Vegas Vampires 01 - Beim naechsten Biss wird alles anders
wusste, dass sie verblutete, versuchte sich zu bewegen, war aber unfähig, ihren Körper zur Mitarbeit zu bewegen. Sie dachte immerzu an Brittany und Ethan, und Alexis tat es leid, tat es leid um die ganze Zeit, die sie verschwendet hatte, um all die Dinge, die sie nie mehr tun oder sehen würde.
Ethan, schrie sie. Hilf mir!
Im Fahrstuhl zu seiner Suite ging Ethan seinen Terminkalender für die nächste Nacht durch, als er hörte, wie Alexis nach ihm rief. In seinem Kopf.
Alexis? Er suchte nach der Quelle, fragte sich, ob er sich alles nur eingebildet hatte. Sie hatte verzweifelt geklungen, verängstigt. Einsam.
Er bekam keine Antwort, nur Stille, als er wieder nach ihr rief. Das gefiel ihm nicht. Panik stieg in ihm auf, und er versuchte, den Aufzug mit der Kraft seiner Gedanken dazu zu bringen, schneller zu fahren. Seamus hatte gesagt, sie wäre mit zwei seiner Leibwächter nach oben gegangen, aber auch das beruhigte ihn ganz und gar nicht. Er würde erst wieder ruhig sein, wenn er sie selbst gesehen hatte.
Er rannte den Flur hinunter, sobald die Fahrstuhltür sich öffnete, und fummelte eine Sekunde mit seinem Schlüssel herum, ehe er aufgab und einfach die Tür aufstieß und dabei das Schloss zerbrach. Im Türrahmen blieb er stehen, ließ seinen Blick durch die Suite schweifen, lauschte.
Aber es war kein Geräusch, das sich ihm aufdrängte. Es war der Geruch von Blut. Massenhaft Blut. »Oh Gott!« Ethan rannte ins Zimmer und sah Alexis sofort.
Sie lag neben dem Couchtisch auf dem Fußboden. Auf der Seite. Mit geschlossenen Augen. Blut rann ihr die
Seite hinunter, über ihren Unterleib und in einen großen, nassen, kreisrunden Fleck auf den Teppichboden. Viel zu viel Blut. Er fiel auf die Knie und drückte die Hand auf ihre fleischige, weit aufklaffende Wunde, hatte Angst, nach einem Puls zu tasten, hatte Angst vor einer möglichen Antwort.
»Alexis, Liebes, was um alles in der Welt ist hier passiert?« Warum trug sie nur ihren BH und ihr Höschen und sonst nichts? Wer hatte ihr das Messer in die Seite gestoßen?
»Ethan?« Ihre Lider öffneten sich flatternd.
»Ja, ich bin’s.« Er strich ihr in gequälter Erleichterung das Haar aus dem Gesicht. »Es ist alles okay. Ich bin jetzt da. Ich bin da.«
»Ich will nicht in meiner Unterwäsche sterben.«
Er hätte gelacht, wenn er nicht seine Tränen hätte unterdrücken müssen. »Du wirst nicht in deiner Unterwäsche sterben.« Er tastete in seiner Tasche nach seinem Handy. »Ich rufe jetzt den Notarzt, und die flicken dich wieder zusammen.«
Nur konnte er bereits an der Fahlheit ihrer Haut und der riesigen Menge Blut, das sie verloren hatte, erkennen, dass es nahezu ein Wunder wäre, wenn sie noch gerettet werden könnte. Er spürte, wie sich ihm die Kehle zuschnürte, und er zog sie auf seinen Schoß, damit er sie in die Arme schließen, ihre Wärme fühlen, ihren langsamen, trägen Herzschlag hören konnte. Das Messer steckte in einem merkwürdigen Winkel in ihrer Seite, als wäre sie darauf gefallen. Als er sich im Raum umsah, erblickte er die vermisste Kelsey, blutleer und an seine Balkontür gelehnt.
Gütiger Gott! Was zum Teufel war hier los?
Wut kochte in ihm auf, heiße, heftige Wut. Endlich
hatte er eine Frau gefunden, die er liebte, und sie wurde ihm schon wieder genommen, bevor er überhaupt geblinzelt hatte. Er hatte nicht einmal Zeit gehabt, mit ihr zu leben, sie zu seiner Frau zu machen. Und sein Handy war nicht in seiner Jackentasche, verdammt. Nicht dass er ernstlich glaubte, sie hätte eine Chance.
»Du weinst«, sagte sie und klang überrascht.
»Vampire weinen nicht.« Aber er spürte die Nässe auf seinen Wangen, wusste, dass Blutstränen aus seinen Augen rannen. Er presste sie enger an sich, fester, wünschte sich, er könnte ihr seine Stärke geben. »Es kommt wieder alles in Ordnung mit dir.«
Ihr Kopf bewegte sich auf und ab. »Nein. Du musst mich umdrehen. Ich sterbe.« Ihre Worte waren schwach und voller Schmerz.
»Dich umdrehen?« Er hörte auf, ihre Wange zu streicheln, und starrte auf sie hinab, wagte nicht zu hoffen. »Aber … aber du hast gesagt, du wolltest kein Vampir sein. Dass du kein Blut trinken wolltest oder deinen Job aufgeben … oder andere Sachen.« Er wusste nicht mehr, was sie noch gesagt hatte, es war ihm auch egal, aber er wollte sie daran erinnern.
Die Versuchung, sich ihre Angst zunutze zu machen, war groß, deshalb musste er vernünftig bleiben. Alexis hatte nicht gewollt, dass er sie umdrehte, und
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