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Vegetarismus - Grundlagen, Vorteile, Risiken

Vegetarismus - Grundlagen, Vorteile, Risiken

Titel: Vegetarismus - Grundlagen, Vorteile, Risiken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claus Leitzmann
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unsere Vorfahren korrekterweise nicht als „Jäger und Sammler“, sondern als „Sammler und Jäger“ bezeichnet werden. Die über Jahrmillionen hinweg praktizierte pflanzenbetonte Ernährung, die hauptsächlich durch das vorhandene Nahrungsangebot bestimmt wurde, hat sich in anatomischen und physiologischen Merkmalen niedergeschlagen, die auch den Körper des heutigen Menschen prägen.
    Mit dem Beginn der Industrialisierung setzte eine radikale Veränderung des Nahrungsmittelangebots und damit auch der Ernährungsgewohnheiten ein. Die vorher überwiegend pflanzliche, kohlenhydrat- und ballaststoffreiche Kost wurde durch eine Ernährungsweise ersetzt, die durch hohe Anteile an Fett und Protein, insbesondere tierischer Herkunft, stark verarbeitete Lebensmittel und eine hohe Nahrungsenergiedichte charakterisiert ist. Eine genetische Anpassung an diese Veränderungen war in dem menschheitsgeschichtlich unbedeutenden Zeitraum von lediglich etwa 200 Jahren nicht möglich.
    In Folge dieser drastischen Änderung der Ernährungsgewohnheiten kam es zur vermehrten Entstehung vieler Zivilisationskrankheiten,die heute nicht nur den einzelnen Menschen, sondern auch unser gesamtes Gesundheitssystem in bisher nicht gekanntem Ausmaß belasten. Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs stehen seit vielen Jahren an der Spitze der Todesfallstatistik. Zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen haben die Zusammenhänge zwischen diesen Erkrankungen und der gesamten Lebensweise aufgezeigt. Dabei spielt die Ernährung eine entscheidende Rolle.
    Viele alternative Ernährungsformen entstanden im Rahmen der Lebensreform-Bewegung in den Anfangsjahren der Industrialisierung, als sich die ersten negativen Auswirkungen der veränderten Ernährungsbedingungen zeigten. Einige Begründer alternativer Kostformen waren selbst von Krankheiten betroffen und führten ihre Genesung auf eine radikal geänderte Ernährungsweise zurück. Einige der alternativen Ernährungsformen sind gänzlich vegetarisch ausgelegt, die meisten verwenden in ihrer Nahrungsmittelauswahl zum überwiegenden Teil pflanzliche Lebensmittel.
    Fast alle alternativen Ernährungsformen setzen sich auch mit der Frage nach der artgerechten Ernährung des Menschen auseinander. Als artgerecht kann eine Kostform bezeichnet werden, die dazu in der Lage ist, den Nährstoffbedarf zu decken sowie Gesundheit und Leistungsfähigkeit des Menschen zu erhalten. Daraus wird klar, daß es
die
artgerechte Ernährung nicht geben kann, denn sie ist in starkem Maße von der jeweiligen Lebensregion, in der der Mensch lebt, abhängig. Aus dem Wissen um die Entwicklungsgeschichte der Ernährung des Menschen kann man heute jedoch sagen, daß – abgesehen von Extremregionen wie z.B. dem Polarkreis – für die allermeisten Menschen eine
überwiegend pflanzliche, wenig verarbeitete Kost als artgerecht bezeichnet werden kann.
    Eine gut zusammengestellte, abwechslungsreiche vegetarische Ernährung ist folglich dazu geeignet, die artgerechten Ernährungsbedürfnisse des Menschen in optimaler Weise zu befriedigen. Dies hat die Wissenschaft in zahlreichen Untersuchungen bestätigt. Auf der anderen Seite bergen vegetarische Kostformen mit deutlich eingeschränkter Nahrungsmittelauswahl,wie etwa die vegane Ernährung, auch das potentielle Risiko einer unzureichenden Versorgung mit verschiedenen Nährstoffen. Um Mängel zu vermeiden, sind hier eine besonders sorgfältige Lebensmittelzusammenstellung sowie ein ausgeprägtes Ernährungswissen angezeigt.

Danksagung
    Der Autor bedankt sich bei Herrn Dr. oec. troph. Markus Keller, Gießen, und bei Herrn Professor Dr. oec. troph. Andreas Hahn, Hannover, für die Unterstützung bei der Erstellung des Manuskriptes. Dank gilt auch der Stoll VITA Stiftung, Waldshut, die seit Jahren unsere Arbeit für eine gesunderhaltende Ernährungs- und Lebensweise fördert.

Literaturverzeichnis
 
„Die Wissenschaft, sie ist und bleibt,
was einer ab vom anderen schreibt.
Doch trotzdem ist sie unbestritten,
immer weiter fort geschritten.“
 
Eugen Roth
(Schriftsteller, Deutschland, 1895–1976)
    Acuff, S.: Das Makrobiotische Gesundheitsbuch. Goldmann, München, 8. Aufl., 2004
    American Dietetic Association, Dietitians of Canada: Position of the American Dietetic Association and Dietitians of Canada: Vegetarian diets. J Am Diet Assoc 103

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