Vatikan - Die Hüter der Reliquie (German Edition)
Totenreich an.«
Ich zuckte zusammen.
»Wenn sie uns an ihrer Gabe teilhaben ließen, dann müssten wir nichts fürchten. Die Römer würden lernen, uns zu fürchten.« Leises Gelächter schallte herüber. Ich war erschrocken und machte Argyle auf das Gespräch aufmerksam, das sich immer noch um uns drehte.
»Woher wissen sie von uns?« Argyle hatte mich in seinen dunklen Raum geladen.
Wir konnten nicht länger beten. Laurentius sah uns fragend an. Wir setzten ihn schnell in Kenntnis über das, was wir vernommen hatten.
»Wir müssen ihnen durch unsere stete, nächtliche Aktivität aufgefallen sein. Die Gläubigen des Osiris glauben, dass es die Zeit des Todes ist. Die Nacht ist der Tod des Tages. Osiris ist der Totengott. Sie wissen, im Gegensatz zu anderen Menschen, bereits von Vampyren. Es wird behauptet, der erste Vampyr war ein Ägypter.«
Argyle und ich starrten Laurentius ungläubig an.
»Woher weißt du denn solche Sachen?«
»Miguel hat eine Zeit nur Bücher über okkulte Dinge gelesen. Ich habe sie auch gelesen. Miguel ist sogar nach Ägypten gereist, um ihn zu finden.« Laurentius schnaubte.
»Hat er ihn gefunden?«, fragte Argyle.
Davius, der in unserer Nähe stand, bedachte uns mit fragenden Blicken.
Wir mussten auch merkwürdig auf ihn gewirkt haben, wie wir im Kreis standen und uns gegenseitig ins Gesicht sahen.
»Er hat es mir nicht erzählt. Allerdings hat er mich nach dieser Reise infizieren lassen. Also entweder hat er ein interessantes Buch oder diesen Vampyr gefunden.«
Ich nickte. Das ergab Sinn. Jemand musste Miguel auf die Idee mit der Familieninfizierung gebracht haben.
Unsere Unterhaltung wurde gestört, als einer der Osiris-Mystiker zu uns kam und sich tief verneigte. Trotz der befremdeten Blicke der anderen Christen folgten wir ihm zu seiner Gruppe. Jetzt erst sahen wir, dass sie auf eine spezielle Art gekleidet waren. Sie trugen ihre Tuniken der Hierarchie nach sorgfältig in Falten gesteckt. Der Mann, der einen silbernen Stirnreif trug und dessen Tunika am raffiniertesten gesteckt war, stellte sich als Alam vor.
»Wir haben nicht viel Zeit, darum möchte ich gleich zu unserem Anliegen kommen. Wir wissen, dass Ihr nicht in die Gemeinschaft der Lebenden gehört. Darum wollen wir Euch untertänig bitten, diesen Zustand mit uns zu teilen.« Er verbeugte sich tief. Die anderen Okkultisten taten es ihm gleich.
»Ihr irrt.« Argyle war vorgetreten. Laurentius hielt sich schräg vor mir.
»Das tun wir nicht, Bluttrinker.« Ein anderer war Argyle entgegengetreten. Ich sah an seiner Miene, dass er nicht lange zu debattieren gedachte.
»Wir kennen euch Kreaturen. Ihr seid Isis’ und Osiris’ Kinder. Ihr müsst uns retten.«
Ich drehte mich um und sah in Davius’ Augen. Er war uns gefolgt und hatte jedes Wort vernommen. Da sein Blick mir unangenehm war, schlug ich die Augen nieder. Plötzlich wurde es unnatürlich still. Die Christen in unserem Rücken hatten aufgehört zu beten und waren näher gekommen. Dann geschah das, was wir gerade zu vermeiden suchten.
Alam wandte sich an die christliche Gemeinde und sprach zu ihnen. »Wisst ihr eigentlich, wen ihr die ganze Zeit eure Brüder und Schwester genannt habt? Seid ihr euch bewusst, welche Kreaturen das sind? Das sind Blutsauger, Unheilbringer, Untote!«
Die letzten Worte hatte er geschrien, damit es auch die, die ganz hinten standen, hörten. Die Christen bekreuzigten sich und einige hielten ihre Kreuze hoch. Wir wichen zurück und zu meinem Erschrecken knurrte Argyle.
Ich trat vor. In mir war keine Angst, ganz im Gegenteil: Den Mut, den ich verspürte, wollte ich diesen Christen geben. Ich wusste, Gott war bei mir und ich brauchte mich nicht fürchten.
»Es ist wahr, was der Mann sagt«, rief ich und sah Argyles erschrockenen Blick. »Unwahr ist allerdings, dass wir Unheilbringer sind. Seit Monaten leben wir in eurer Gemeinde und haben niemandem geschadet. Wir stehen hier und sind bereit, für Gott und unseren Glauben zu sterben. Ist das nicht ein Grund, zu verstehen, wie groß Gott ist? Wenn selbst solche Geschöpfe wie wir auf Gottes Seite stehen?«
Die Menge rumorte, Rufe kamen auf. Rufe, die unseren Tod forderten. Es war absurd. Wir erklärten uns bereit, für Gott zu sterben, und die Menge wollte unseren Tod. Ich sah mich Hilfe suchend um. Davius runzelte die Stirn, aber plötzlich erhellte ein Lächeln sein Gesicht. Er nickte mir zu. Der Vorsteher des Klosters versuchte, seine aufgebrachte Gemeinde zu beruhigen,
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