.«
»Ich glaub nicht, dass das so eine tolle Idee ist.«
»Deinem Vater geht es nicht besonders gut. Ich glaube, die Gesellschaft seines ältesten Freundes könnte genau das sein, was er braucht. Und vielleicht würde ihn auch die Landluft ein wenig beleben.«
»Du kannst ihn nicht beleben. Er verfault gerade.« »Ich werde allen Bescheid sagen.«
»Warte - was ist mit der Verbrechenskooperative? Musst du nicht Prostituierte prostituieren, Mohn wachsen lassen und mit Waffen handeln?«
»Darum können sich die anderen kümmern, bis ich zurück bin.«
»Hör doch mal, Terry. Dad berauscht sich nicht an der Schönheit der Natur. Natürliche Phänomene führen nur dazu, dass er in übelste Introspektionen verfällt. Was er braucht, ist Zerstreuung, nicht eine Reise in seine Innenwelt. Abgesehen davon schläfst du mit seiner Frau, und er weiß das.«
»Das tue ich nicht!«
»Komm schon, Terry. Ich hab gesehen, wie sie aus deinem Zimmer gekommen ist.«
»Schau, Caroline ist frustriert. Dein Vater weiß nicht, wie Schmusen geht, das ist alles. Er benutzt nur einen Arm!«
Es war sinnlos, mit Terry zu reden. Sein Entschluss stand fest. Wir würden in ein entlegenes Nest in den Bergen fahren und uns ein paar Wochen bei Eddie einnisten. Ich raufte mir die Haare und hörte, wie er Dad und Caroline die frohe Botschaft unsanft verkündete. Und obwohl es eine allseits verabscheute Idee war, packte er uns alle miteinander am nächsten Morgen in einen Jeep.
IX
Auf der Fahrt grübelte ich darüber nach, was Terry uns über Eddies Werdegang erzählt hatte. Eddies Vater war der einzige Arzt in dem abgelegenen Bergdorf gewesen, in dem sie lebten, und vom jungen Eddie wurde erwartet, dass er in die Fußstapfen seines Vaters treten werde. Es war der Wunschtraum seiner Eltern, dass Eddie die Nachfolge übernehmen sollte, wenn der Vater in den Ruhestand ging, und sie waren so darauf versessen, dass dieser Traum auch zu Eddies Traum wurde. Sie sparten sich das Brot vom Munde ab, um ihren Sohn auf die Universität schicken zu können, und Eddie, erfüllt von Dankbarkeit und Enthusiasmus, spielte mit.
Unglücklicherweise nahmen die Dinge vom ersten Tag an, da Eddie seine Lehrbücher aufschlug, einen tragischen Verlauf. Sosehr Eddie auch »seinen« Traum verfolgen und seine Eltern glücklich
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