Vegas Vampires 01 - Beim naechsten Biss wird alles anders
Leute in diesem Aufzug«, entgegnete die Frau würdevoll, bevor sie in erneutes Kichern ausbrach.
Mit »andere Leute« meinte sie wohl Alexis, denn alle anderen schienen sich zu kennen.
»Mir macht es nichts aus, wenn Sie’s tun«, erklärte Alexis. »Aber hier drin gibt es wahrscheinlich irgendwo eine Kamera.«
»Wirklich? Daran hätte ich nie gedacht.« Die Frau schälte die Vorderseite ihres Tops herunter, löste ihren BH und ließ ihren Busen wackeln, wobei sie sich einmal im Kreis drehte. »Ihr müsst auf jeden Winkel ganz genau achten. Ich weiß noch nicht, welche meine Schokoladenseite ist.«
Ihre drei Freundinnen kreischten und lachten. Alexis
schaute entsetzt und - oh Gott - neidisch zu. Wann in ihrem dreißigjährigen Leben hatte sie jemals etwas Impulsives, Verrücktes, Schockierendes getan?
Niemals, denn es war ihr immer so vorgekommen, als habe ihre Mutter ein Anrecht auf Frivolität, und seit ihrem fünften Geburtstag hatte Alexis um nichts auf der Welt so sein wollen wie ihre Mutter. Aber es gab einen Unterschied zwischen ihrer verantwortungslosen Mutter und diesen Frauen, die einfach nur ein bisschen Spaß haben wollten. Sie waren um die vierzig und sahen fantastisch aus - sie genossen ihr Leben.
Genoss Alexis ihr Leben?
Manchmal.
Sie mochte ihren Job, fühlte sich bestätigt, wenn sie einen Fall gewann und eine Person, die ein Verbrechen begangen hatte, dafür ins Gefängnis gehen musste.
Sie war stolz auf Brittany, dass sie Zahnärztin geworden war, ein glückliches Leben führte und normalerweise nichts tat, weshalb Alexis sich um sie Sorgen machen musste. Normalerweise.
Aber genoss Alexis ihr Leben?
Sie war sich nicht sicher.
Die Fahrstuhltüren öffneten sich im neunzehnten Stock, und die Frauen stiegen aus. Die Unverfrorene hatte ihr Top wieder hochgezogen, aber sie ließ den BH mitten im Fahrstuhl liegen und meinte nur: »Damit die Leute etwas zu reden haben.«
Alexis trat vorsichtig um den schwarzen Spitzen-BH herum und hoffte, dass niemand auf die Idee käme, er könnte ihr gehören. Sie konnte sich nicht vorstellen, einen BH einfach so liegen zu lassen - das war dasselbe, als würde man absichtlich zwanzig Dollar auf den Boden des Fahrstuhls schmeißen.
Brittany hatte recht. Sie war zu steif.
Sie fühlte sich ein wenig melancholisch und nervös, als sie im zweiundzwanzigsten Stock aus dem Fahrstuhl trat, sich umschaute, ein überraschtes »Oh, hier bin ich wohl falsch!« für den Fall von sich gab, dass irgendjemand sie sah. Dann wandte sie sich zu dem privaten Aufzug.
Sie drückte den Aufwärtsknopf und hoffte, dass James, der tollpatschige Wachmann, nicht in der Nähe war. Er würde sie wiedererkennen. Sie glaubte nicht, dass er genug Grips hatte, um herauszufinden, was sie vorhatte, aber er würde sicherlich Carrick informieren.
Aber niemand rief etwas oder griff nach ihrer Schulter. Sie war also in Sicherheit. Die Tür ging auf, sie trat schnell hinein und bemerkte, dass dieser Fahrstuhl nur die Stockwerke zweiundzwanzig bis sechsundzwanzig bediente. Volltreffer!
Sie war sich nicht sicher, was sie tun würde, wenn Brittany sich weigerte, mit ihr nach Hause zu kommen. Wahrscheinlich würde sie einen Anfall kriegen. Die ganze Situation war in vielerlei Hinsicht sehr beunruhigend. Am schlimmsten war, dass Brittany in der Vergangenheit immer Alexis um Rat gefragt hatte. Alexis war es möglich gewesen, Brittany zu beeinflussen, sie zu führen, ihr zu helfen, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Es war ziemlich unheimlich, dass ihre kleine Schwester plötzlich angefangen hatte, selbst zu denken. Und das nicht besonders gut, wenn man bedachte, dass sie sich an einen Gothic-Kult gehängt hatte.
»Dreiundzwanzig-zwanzig …« Sie ließ ihren Blick den Flur hinunterschweifen und wandte sich nach links, als sie sah, wie die Zimmernummern liefen.
Der Teppichboden war flauschig, ein schwarz-weißes
Art-déco-Muster, aber es kam ihr trotzdem so vor, als hallten ihre Schritte laut in dem stillen Flur. Da dieser Flur privat war, lagen die Türen weiter auseinander, und der Eingang jeder Suite versteckte sich in einem kleinen Alkoven. Neben den Türen prangten Schilder aus Rotguss mit den Zimmernummern an der Wand. Alexis musste zugeben, dass im Vergleich zu anderen protzigen Kasinos das von Carrick gar nicht so schlimm war. Ihr gefielen diese Anlehnung an das alte Hollywood, die schlanken Möbel und der plüschige Glamour.
Nur für einen Tag wäre es ganz nett, ihren kurzen
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