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Vatikan - Die Hüter der Reliquie (German Edition)

Vatikan - Die Hüter der Reliquie (German Edition)

Titel: Vatikan - Die Hüter der Reliquie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antonia Günder-Freytag
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in seinem weiten Ärmel befand.
     
    *
     
    Als ich die Augen aufschlug, lag ich in einem unbekannten Raum, der nur durch Kohlebecken beleuchtet wurde. Sonst hielt sich niemand hier auf. Ich erhob mich und sah an mir herab. Meine Kleidung, oder was von ihr übrig war, hing verbrannt an mir herunter. Ich erinnerte mich, dass das Feuer bereits mein Gesicht erreicht hatte, und tastete es ab. Zu meinem Erstaunen war keinerlei Verletzung zu spüren. Ich empfand auch keine Schmerzen, was deshalb verwunderlich war, da die Sofortheilung der Vampyre bei Brandwunden nicht wirkte. Brandwunden verheilten sehr langsam bis gar nicht und hinterließen Narben. Viele Fragen bestürmten mich. Wieso war ich nicht in den Flammen umgekommen, wussten Argyle und Laurentius, wo ich mich befand? Wo war ich? Ich blickte mich um. Der Eigentümer des Raums war kein armer Mensch, das konnte ich an den kostbar gearbeiteten Gegenständen erkennen. Neben mir stand ein verzierter Krug, in dem sich Tierblut befand. Also war ich bei jemandem, der von meinem Wesen und meiner Einstellung wusste. Ich trank einen Schluck, denn ich brauchte Kraft, da mich der Gedanke an meine weitere Existenz auf Erden traurig und mutlos machte. Dann raffte ich mich auf. Die Überlegung, dass mich Gott vielleicht noch brauchen würde und eine Aufgabe für mich hätte, ließ mich aufstehen und mich genauer umsehen.
    Die Tür war verschlossen, stellte ich fest. Man hatte mir frische Kleidung und Wasser bereitgestellt. Ich war rußig, darum nahm ich beides in Anspruch. Während ich mich wusch, fragte ich mich, wer mich eingesperrt hatte. Ich musste nicht lange auf die Antwort warten.
    Die Tür wurde geöffnet und ein alter Mann trat ein. Er schien ein hoher Würdenträger zu sein, da er sehr kostbare Kleidung und einen Stirnreif trug. Es erschien mir angebracht, mich zu verneigen.
    »Apollonia.«
    Ich sah erstaunt auf. Woher kannte er mich? Er schwieg und schien mich ebenso zu betrachten, wie ich ihn. Seine Haut war bleich, fast pergamentartig und faltig. Seine langen Haare trug er zu einem schütteren Zopf gebunden, der grau auf die schmächtigen Schultern fiel. Seine Hände waren knochig, die Gelenke angeschwollen und dick. Er musste sehr alt sein.
    »Er ist mehr als zweitausend Jahre alt«, beantwortete eine Stimme meinen Gedanken. Die gedankliche Stimme war volltönend und stark, ganz im Gegensatz zu der brüchigen, des Alten.
    »Zweitausend Jahre?«, flüsterte ich unwillkürlich und überlegte mir, ob dies der Vampyr war, von dem Laurentius gesprochen hatte.
    Der Alte nickte. »Miguel hat ihn aufgesucht.«
    Ich wurde vorsichtig und dachte an meinen dunklen Raum.
    »Der wird nichts nutzen. Er ist zu alt, zu mächtig, als dass man einen Gedanken vor ihm verbergen könnte.« Der Alte schwankte leicht beim Gehen und es fiel ihm sichtlich schwer, als er auf mich zukam. »Das Alter ist ein Fluch. Er versteht Miguel. Er wird ihm helfen.«
    In meinem Kopf überschlugen sich die Gedanken.
    »So unversöhnlich gegenüber dem eigenen Fleisch und Blut?« Der Alte kicherte mit seiner natürlichen Stimme.
    »So kriegerisch? Khemais Abu da Mihal, Stammvater der Vampyre, Gründer der Gesetze, Wandler der Zeiten und Hüter des Ordens erwartet Gehorsam«, donnerte die Gedankliche.
    »Ich gehöre dem Orden der Karmeliterinnen an und gehorche Gott, sonst niemandem.«
    Khemais zischte. Im gleichen Atemzug wandelte sich seine Person. Er wuchs. Seine Kleider spannten sich und sein Gesicht bekam die Ausstrahlung eines Herrschers. Ich starrte ihn an und war verwirrt. Sein volles Haar hing, dem Schweif eines Rappen gleich, über mächtigen Schultern. Anstelle der trüben Greisenaugen waren grüne getreten, deren Blick mich aufzuspießen schien.
    »Knie nieder und schwöre ihm Gehorsam.«
    Ich schüttelte den Kopf.
    Ohne zu zögern, trat er auf mich zu und umfing meine Kehle mit seiner eisengleichen Rechten. Seine langen, messerscharfen Fingernägel gruben sich in meinen Hals. Ich spürte, wie Blut an mir hinunterlief. Es tat weh. Dies war nicht nur die Erinnerung des Schmerzes. Es tat wirklich weh. Was konnte mir dieser Mann antun? Für einen Moment war ich eingeschüchtert, doch dann straffte ich meine Schultern. Eben noch wollte ich den Feuertod für Gott sterben, und jetzt ging ich in die Knie vor dieser Kreatur?
    Khemais ließ mich fallen und klatschte in die Hände. Zwei uniformierte Wachen traten ein und führten Argyle mit sich. Mein Herz flog ihm zu.
    Khemais verzog angewidert das

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