Vatikan - Die Hüter der Reliquie (German Edition)
Gesicht. Er trat zu Argyle und schlug ihn mit ausgestreckter Hand in den Brustkorb. Seine langen Finger verschwanden zwischen Argyles Rippen. Ich schrie auf.
Khemais drehte sich zu mir um. »Schwöre.«
Argyle schüttelte den Kopf. Ich zögerte. Noch waren die Verletzungen für einen Vampyr nicht tödlich. Khemais merkte mein Zögern und zog Argyles Herz aus dem Brustkorb. Ich sah es schlagen und wurde fast ohnmächtig. Khemais betrachtete es spöttisch. »Was ein kleines Herz vollbringt.«
Ich brach auf die Knie und schwor Gehorsam. Khemais zog seine Hand zurück. Argyles Wunden schlossen sich.
»Welchem Orden schwörst du Gehorsam?«
Ich senkte den Kopf. Es wollte mir nicht über die Lippen kommen. Das war Verrat, alles in mir widersetze sich. Ich zögerte einen Moment zu lang. Khemais packte Argyle am Kragen und drückte ihn mit seinem Gesicht in eines der Kohlebecken. Der Geruch verbrannten Fleisches stieg auf.
»Ich gehöre Eurem Orden, dem der Blutsauger, Zeitwandler und Todbringern, an. Lasst ab von ihm, ich flehe Euch an!«
Khemais ließ Argyle fallen und drehte sich zu mir um. Ein spöttisches Lächeln umspielte seinen Mund.
Ich sah zu Argyle. Ich hasste mich dafür, dass ich gezögert hatte. Argyle hatte keine Nase mehr und jegliche Behaarung in seinem Gesicht war verbrannt. Wo seine Lippen gewesen waren, war nur noch ein Loch. Sein gesamtes Gesicht hatte sich in eine blutige Masse verwandelt. Ich eilte zu ihm und nahm ihn in den Arm. Mir war klar, dass er an diesen Verbrennungen nicht sterben würde, aber die Qualen mussten unvorstellbar sein.
Khemais betrachtete uns, dann rollte er den linken Ärmel seines Gewandes hoch und schnitt sich mit dem Nagel seines rechten Zeigefingers ins Handgelenk. Zähflüssig tropfte schwarzes Blut in Argyles Gesicht und lief in die Öffnung, die zuvor sein schön geschwungener Mund gewesen war.
Argyle gewann an Profil, seine Nase erhob sich und alles verheilte.
Khemais war wieder zu seiner vorigen Größe geschrumpft und schloss die Augen, als ob er uns nicht länger ertragen könnte. Er verließ uns und die Tür wurde verriegelt. Ich sah hasserfüllt hinter ihm her, dann wandte ich mich meinem Vater zu. Ich strich ihm übers Gesicht und besah mir auch seine andere Wunde, obwohl er mich davon abhalten wollte.
»Was ist das für eine Kreatur, die solche Macht über uns hat?«, stöhnte Argyle, machte sich von mir los und betastete sein Gesicht.
»Er behauptet, unser aller Vater zu sein und dass wir alle von ihm abstammen«, antwortete ich. Wieder wirbelten tausend Fragen in meinem Kopf. »Wo ist Laurentius?«
Argyle zuckte bedauernd die Achseln. »Ich weiß es nicht. Ich steckte in der Menschenmenge fest und dann wurde ich von Khemais’ Schergen aufgegriffen.«
Wir setzten uns und Argyle bat mich in seinen dunklen Raum.
Ich schüttelte den Kopf. »Das hat keinen Sinn, Khemais kann in unseren dunklen Raum eintreten, es gibt keine Geheimnisse vor ihm. Er weiß alles, was immer wir zu verheimlichen versuchten.«
»Dass ich dein Vater bin?«
Ich nickte.
Argyle fuhr sich durch die Haare. »Was hat er vor?«
»Er will uns zu Miguel bringen. Ich bin zwar nutzlos ohne meine Zähne, aber jetzt hat er ja dich.«
»Dann war alles umsonst.« Argyle verzog das Gesicht. »Aber wie will er uns zu Miguel bringen?«
»Er nannte sich den Wandler der Zeiten, was auch immer das ist. Er wird wissen, wovon er spricht.« Ich seufzte. Wie konnte Gott so etwas zulassen? Wie konnte Gott ein Wesen so mächtig werden lassen? Ich versank ins Grübeln.
Argyle dachte ebenfalls nach. »Ich verstehe nur nicht, was er davon hat, wenn er Miguel die Weltherrschaft ermöglicht. Miguel kann ihn tagsüber töten. Er muss etwas anderes planen.«
Daraufhin war es lange still. Es ist schwierig, sich in ein gefährliches Wesen hineinzuversetzen, wenn man die Bosheit nicht besitzt.
»Er wird Miguel, nachdem du ihn infiziert hast, zwingen, wiederum ihn zu infizieren. Er will zum Tagwandler werden. Er ist mit uns allen verwandt. Verstehst du, Argyle? Er will die Weltherrschaft.« Ich sah zu Boden. Gegen Miguel anzutreten, war eine Sache. Sich gegen Khemais zu stemmen, der über ganz andere Kräfte verfügte, eine ganz andere.
Ich griff nach Argyles Hand. Sie fühlte sich so tröstlich und vertraut an, dass ich schluchzen musste. Argyle drückte meine Hand und strich mir übers Haar. Er sah mir in die Augen und ich erkannte die Verzweiflung, die in seinem Herzen wohnte.
»Ich wünschte, ich
Weitere Kostenlose Bücher