Vaters böser Schatten
seiner Art. Ich war mit ihm auf der Westweide. Er hat wirklich ein Händchen für die Tiere. Sollen wir echt darauf verzichten, nur weil Leon eifersüchtig ist?“
„Die Frage ist doch eine ganz andere, Ryan. Kannst du auf ihn verzichten, weil Leon Angst hat? Eifersucht ist ein normales Verhalten. Ich bin auch eifersüchtig. Und …“
„Hier geht’s aber um die Firma, Julius. Nicht um meine Beziehung zu Leon.“
„Falsch, es geht um beides. Ihr lebt hier. Das ist nicht nur euer Arbeitsplatz, das ist auch euer Heim. Ihr könnt nicht einfach kündigen und gehen. Stellst du ihn ein, hat Leon ihn Tag für Tag vor der Nase sitzen. Er muss mit ansehen, wie der Kerl dich anschmachtet. Es ist egal, wie sehr er euch oder dir vertraut, Ryan.“ Mit erhobenen Augenbrauen musterte Julius seinen jungen Boss. „Denk mal in Ruhe darüber nach.“
Leon war eine Weile durch die Gegend gefahren, dann hatte es ihn praktisch nach Hause gezogen. Er hielt zwar den Schlüssel in den Händen, doch es erschien ihm falsch, einfach hinein zu platzen. Immerhin wohnte er nicht mehr in diesem Haus. Nach einigem Zögern klingelte er.
„Leon …“ Maggie sah ihn verwirrt an. „Warum klingelst du?“
„Naja … ich wohne nicht mehr hier, richtig? Ich … kann ja nicht einfach so … reinplatzen.“
„Du bist vielleicht ein Spinner. Natürlich kannst du das. Nun komm rein. Du siehst, mit Verlaub gesagt, bescheiden aus.“
„Danke für die Blumen, Mum.“ Leon betrat das Haus und sah sich um, als sei er noch nie hier gewesen. „Wo sind die anderen?“
„Riley und Steph sind im Garten, Andy ist bei Juliette und Dad ist noch in der Praxis. Was ist los, hm?“
Leon überging die Frage. „Wer ist Juliette?“
„Ein Mädchen aus seiner Klasse. Ich glaube, er hat einen dezenten Narren an ihr gefressen“, lächelte Maggie.
Leon hob die Augenbrauen. „Verstehe. Er ist verknallt.“
„Er bestreitet es.“ Maggie stellte ihrem Sohn eine Tasse Kaffee auf den Tresen in der Küche. „Und nun sage mir bitte, was dich hertreibt.“
Lange schaute Leon auf das dunkle Getränk, schien gedanklich meilenweit weg. „Ryan hat jemanden eingestellt“, sagte er dann nur.
„Okaaaay … und der ist … nicht gut für die Farm?“
„Doch. Vermutlich ist er perfekt. Aber er ist jung, sexy … und hinter Ryan her.“
„Oh … ich verstehe. Du bist eifersüchtig.“
Leise knurrte Leon auf. „Ihr sagt das alle so, als wäre das etwas Verwerfliches. Ja, ich bin eifersüchtig. Der Typ sieht gut aus, er ist perfekt für die Farm. Was … kann ich bieten, hm? Ich meine … ich laufe vor jedem scheiß Krabbelvieh davon. Ich passe nicht wirklich dahin. Dieser … Jared ist perfekt.“
Maggie schwieg einen Moment. „Du bist dumm!“
„Wie bitte?“ Leon starrte sie mit großen Augen an.
„Du bist dumm“, wiederholte Maggie. „Glaubst du wirklich, dass Ryan seine Gefühle an den Fähigkeiten der Farm festmacht? Dass er sich für diesen Jared entscheidet, gegen dich - weil der keine Angst vor Krabbeltieren hat?“
„Nein … ich …“ Leon runzelte die Stirn.
„Er sabbert ihm nach? Verdammt, das ist doch egal. Zeig ihm, wo Ryan hingehört. Markiere dein Revier. Leon, du bist ein gut aussehender, talentierter und geschickter Farmarbeiter. Nur weil dir die Schafe nicht blökend hinterher rennen, heißt es nicht, dass du für die Farm nicht weniger wichtig bist. Julius ist begeistert von dir. Wenn du jetzt kneifst, gibt’s du deinen Platz dort freiwillig auf.“
Leon war hin und her gerissen. Einerseits wusste er, dass seine Mutter recht hatte, andererseits konnte er nicht damit umgehen, dass Ryan Jared tatsächlich eingestellt hatte, obwohl er Einwände gehabt hatte. „Kann ich ... heute Nacht hier bleiben?“
„Natürlich kannst du das, aber … Leon, eines sollte dir klar sein. Du kannst in Zukunft nicht immer zu uns flüchten, wenn du Streit mit Ryan hast, okay? Du wohnst jetzt bei ihm. Klärt das.“
Leon nickte niedergeschlagen und verkrümelte sich ins Gästezimmer. Es war ein seltsames Gefühl, im eigenen Elternhaus im Gästebett zu schlafen und als er wenig später unter der Decke lag, knurrte er frustriert auf.
Ryan hatte seine Arbeit beendet und stand am Anbinder, mit Blick auf das Hoftor. Er wartete, wartete darauf, dass Leon nach Hause kommen würde, doch nach einer geschlagenen Stunde beschlich ihn das ungute Gefühl, dass er umsonst wartete. Und alles, weil er einen neuen Mitarbeiter eingestellt hatte? Das gab’s
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