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Vaters Befehl oder Ein deutsches Mädel

Vaters Befehl oder Ein deutsches Mädel

Titel: Vaters Befehl oder Ein deutsches Mädel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Zöller
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uns.«
    Warum muss sie das so rausposaunen? Aber es stimmt ja. Ich spüre, wie Kraft und Zuversicht zurückkehren. Solche Dinge passieren nun mal.
Es hat alles seine Ordnung,
sagt Papa. Es ist das Normalste der Welt.
    »Ich werde meinen Puppenwagen verschenken«, erwidere ich. »An Eva und Theresa. Und Mona und Brumm lege ich dazu. Meint ihr, sie werden Brumm liebhaben? Ihm fehlt schließlich ein Arm.«
    »Na klar.« Hans schlürft genüsslich Suppe. »Wir erklären ihn zum Kriegshelden. Mir fällt da bestimmt eine erstklassige Geschichte ein.«
    »Darüber macht man keine Witze«, erwidere ich. »Außerdem willst du doch nur von der wahren Geschichte ablenken. Wenn ich mich richtig erinnere, hast du ihn doch auf dem Gewissen.«
    »Vielleicht, Schwesterchen. Aber nur, weil du ihn nicht loslassen wolltest.«
    »Zankt nicht, Kinder. Ich packe die Sachen zusammen, und dann ab durch die Mitte mit euch. Und keine Sorge, Hans. Den Abwasch schaffe ich schon.«
     
    »Nett von deinem Bruder, sich um den Garten zu kümmern. Meine Mutter kommt einfach nicht dazu. In ihrem Betrieb machen sie jetzt Doppelschichten. Sie ist immer so furchtbar müde.«
    Ich liege auf meinem alten Bett und sehe durch das Fenster in der Gaube in den Himmel. Gertrud räumt ihren Wäscheschrank ein. Sie hat auch meinen alten Schreibtisch behalten. Herr Heitkamp hat die Platte abgeschliffen und gebeizt. Er sieht aus wie neu. Gertrud hat Bilder aufgehängt, und ein roter Teppich liegt auf den frisch gewachsten Hobeldielen.
    »Ein eigenes Zimmer! Mensch, Paula, ich kann es immer noch nicht glauben. Eigentlich geht es uns doch verdammt gut.«
    Als ich am Abend hinter Hans und dem rumpelnden Bollerwagen nach Hause gehe, fühle ich mich seltsam unbeschwert. Wir haben Eva und Theresa zu Bett gebracht. Sie sind mit Brumm und Mona im Arm eingeschlafen. Der Puppenwagen hat frische Bezüge bekommen und steht mitten in ihrem Zimmer. Alles scheint so leicht zu sein. Hier, mit Hans in der Dämmerung, auf dem Weg nach Hause.
     
    Die Kartoffelferien beginnen in der nächsten Woche, und ich werde heute mit den Mädchen die vierzehntägige Fahrt ins BDM -Lager nach Nottuln planen. Es ist meine zweite Lagerfahrt, aber die erste, die ich als Schaftführerin vorbereite. Natürlich wird das keine Spazierfahrt, sondern wir werden zur Kartoffelernte und zu anderen Arbeiten eingesetzt. Trotzdem freuen wir uns auf die Fahrt. Sie bedeutet für viele der Mädchen, weg von zu Hause zu sein, gemütlich auf Stroh in der Bodenkammer schlafen zu können, zu quatschen und zu reden bis spät in die Nacht – wenn einem nicht vorher vor Müdigkeit die Augen zufallen. Die Arbeit nimmt man dabei einfach in Kauf. Und die Verpflegung ist besser als der Einheitsbrei zu Hause.
    In Gedanken gehe ich noch einmal die Dinge durch, die ich heute Nachmittag besprechen möchte.
    Da sehe ich Franziska und Werner, wie sie Händchen haltend den Zwinger betreten. Es versetzt mir einen Stich. So schnell haben die beiden sich gefunden? Ich gebe mir einen Ruck. Die kann mir nicht weh tun, die nicht! Ich werde mir nichts anmerken lassen! Mit ausdrucksloser Miene betrete ich das Gebäude. Meine Kehle ist wie ausgetrocknet. Ich gehe nach hinten in die Küche, um einen Schluck Wasser zu trinken.
    Als ich zurückkomme und die Tür unseres Gruppenraumes öffne, höre ich schon Franziskas Stimme. Sie spricht lang und gedehnt, damit alle es hören. »Wenn ich ehrlich bin, habe ich gar keine Lust, mit Paula als Schaftführerin zu fahren. Man kann ihr nicht vertrauen.« Sie sitzt dabei auf ihrem Stuhl, die Arme trotzig über der Brust verschränkt, die Knie übereinandergeschlagen.
    Es wird sofort still, als ich eintrete. Die Blicke der Mädchen wandern zwischen Franziska und mir hin und her. Sie wissen von Werner und mir. Und dass Franziska sich Werner geangelt hat, hat ja eben jeder sehen können. Ich atme tief ein und tue, als hätte ich nichts gehört, klappe mein Dienstbuch auf und trage die Anwesenden ein.
    »Was meinst du damit, Franziska? Wieso kann man Paula nicht vertrauen?«, fragt Gertrud. Sie ist wütend von ihrem Stuhl aufgestanden.
    Ich sehe zu Franziska. Sie hat sich verändert. Ist es ihr Verliebtsein, das sie erwachsener und hübscher aussehen lässt? Ihr Busen zeichnet sich selbst unter der langweiligen BDM -Bluse deutlich ab. Die Wangen sind leicht gerötet, die von langen Wimpern umschatteten Augen leuchten geradezu. Ihre vollen roten Lippen sehen aus, als hätte sie Lippenstift

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