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Vatikan - Die Hüter der Reliquie (German Edition)

Vatikan - Die Hüter der Reliquie (German Edition)

Titel: Vatikan - Die Hüter der Reliquie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antonia Günder-Freytag
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Davius redete auf seinen Studienkreis ein, aber umsonst. Die Christen waren in Angst versetzt und aufgeregt. Mein Geständnis war Beweis genug, dass sie es mit Teufeln zu tun hatten. Wir wurden zur Zielscheibe ihrer aufgestauten Angst, ihrer Emotionen. Es kam zum Tumult.
    Argyle stellte sich vor mich, Laurentius wich nicht von meiner Seite. Die Christen kamen schimpfend auf uns zu, die Okkultisten boten uns ihre Hilfe an, wenn wir sie infizierten. Der Vorstand des Klosters versuchte, die Menschenmenge aufzuhalten, doch es war zu spät. Sie wollten unseren Tod. Argyle und Laurentius wehrten sich nach Kräften, sie schirmten mich ab, so gut sie konnten. Allerdings wurden sie durch den Anblick der emporgehaltenen Kreuze behindert. So konnte ein Mann die Verteidigung, die sie um mich aufgebaut hatten, durchbrechen und dieser schlug mir mit aller Macht ins Gesicht. »Schweig, du Hure des Satans«, brüllte er, bevor Argyle ihn zurückreißen konnte. Ich schmeckte Blut, mein eigenes Blut. Ich verstand zuerst nicht, was passiert war, denn ein Vampyr verspürt keinen Schmerz. Das, was wir verspüren, ist die Erinnerung an Schmerz. Der Schlag des Mannes hatte mir die vorderen Zähne aus dem Mund gedroschen.
    Die durch den Lärm alarmierten römischen Soldaten unterbanden den Aufstand. Mit eiserner Hand griffen sie in den aufgebrachten Pöbel und führten die, die am lautesten schrien, und uns, die wir mitten in dem Aufruhr steckten, ab. Ich hatte keine Zeit, Angst zu empfinden oder mir Sorgen zu machen, ob es tagte. Ich war damit beschäftigt, nach meinen Zähnen zu suchen und tastete mit der Zunge an meinem oberen Kiefer entlang. Das Zahnfleisch war wieder verheilt und blutete nicht mehr, doch wuchs kein Zahn nach. Zwei Soldaten packten mich am Arm und schleiften mich aus der Zelle. Ich sah, wie Davius meine Zähne einsteckte. Es wäre mir gar nicht aufgefallen in dem ganzen Gerangel, wenn er sie nicht hochgehalten und mich darauf aufmerksam gemacht hätte.
    Wir wurden zum Richtplatz geführt. Es war Nacht. Der Feuerschein war in ganz Alexandria zu sehen. Das war es, was die Römer wollten. Sie wollten, dass die ganze Welt sähe, was mit Menschen passierte, die sich ihrem Willen entgegenstellten. Man fesselte uns an Säulen und folterte uns. Wir wurden geschlagen und ausgepeitscht, es war mir egal. Ich wollte sterben, je schneller, desto besser. Die Szene im Verlies hatte mir gezeigt, auf welche Ideen Menschen kamen, wenn es um die Unsterblichkeit ging. Zwischen der Folter, die die Knechte inzwischen mit glühenden Stäben praktizierten, wurden wie immer wieder gefragt, ob wir nicht unserem Glauben abschwören wollten. Ob wir uns Kaiser Decius’ Dekret beugen wollten.
    »Lieber sterbe ich für meinen Gott, der der einzig wahre ist, als dass ich mich euren heidnischen Götzen beuge«, rief Laurentius laut vernehmlich über den Hof.
    Aus der Menschenmenge erschallten Buhrufe. Laurentius betete laut. Argyle und ich fielen ein. Jeder um uns herum sollte hören, dass wir von unserem Glauben um kein Jota abwichen.
    »Warum nuschelst du, Apollonia?«, rief Argyle mir zu.
    »Man hat mir im Tumult die Zähne ausgeschlagen«, schrie ich zurück, um die Lautstärke zu übertreffen, die mittlerweile auf dem Richtplatz herrschte. Männer und Frauen brüllten, beteten, lachten, kreischten. Es war ohrenbetäubend. Laurentius und Argyle hörten auf zu beten und sahen bestürzt zu mir.
    »Das ist alles sinnlos«, rief Laurentius.
    »Was ist sinnlos?« Ich hatte die Tragweite des Verlustes noch nicht verstanden, oder ich wollte sie auch nicht verstehen.
    »Entweder du verbrennst mit deinen Zähnen, oder es hat keinen Sinn, dass du stirbst. Wo sind deine Zähne?«
    »Davius hat sie eingesteckt.«
    »Der schwört gerade ab. Sie lösen seine Fesseln. Es hat keinen Sinn, dass wir in die Flammen gehen«, seufzte Argyle.
    »Wir werden widerrufen müssen«, stöhnte Laurentius.
    »Niemals.« Ich war mir sicher.
    »Apollonia, sieh doch ein, es hat keinen Sinn, aus dieser Welt zu scheiden, wenn noch ein Teil von dir hierbleibt. Wir müssen handeln!« Laurentius zerrte an seinen Fesseln, als er sah, dass Davius von Soldaten abgeführt wurde.
    »Erst mit deinen Zähnen können wir für unseren Glauben sterben.« Argyle sprach beschwörend auf mich ein.
    Die Folterknechte, die sich wahrlich bemühten, eine Reaktion von uns zu erhalten, waren mittlerweile von unserem Verhalten irritiert. Andere Christen weinten, flehten, schrien – wir standen da und

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