Vegas Vampires 04 - Was sich liebt, das beißt sich
aufspüren.
Er war es leid, darauf zu warten, dass die Frauen gingen, und hatte sich mit dem Gedanken an einen Tag, der fast so schlimm werden würde wie der zuvor, abgefunden. Also kletterte Nate von der Liege und suchte sich seine Klamotten zusammen. Er freute sich nicht darauf, was er heute tun musste.
Und doch war es irgendwie befriedigend, die jüngere Frau erneut schreien zu hören, als er sich mit der Jeans in der Hand wieder aufrichtete und ihr einen ungehinderten Blick auf seine Vorderseite erlaubte.
Gwenna gab geistlose Laute des Trostes von sich, während sie Kelseys Kopf tätschelte und Alexis Hilfe suchend anschaute. Sie war sich nicht sicher, was sie mit der Frau anfangen sollte, die mit dem Kopf in ihrem Schoß dalag, als wäre Kelsey drei Jahre alt und Gwenna ihre Mutter.
Alexis zuckte nur die Achseln und streckte die Hände weit von sich. Von dieser Seite hatte sie keine Hilfe zu erwarten. Kein Wunder, dass Alexis sie angerufen hatte – Gwenna konnte sich nicht vorstellen, dass ihre Schwägerin Kelseys Klammerattacke für länger als eine halbe Minute ausgehalten hätte.
»Kelsey, Schätzchen, du musst verstehen, dass Ringo im Augenblick nicht er selbst ist.« Gwenna fühlte sich schrecklich, Kelsey so leiden zu sehen. Sie strich ihr über ihr langes schwarzes Haar und versuchte es mit Logik. »Du hast es jetzt nicht mit Ringo, deinem Ehemann, sondern mit Ringo, dem Drogenabhängigen, zu tun. Wenn jemand so sehr unter Drogeneinfluss steht, dann wird das sein einziger Lebensinhalt. Er ist nicht länger die Person, als die du ihn kennst, und du darfst sein Verhalten dann nicht persönlich nehmen.«
Kelsey hob den Kopf aus Gwennas Schoß. Ihr Gesicht war verquollen und fleckig, eine mit Wimperntusche verschmierte Katastrophe. »Er hat zwei Typen angeboten, ich könnte ihnen einen blasen, wenn sie dafür vergessen würden, dass er ihnen Stoff geklaut hat.«
Okay, das war ziemlich widerlich. »Aber wenn er bei Sinnen gewesen wäre, hätte er das nicht getan.«
»Ich weiß. Ich mag ihn so viel mehr, wenn er Kyle ist.« Sie lag jetzt auf der Seite und wischte ihre Wange an Gwennas Hosenbein ab.
Gwenna war von dieser Verletzung ihrer Privatsphäre ein wenig entnervt und versuchte sich Kelsey nicht zu entziehen. Und sie dachte so wie immer, es wäre ziemlich merkwürdig, dass Kelsey Ringo Kyle nannte. Sie konnte nicht nachvollziehen, wie das ein Spitzname sein konnte, andererseits war Kelsey nie wirklich leicht zu verstehen.
»Du musst eine Entscheidung treffen … entweder musst du dich in Geduld üben und hoffen, dass Ringo irgendwann mit dem Heroin aufhört oder aber du kannst alle Verbindungen zu ihm abbrechen und allein mit deinem Leben weitermachen.«
»Diese Entscheidung ist zum Kotzen.« Kelseys Lippe zitterte mächtig. Es erstaunte Gwenna, dass Kelsey buchstäblich seit Stunden heulte, doch ihr Lippenstift war weder verschmiert noch blasser geworden. Sie musste Kelsey nach der Marke fragen, wenn sie sich ein bisschen beruhigt hatte.
»Stimmt.«
»Du hast eigentlich keine Wahl«, sagte Alexis und verschränkte die Arme vor der Brust. »Du kannst nicht zurück zu dem Loser.«
Also wirklich, Alexis brauchte Nachhilfe. In Mitgefühl.
Kelseys Augen glänzten vor Bluttränen. Gwenna war während der letzten Stunde, die sie Kelsey beim Weinen zugesehen hatte, fasziniert gewesen. Sie hatte über die Jahrhunderte nur wenige Vampire getroffen, die wie sie selbst Bluttränen weinten, und es war interessant, dass Kelsey eine davon war.
»Männer sind doof«, erklärte Kelsey inbrünstig.
Das war nichts Neues. »Das werde ich nicht bestreiten. Ich war mit Roberto Donatelli verheiratet, wenn du dich erinnerst. Ich bin nicht gerade ein Vorbild für gute Entscheidungen.«
Zu Gwennas großer Erleichterung richtete sich Kelsey auf. Ihr schliefen langsam die Beine ein.
Kelsey putzte sich mit dem Handgelenk die Nase ab. »Donatelli ist schuld an Ringos Sucht.«
Das verärgerte Gwenna leicht. »Möglicherweise stellt Roberto Männern wie Ringo Drogen zur Verfügung, doch das macht ihn noch lange nicht für deren Sucht verantwortlich. Ringo ist erwachsen und hat sich selbst dazu entschlossen, mit dem Zeug anzufangen.«
»Nein, hat er nicht. Donatelli hat das Heroin in Ringos Blut geschmuggelt und ihn süchtig gemacht, bevor er überhaupt wusste, was los war. Er war damals noch ein Frischling.«
»Irgendwie bezweifle ich das doch stark.« Welchen Sinn sollte es haben? Gwenna wusste natürlich, dass
Weitere Kostenlose Bücher