Vaters böser Schatten
stand auf, strich ihr sanft übers Fell und schmiegte sich an sie.
Als das Lied zu Ende war, befestigten Leon und Taylor das Kreuz an dem Holzbalken.
Ryan versuchte durch seine Tränen hindurch zu lächeln, doch es wollte ihm nicht so ganz gelingen, also setzte Leon sich auf den Holzbalken und zog Ryan in eine feste Umarmung, die sie erst lösten, als Maggie und Taylor sich verabschiedeten.
„Ich danke dir, Taylor. Das war … oh Mann …“ Unbeholfen wischte sich Ryan über die Wangen.
„Keine Ursache. Hauptsache, es hat dir gefallen.“
„Jaah! Sehr sogar.“ Ryan umarmte die beiden.
„Taylor, könnt ihr mich mitnehmen?“, fragte Michelle.
„Klar.“
Ryan trat auf sie zu. Er musste nichts sagen, Michelle verstand ihn auch so. „Ich liebe dich, vergiss das nie!“, flüsterte er, küsste sie kurz und lächelte.
„Du bist ein unglaublicher Mensch, Ryan. Ich glaube, nur die wenigsten wissen, zu welchen Emotionen du eigentlich fähig bist.“ Sie küsste ihm eine Träne von der Wange, lächelte und stieg dann zu Taylor ins Auto.
Eileen, Sandra und Tom setzten sich mit einer Flasche Wein ins Wohnzimmer, während Linda, Leon und Ryan am Anbinder blieben.
Das Wochenende ging schnell vorbei. Als Tom, Sandra und Linda sich am Sonntagabend verabschiedeten, flossen bei Eileen reichlich Tränen.
„Würdest du jetzt bitte aufhören, zu weinen? Es wird alles wieder gut, du wirst sehen!“, lächelte Sandra.
Linda ging auf Ryan und Leon zu. „Wir sehen uns im Chat?“
„Klar! Ich schreib dir und außerdem können wir auch telefonieren“, sagte Ryan.
„Leon, es war schön, dich kennenzulernen.“ Linda und Leon umarmten sich kurz, dann wandte sie sich Ryan zu. „Pass auf ihn auf. So was Heißes gibt es nicht überall.“
Ryan lacht leise auf. „Ja, ich weiß. Aber keine Sorge, den gebe ich nicht mehr her.“ Sie umarmten sich zum Abschied. Er ging zu Tom, der den Arm um seine Frau gelegt hatte. „Danke noch mal!“, sagte er leise.
Tom lächelte. „Du bist ziemlich einzigartig, Ryan. Kaum zu glauben, dass mein beknackter Bruder so was auf die Beine gestellt hat. Das müssen wohl die guten Gene von Eileen sein.“ Lachend umarmten sie sich.
„Ja, das denke ich auch und all diese wunderbaren Gene liegen brach, weil es keine Enkelkinder gibt“, knurrte Eileen.
Leon legte ihr den Arm um die Schultern. „Ja, das ist wohl wahr, aber wir geben uns Mühe, das zu ändern.“
Kopfschüttelnd und lachend trat Ryan zurück, als die Drei ins Auto stiegen und stellte sich hinter Leon. „Wollen wir üben gehen?“, flüsterte er ihm ins Ohr.
Leon wandte ihm den Kopf zu und grinste. „Klar, und du liegst unten!“
Eileen musterte die beiden. „Ich bin froh, dass ich solch einer Diskussion nie ausgesetzt war. Oben liegen, unten liegen … Hauptsache, der Orgasmus ist gigantisch. Da ist der Rest doch nun wirklich Wurst!“
Ryan starrte seine Mutter an. So hatte sie nie geredet. Die Trennung von ihrem Mann schien ihr gut zu bekommen. „Hab ich dir je gesagt, dass du die coolste Mum der Welt bist?“, lachte er und schloss sie in die Arme.
„Nein, aber ich hab’s mir schon gedacht.“
Ryan sah zwischen seiner Mutter und seinem Freund hin und her. „Ich kann euch gar nicht sagen, wie glücklich ich bin. Das ist alles …“, plötzlich liefen ihm die Tränen übers Gesicht.
Leon stutzte und wischte sie ihm sanft ab. „Hey, was ist?“
„Nichts! Ich stelle nur gerade fest, dass mein Leben endlich so ist, wie es sein sollte. Nur meine Mum, mein Freund und Michelle. Mehr brauche ich nicht, und es ist niemand da, der mir blöde kommt!“ Ryan lachte leicht.
„Leon, nimm deinen Snoopy mit hinein. Ich mache das Abendessen.“
Am nächsten Tag in der Schule war Ryan wieder ganz der Alte. Dumme Kommentare ließ er an sich abprallen und das erste Mal, seit er überhaupt zur Schule ging, hatte er mit seinen Freunden richtig Spaß. Er hatte nicht einmal das Bedürfnis, seine Ruhe haben zu wollen. Ganz im Gegenteil, er sehnte sich nach den Pausen, wo er mit allen auf der Wiese sitzen und herumalbern konnte. So fühlte es sich also an, wenn man ein Teenager war.
Nach der Pause begaben sich Michelle, Leon und Ryan ins Sekretariat.
„Guten Morgen, Mrs. Kindler. Wir suchen Mr. Hageman. Wissen Sie zufällig …“, setzte Ryan an.
Die Sekretärin, die schon etwas in die Jahre gekommen war, lächelte munter. „Aber ja. Er ist beim Rektor. Ich frage mal, ob er Zeit hat.“ Sie stand auf und klopfte an
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