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Vaters Befehl oder Ein deutsches Mädel

Vaters Befehl oder Ein deutsches Mädel

Titel: Vaters Befehl oder Ein deutsches Mädel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Zöller
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Lambertibrunnen. Er ist auf die Sekunde pünktlich – das lernt man bei der HJ . Wir radeln in den Boniburger Wald und legen die Fahrräder ins Gras. Es ist sonnig, aber dabei kühl und windig. Wir gehen nebeneinander, folgen einem kleinen Wildbach, dessen klares Wasser sich vorbei an glitschigen Steinen und abgebrochenen Ästen murmelnd seinen Weg sucht. Der Wind rauscht in den Baumwipfeln und streicht über mein Gesicht. Unsere Schritte sind im gleichen Takt. Wie beim Marschieren, denke ich und muss grinsen. Ein Ast, ich stolpere, und Werner fängt mich auf. Wir erreichen schließlich eine kleine Lichtung, sonnendurchflutet inmitten der dunklen uralten Bäume, übersät mit bunten Herbstblumen.
    »Dieser Wind!«, sage ich. Einer muss ja das Gespräch beginnen. Ich frage ihn nach seiner Meinung, warum wir jetzt so lange keine Alarme hatten, und tue, als wäre Hans’ Bodennebelwissen mein eigenes.
    »Da machst du dir aber erstaunlich kluge Gedanken«, sagt er und sieht mich von der Seite an. »Dabei musst du dir den Kopf doch nicht über solche militärischen Dinge zerbrechen.« Und dann erzählt er mir von der Unbesiegbarkeit unseres Heeres, der unschlagbaren Luftwaffe, die es den Tommys * schon zeigen wird. »Ich wünschte, ich wäre endlich alt genug, um Soldat zu werden«, schließt er.
    Ich sehe ihn bewundernd an und stottere so etwas wie: »Aber dann muss ich mir ja furchtbare Sorgen machen, wenn du an der Front bist.«
    Er lächelt mich an, seine blauen Augen ruhen auf mir. »Würdest du dich denn um mich sorgen?«
    »Ja, natürlich würde ich das!«, stoße ich hervor und nehme mutig seine Hand in meine. Ich spüre seine Wärme und die Kraft, die dabei auf mich überzugehen scheint.
    Und dann fragt er mich etwas, womit ich überhaupt nicht gerechnet habe. »Paula, du bist ein hübsches Mädchen, und ich mag dich. Aber ich muss wissen, was an dem Gequatsche von Franziska dran ist. Bist du wirklich mit dieser Halbjüdin Mathilda befreundet?«
    Es trifft mich wie ein Schlag in die Magengrube. Franziska, diese dämliche Zicke. Geht die mit diesem blöden Gerede überall hausieren? Dabei habe ich ihr doch klar und deutlich gesagt, dass ich Mathilda nicht mehr treffe. Ich bin stinksauer auf sie und darf es nicht zeigen. Und Werner will jetzt eine Antwort!
    »Paula? Ist alles in Ordnung? Du bist so blass geworden! Ich wollte dich nicht erschrecken, dir nichts unterstellen. Ich habe Franziska gleich gesagt, dass sie spinnt. Du würdest so etwas nie tun. Schaftführerin beim BDM und dann eine Jüdin zur Freundin! Würdest du nicht, oder?«
    »Nein«, flüstere ich, »würde ich ganz sicher nicht.«
     
    Laub raschelt unter unseren Füßen. Wir nähern uns langsam wieder unseren Rädern. Mein Herz klopft laut. »Hast du noch etwas Zeit? Ich zeige dir etwas, was unser Volk von innen unterwandert. Das ist das Nächste, wogegen meine Gruppe vorgehen wird. Es ist nicht weit von hier.« Ich lasse alle Bedenken sausen. Werner weiht mich in etwas Geheimes ein, eine bevorstehende Aktion!
    Wir verlassen das Wäldchen und fahren nach Handorf. Werner erzählt mir, dass wir uns eine kleine Scheune in der Nähe des Freibades Sudmühle ansehen werden. Um diese Zeit ist dort nichts mehr los. Werner fährt neben mir, und ich spüre, dass er mich lange ansieht. Schließlich fragt er: »Weißt du, was Swingheinis * sind oder Swings, wie sie sich selber nennen?«
    »Nein. Woher sollte ich? Swingheinis?« Ich kenne nur diese flotte Tanzmusik. Peter Kreuder und sein Orchester mit
Goodbye Johnny
oder Oskar Joost und sein
Herr Ober, zwei Mokka
. Aber Swing, das ist doch etwas Amerikanisches.
    »Diese Swingheinis sind vulgär und zeigen deutlich ihre Abneigung gegen das Neue Deutschland. Aber du siehst es ja gleich selbst.«
    Am Schwimmbad lehnen wir unsere Fahrräder an das Kassenhäuschen. Ein leichter Chlorgeruch liegt in der Luft. In der Ferne kläfft ein Hund. Werner legt einen Finger auf seine Lippen. Er nimmt meine Hand und führt mich an der Außenmauer des Schwimmbads entlang zu einem Weg, der sich durch eine Wiese schlängelt und in ein Wäldchen führt. Unter den Bäumen ist es schon richtig dunkel. Wir rutschen eine Böschung hinab und schleichen auf eine alte Scheune zu. Werner schaut sich immer wieder um. Er führt mich zu einem Fenster, aus dem schummriges Licht nach draußen dringt – und Musik!
    »Was ist das?«, flüstere ich.
    »Ein Swingklub. Hör dir doch nur diese furchtbare Negermusik an! Und wie abartig die sich

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