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Vellum: Roman (German Edition)

Vellum: Roman (German Edition)

Titel: Vellum: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hal Duncan
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ganz zweifellos Puck.
    »Ich glaube«, sage ich, »wir sollten lieber ... ganz von vorne anfangen.«
     
    Er erzählt mir, er sei unter einem schlechten Wegweiser geboren, als Kind von Zigeunern gestohlen und von Werwölfen in der Wildnis aufgezogen worden. Vom Zirkus sei er weggelaufen, die Seele des Teufels hätte er gekauft und seinen Arsch auf den Straßen des Himmels verkauft.
    »Erzähl mir deine Geschichte«, bitte ich ihn.
    »Welche?«, antwortet er. »Ich habe mich mit dem Gesetz angelegt und gewonnen. Ich habe den Sheriff und auch den Hilfssheriff erschossen. Ich –«
    Ich hebe eine Hand.
    In seinen Augen leuchtet eine Verschlagenheit, die die Unschuld seines Lächelns Lügen straft, und mir wird klar, dass es unmöglich sein wird, die Lügenmärchen von den Tatsachen zu unterscheiden. Wenn ich ihn so anschaue, frage ich mich, ob es überhaupt irgendwelche Tatsachen gibt.
    »Erinnerst du dich noch an Jack?«, frage ich ihn. Wenn es irgendetwas gibt, das diesen Puck mit meiner weit zurückliegenden Wirklichkeit verbindet, dann der arme, verrückte Jack.
    »Jack Flash?«, sagt er.
     
    Jack Flash?
    Ich denke an Jack zurück, mit seinem flammenden Haar und seinem wilden Lachen – an die Leidenschaft, die für Puck in seiner Seele brannte und in seinem Kopf, nachdem ... Er muss es sein.
    »Ich dachte, Jack Flash sei tot«, sagt Puck.
    Aber das stimmt nicht; Thomas ist tot, ich bin tot, falls dieser Ort, dieses Vellum, das ist, für das ich es die ganze Zeit gehalten habe. Aber als ich Jack zurückgelassen habe, war er noch äußerst lebendig. Vor zehntausend Jahren? Vor zehntausend Jahren, längst zu Staub zerfallen. Mein Blick ruht auf diesem Puck. Die Zeit, so scheint es, birgt im Vellum manches Rätsel.
    »Ich weiß es nicht«, sage ich.
    »Mann«, sagt Puck. »Jack Flash ist mein verdammter Held.«
    Er schnippt den Joint weg, und die Tüte wirbelt in einem Funkenregen durch die Luft.
    »Wenn Jack noch lebt«, sagt er, »muss ich ihn wiederhaben.«
    Er leckt sich über die Lippen.
     
     
    Sieben kaputte Gestalten
     
    Die fünf stehen in einer Reihe, hilflos und sichtlich beklommen ohne Carter und Pechorin, die sonst für sie sprechen. Sie sind sich nicht einmal bewusst, warum sie ihr Feuer und ihr Eis verloren haben. Der ganz links wirft immer wieder verstohlene Blicke auf die beiden Säulen mit den entsprechenden Zeichen, die unangenehme Erinnerungen wecken. Es sei nicht nötig, sie alle in die Sache mit hineinzuziehen, erklärt Metatron. Das Opfer sei unvermeidbar gewesen, aber er könne es sich nicht leisten, sie alle zu verlieren – der Konvent könne sich das nicht leisten. Es bestehe kein Grund zur Sorge; Carter und Pechorin würden alsbald wieder bei ihnen sein.
    In Wirklichkeit weiß Metatron ganz genau, dass die beiden nie mehr zurückkehren werden – zu stark war das brüllende Beben, das durch das Vellum brodelte, jeden Unkin dieseits der Ewigkeit aufschreckte: Ereschs Todesschrei, und noch viel mehr das brennende, blendende Sengen des Lichts kurz darauf und die betäubende, eisige Stille anschließend. Aber das müssen die anderen nicht erfahren. Sobald wieder frisches Blut auftaucht, zwei passende Exemplare, wird er ihre Seelen einfach hier und dort aufpeppen, ihnen einen neuen Namen geben und sie den fünf als Ersatz zugesellen. Sie werden nicht Carter und Pechorin heißen, aber diese Menschennamen sind sowieso bedeutungslos. Ein Flammenengel ist wie alle Flammenengel. Ein Eisengel ist wie alle Eisengel. Aber er gibt diesen sieben kaputten Gestalten das nötige Gefühl der Sicherheit und flickt die Risse in ihrer gemeinsamen Identität.
    Es sind nicht die einzigen Risse, um die er sich Sorgen macht.
     
    Die Nachrichten im Netz berichten über den sensationellen Fund neuer Keilschrifttafeln, die zu Beginn des Krieges im Mittleren Osten aus den Ruinen des Museums für Alte Geschichte in Bagdad gestohlen worden waren. Ein halbes Jahrhundert hatten sie vergessen und unübersetzt in einem geheimen Versteck gelegen, unter wechselnden turbulenten und tyrannischen Regierungen. Jetzt wurden sie von US-Truppen beschlagnahmt, zusammen mit einer ganzen Reihe gestohlener Kunstwerke, die dazu verwendet wurden, den nicht nachlassenden Strom von terroristischen Zellen aus Syrien, dem Iran, Jemen und Saudi-Arabien zu finanzieren. Dem Text, der über seine Linse scrollt, kann er entnehmen, dass die ersten vorläufigen Übersetzungen darauf hinweisen, dass es sich um ein bisher gänzlich unbekanntes

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