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Vaters Befehl oder Ein deutsches Mädel

Vaters Befehl oder Ein deutsches Mädel

Titel: Vaters Befehl oder Ein deutsches Mädel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Zöller
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und zucke zurück.
Dr. Schleebusch, Tierarzt
steht auf dem Messingschild. Es ist neu und blank poliert. Die Türglocke spielt eine Melodie und mischt sich in das Gekläffe eines Hundes.
    »Nanu, Besuch so früh am Nachmittag«, sagt eine freundliche Stimme. Ein großer Mann in einem grauen Regenmantel steht hinter mir. Seine dunklen Augen sehen mich fragend an.
    »Ich, ich …«, kommt es stotternd über meine Lippen.
    »Nun«, sagt der Mann, »hast du dich in der Haustür geirrt?«
    »Nein, ich will zu Mathilda. Sie wohnt hier. Sie war wohl verreist.«
    »Mathilda?« Der Mann beugt sich leicht zu mir herunter. Er mustert mich aufmerksam. »Verreist? Ich kenne keine Mathilda.« Er geht an mir vorbei und schließt die Tür auf. Auf der Schwelle dreht er sich um. »Du scheinst etwas durcheinanderzubringen, Mädchen.« Er zögert. »Wie heißt du?«
    »Paula. Paula Laurenz«, sage ich. »Mein Vater ist bei der Polizei.«
    Der Mann lacht. »Das scheint dir aber nicht wirklich zu helfen. Ich bin Dr. Schleebusch, Tierarzt. Das steht da auf dem Schild.« Er stößt die Tür auf. Im Flur riecht es scharf nach Reinigungsmitteln. Ein bunter Kinderball liegt vor der Treppe.
    »Georg? Georg, bist du da?«, ruft eine Stimme von oben. »Warum klingelst du denn?« Ein fleckiges Etwas purzelt freudig bellend die Treppe hinunter und zieht beißend am Regenmantel des Mannes. Dann stutzt der Hund und sieht mich an. Er knurrt leise. So etwas Hässliches habe ich noch nie gesehen. Seine Nase ist vollkommen plattgedrückt. Ein spitzer Zahn ragt aus dem Mundwinkel. Speichel tropft aus seinem Maul. Ein kräftiger Körper ruht auf unglaublich kurzen Beinen. An seinem dicken Hintern zuckt ein Stummelschwänzchen. Ich glaube, er hat nur ein Ohr.
    »Das ist Bella. Eine wahre Schönheit, nicht wahr? Eine Promenadenmischung, wie sie im Buche steht.« Bella knurrt immer noch. »Aus, Bella! Ganz ruhig. Das ist Paula. Ihr Vater ist bei der Polizei.« Der Hund setzt sich auf seinen Hintern und fiept. Er hat wirklich nur ein Ohr.
    Auf dem Treppenabsatz erscheint eine Frau. Sie ist jung und unglaublich schön. Sie trägt ein Kopftuch und hält eine Vase in der Hand. »Oh. Du hast Besuch mitgebracht.«
    Der Mann macht eine ausladende Bewegung mit der Hand. »Das ist Paula. Ihr Vater …«
    »Ja, ja«, unterbreche ich ihn. »Ich weiß nicht, warum ich das gesagt habe. Ich bin irgendwie durcheinander.«
    »Was ist mit deinem Vater? Mein Mann ist Tierarzt. Ich weiß nicht, ob er dir helfen kann, wenn du durcheinander bist.«
    Herr Schleebusch lacht. »Siehst du, Paula. Du verwirrst uns. Meine Frau, den Hund und mich. Und nur weil du dich in der Tür geirrt hast.« Er sieht seine Frau an und zwinkert ihr zu. »Ihr Vater ist bei der Polizei.«
    »Ich habe mich nicht in der Tür geirrt«, sage ich mutig. »Hier hat Mathilda gewohnt.«
    »Vielleicht kommst du einen Moment herein«, sagt die Frau und schenkt mir ein Lächeln. »Ich muss mich für Georg entschuldigen. Er ist manchmal wirklich ein ungehobelter Klotz.« Sie gibt mir die Hand und zieht mich sanft in den Flur. »Komm nur rein. Ich habe Tee auf dem Herd.«
    »Nein, nein. Es ist alles mein Fehler. Ich dachte nur, Mathilda ist wieder zurück.« Meine Stimme wird ganz klein. Ich muss tatsächlich weinen. Herr Schleebusch hat seinen Mantel ausgezogen und über das Treppengeländer gelegt. Bella reißt jetzt an seinem Hosenbein herum.
    Die Frau nimmt mich mit in den Wohnraum und drückt mich in einen Sessel. Dabei will ich gar nicht hier sein. Georg Schleebusch kommt mit einem Tablett herein. Er gibt mir eine Tasse Tee. Dann steht er in der Terrassentür. Eine Hand in der Hosentasche vergraben, raucht er eine Zigarette. Der Kräutertee ist heiß und süß. Vorsichtig nippe ich daran und nehme einen kleinen Schluck.
    Verstohlen wische ich mir die Tränen aus den Augen. Die Frau sieht mich besorgt an.
    »Deine Freundin hat hier gewohnt?«, fragt sie mit weicher Stimme.
    »Ja«, sage ich und deute zum Kamin. »Das Pferd auf dem Bild ist Astra, ihr Pferd. Nein, eigentlich ist es das Pferd ihrer Mutter. Sie ist Malerin.« Fast wäre mir herausgerutscht, dass sie Jüdin ist. Die Frau sieht zu ihrem Mann hinüber.
    »Wir wissen nichts von den Leuten, die hier gewohnt haben. Aber das Bild gefällt uns. Georg mag Pferde. Nicht wahr, Georg?«
    »Ja«, sagt Herr Schleebusch und zieht an der Zigarette. »Wir haben das Haus so gekauft. Die Bank sagte uns, dass die Vorbesitzer – ich glaube sie hießen

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