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Vatikan - Die Hüter der Reliquie (German Edition)

Vatikan - Die Hüter der Reliquie (German Edition)

Titel: Vatikan - Die Hüter der Reliquie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antonia Günder-Freytag
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uns zu den Männern im Schankraum zu setzen. Allein das Wort setzen tat uns schon weh. Die Wirtin brachte uns heißen Gewürzwein, eine duftende Suppe und warmes Brot. Als sie uns jammernd auf dem Bett liegend vorfand, brachte uns die gute Seele eine Salbe, die uns für den weiteren Weg von unschätzbarem Wert wurde. Wir verarzteten uns, was bei Lisette einen neuerlichen Weinkrampf hervorrief. Sie schniefte in ihre Suppe, doch nach dem dritten Schluck warmen Weins war sie tief eingeschlafen. Ich betrachtete sie nachdenklich. Wenn sie jedes Mal so tief einschliefe, dann wäre es schwierig, sie wach zu bekommen. Allerdings war es auch wichtig, dass sie ihren Schlaf bekam. Der Ritt war anstrengend gewesen und ich konnte mir nicht vorstellen, dass die nächsten Tage weniger anstrengend würden. Ich beschloss, sie noch die nächsten Abende Wein trinken zu lassen, aber nachdem wir in das Gebiet der Berge kamen, würde ich ihr Wasser zu trinken geben. Völlig erschöpft legte ich mich hin und war ebenfalls in der nächsten Sekunde eingeschlafen.
    Am nächsten Morgen wankten wir die Treppe hinunter. Als uns die Männer in der Gaststube erblickten, lachten sie. Vor allem als Lisette erklärte, dass es nichts zu lachen gäbe und ihr der Hintern wehtäte.
    »Der wird dir noch aus ganz anderen Gründen wehtun«, sagte der Graf und alle stimmten in sein Lachen ein. Ich verstand den Witz nicht, aber an der Art des Gelächters erkannte ich, dass es sich um eine Zote handelte. Ich starrte ihn zornig an, weil Lisette wieder in Tränen ausgebrochen war. Für den Blick erhielt ich eine Ohrfeige.
    »Weiber«, rief der Graf. »Nichts als Ärger. Mir tut der Hintern weh!« Er äffte Lisette nach. »Mir sitzt ein Furz quer.« Wieder lachten alle. »Wir reiten.« Mit diesen Worten leerte er seinen Becher, der bestimmt nicht der erste des Tages war.
     
    So ritten wir fünf Tage. Wir waren nicht schnell. Das war mir einerseits recht, weil mir alles wehtat. Andererseits war ich unruhig, weil ich erst nach Überquerung der Grenze Salvador wiedersehen würde. Lisette weinte wieder. Je näher wir Spanien kamen, desto verzweifelter wurde sie.
    Sie sprach kein Wort spanisch und fragte mich, wie sie so die Herrin eines Hofes werden solle. Ich versuchte, sie zu beruhigen, und erklärte ihr, dass Almadar ihr bestimmt einen Hauslehrer zur Seite stellen würde. Wie gern hätte ich sie mit der Wahrheit beruhigt.
    »Meinst du, der könnte mir auch Schreiben und Lesen beibringen?« Lisettes Tränen hörten auf zu fließen.
    »Bestimmt auch Lesen und Schreiben, wenn du es wünschst.«
    »Dann könnten wir uns wenigstens Briefe schreiben.«
    Es freute mich, dass sie wissbegierig war. Ich nahm mir vor, Salvador um Unterricht zu bitten, wenn wir erst an seinem Hofe wären. Ich war mir sicher, dass ein Mann, der nicht vor einem Bruch mit seinem Vater zurückgeschreckt war, weil er studieren wollte, nichts gegen einen Hauslehrer einzuwenden hätte. So kamen wir nach einer Woche langsamer Reise – ich hatte mich mittlerweile an das Reiten gewöhnt – in das spanische Grenzgebiet.
    Spanien! Dies sollte meine neue Heimat werden. Ich sah mich neugierig um, doch ich stellte fest, dass es keine Besonderheiten gab. Frankreich hinter mir sah genauso aus wie Spanien vor mir. Die Landschaft hatte sich in der letzten Woche unserer Reise auch nicht sonderlich geändert. Pinienwälder so weit das Auge reichte. Das Meer zur Rechten in seiner aufpeitschenden Wildheit war wunderschön. Das Reisen gefiel mir mittlerweile. Ich war nie weiter als bis zum Markt gekommen und jetzt genoss ich die Landschaft, die langsam an mir vorbeizog.
    Ab diesem Abend, unserem ersten Abend in Spanien, verbot ich Lisette, Wein zu trinken. Ich selbst war so aufgeregt, ich hätte einen ganzen Krug des stärksten Weines trinken können und hätte nicht geschlafen. Ich war sicher, dass Salvador noch diese Nacht zu uns kommen würde. Wir lagen in einem Gastzimmer im oberen Stockwerk und ich hatte das Fenster offen gelassen, um jedes Geräusch zu hören.
    Zu meinem großen Ärger war ich gegen Morgen eingeschlafen und wurde erst durch lautstarkes Klopfen wach. Übermüdet und enttäuscht setzte ich mich in den Sattel. Lisette versuchte, mich zu unterhalten und aufzuheitern, so wie ich sonst sie. Sie plapperte manch kindliches Geschwätz, machte mich auf besondere Pflanzen am Wegesrand aufmerksam und war überhaupt guter Laune. Wir ritten weiter, immer weiter. Ich rief mir die Karte vor Augen, die

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