Vegas Vampires 01 - Beim naechsten Biss wird alles anders
Oh Gott! Blut! Sie suchte seinen Kopf nach einer Verletzung ab, fand aber keine, tastete sich also weiter über seine Schultern und öffnete seine schwarze Smokingjacke.
»Oh Gott!« Ihr drehte sich der Magen um, als sie mit der Hand sein klatschnasses Anzughemd berührte. »Ethan?«
Er war angeschossen. Direkt neben dem Herzen, dem Loch in seinem Hemd und dem sich stetig vergrößernden Blutfleck nach zu urteilen. Vielleicht auch zweimal, denn es sah so aus, als sei da ein zweiter Einschuss, ein bisschen weiter oben und etwas weiter rechts. Sie schlug seine Smokingjacke wieder zu und drückte den Stoff fest auf seine Brust, um die Blutung zu stillen.
Sie hatte einen heißen, panischen Geschmack im Mund. Sie hatte ihr Handy nicht dabei. Aber direkt hinter ihr war ja die Rezeption. »Halte durch, Ethan. Ich ruf den Notarzt.«
Sie rappelte sich auf, stolperte über ihren Rocksaum und schlug gegen den Schalter. Sie riss das Telefon an sich und hämmerte die Nummer ein. Ein quietschendes Geräusch erklang. »Mist!« Vielleicht musste sie irgendwas vorwählen, die Neun oder so, um eine Verbindung nach draußen zu bekommen. Es funktionierte nicht. Das Gerät kreischte wieder. Als sie das dritte Mal neun und die Nummer wählte, kam sie endlich durch und erklärte atemlos die Situation und wo genau im Kasino sie sich befand.
»Ob er einen Puls hat? Ich weiß nicht.« Sie zog das Telefonkabel lang, nahm Ethans Handgelenk und fühlte daran herum. »Ich kann nichts spüren.« Sie spürte nichts. Das war schlecht.
»Es wird gleich jemand bei Ihnen sein.«
»Danke.« Alexis legte auf und fing an, an Ethans Hals nach dem Pulsschlag zu suchen. Sie musste ihn finden, irgendwo musste er doch sein. Er konnte nicht tot sein. Das war einfach nicht möglich.
Vor fünf Minuten hatte er sie noch angenervt und jetzt konnte er doch nicht einfach tot sein!
»Wo ist dein Puls, verdammt? Ich mag dich nicht besonders,
das weißt du ja, Ethan, aber ich will nicht, dass du tot bist.«
Es gab keinen Puls und auch keinen Herzschlag, und sie konnte deutlich sehen, dass auch sein Brustkorb sich nicht hob oder senkte. Da fing sie an zu weinen, und das erschreckte sie wahnsinnig. Sie weinte nicht. Und anders als bei Kelsey war ihr Weinen laut und nass. Die Tränen nahmen ihr die Sicht, als sie die Hände fest auf Ethans Wunden presste und sich dabei vollkommen hilflos und der Verzweiflung nah fühlte.
»Okay, ich habe gelogen. Ich mag dich … und ich habe auch gelogen, als ich gesagt habe, ich würde mich nicht zu dir hinzogen fühlen. Immer wenn ich dich ansehe, überkommt mich dieses komische Kribbeln. Und vielleicht bist du ja verrückt, aber du bist immer höflich, und du scheinst deine Angestellten gut zu behandeln, also nehme ich mal an, dass du kein totales Arschloch bist, und du solltest jetzt wirklich nicht sterben. Ich meine, du bist jetzt einfach nicht tot.« Sie wartete eine Sekunde, in der sie sich vollkommen bewusst darüber wurde, dass Ethan alle offensichtlichen Anzeichen des Todes zeigte und sein ganzes Hemd, seine Smokingjacke und sein Kummerbund von seinem eigenen Blut durchtränkt waren.
Sie kniff die Augen zusammen, zog die Hände zurück und fing an zu betteln. »Du bist nicht tot … Du bist doch nicht tot?«
»Nein. Könntest du bitte Seamus für mich anrufen? Er ist unter der Zwei auf meinem Handy gespeichert. Es ist in meiner Hosentasche.«
Alexis schrie auf und riss die Augen auf. Da saß Ethan, stützte sich auf die Ellenbogen und hatte die Augen weit geöffnet. »Ethan! Wie? Was … Shit, ich halluziniere.
Ich bin in Ohnmacht gefallen, oder? Weißt du, ich habe nichts gegessen und dann der Champagner, und jetzt, jetzt sehe ich, was ich sehen will, anstelle dessen, was ist.« Sie war zuvor noch nie instabil gewesen oder anfällig für Sinnestäuschungen, deshalb war das die einzige Erklärung.
»Egal, ich rufe ihn selbst an.« Mit fahrigen Bewegungen holte Ethan sein Handy aus der Hosentasche und klappte es auf. Er drückte eine Taste. »Ich bin’s. Kannst du bitte den Notarzt abbestellen? Auf mich ist geschossen worden, und Alexis hat den Notarzt benachrichtigt. Ja. Mir geht’s gut. Danke.«
»Äh …« Alexis biss sich auf die Innenseite ihrer Wange und versuchte, nicht hysterisch zu werden. »Wie kannst du sitzen? Reden? Vor einer Minute noch hattest du keinen Puls!«
Ethan schälte sich aus seiner Smokingjacke und dem blutdurchtränkten Hemd. Als er seinen Oberkörper entblößte, japste sie auf. Eine
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