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Vellum: Roman (German Edition)

Vellum: Roman (German Edition)

Titel: Vellum: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hal Duncan
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muss ich mich wappnen«, sagt Schmidt, »und Mut fassen zu der Tat; denn der Herzöge Wort zu missachten, wäre ein schweres Vergehen.«
     
    So sehr er es auch verabscheut — wenn auch nicht so sehr wie der unverblümt sprechende Sohn der Tims, dieser Hochverräter —, so bleibt ihm doch nichts anderes übrig, als diese festen Bronzeketten an diesen gottverlassenen Fels zu hämmern, wo keines Menschen Stimme erklingt und wo, dessen ist er sich bewusst, die blühende Schönheit des Gefangenen unter der gleißenden Glut der Sonne dahinwelken wird.
    »Lernen wirst du, den dunklen Sternenmantel der Nacht dem Lichte vorzuziehen«, flüstert er. »Und willkommen heißen wirst du die Sonne, wenn sie den Frühreif dahinschmelzen lässt. Stets wird des grad vorhandnen Übels Not dir Elend bringen, denn der dich erlösen wird, ward noch nicht gezeugt.«
     
    Das sind die Früchte der Menschenfreundlichkeit, denkt Schmidt. Ein Fürst, der unbekümmert um der andren Fürsten Zorn den Knechten mehr Ehre gönnte als ihnen gebührt. Drum ist er nun dazu verdammt, diesen freudlosen Felsen zu hüten, schlaflos und aufrecht dazustehen, zu klagen und zu seufzen bis in alle Ewigkeit. Der Wille der Fürsten, denkt Schmidt, ist so schwer zu beugen wie das Knie.
    »Ein jeder König«, sagt er, »ist unbarmherzig, wenn er sich neu die Macht erringt.«
     
     
    Das öde, wunde Land
     
    Seamus wird allmählich bewusst, dass Krafft und dieser andere Kerl sich unterhalten, als seien sie die allerfeinsten Pinkel. Fast fände er das komisch und fast müsste er lachen, wäre er nicht so sehr damit beschäftigt, möglichst immer zuerst mit dem gesunden Fuß aufzutreten — was ihm ein wenig schwer fällt, denn die Welt wogt auf, und ab und sein Magen und sein Kopf scheinen es darauf angelegt zu haben, es ihr gleichzutun, und zwar immer schön im Wechsel. Diese beiden verdammten Rotkappen zerren ihn schneller mit sich fort, als er mithalten kann. Verfluchte Scheiße, wenn sie ihn nur losließen, könnte er schon alleine gehen, schließlich ist er nicht besoffen.
    »Was säumst du und bedauerst doch ihn ganz umsonst?«, hört er Kraffts giftige dünne Stimme sagen. »Warum hasst du nicht den Fürsten, den alle Fürsten so sehr hassen? Dein Kleinod hat er dem minderen Volk preisgegeben.«
    »Brüderliches Blut wirkt befremdlich«, sagt Schmidt irgendwo hinter ihm.
    »Gleichwohl, doch den Gehorsam zu verweigern? Was scheust du mehr?«
     
    »Stets stolz bist du und erbarmungslos«, sagt Schmidt.
    »Um diesen wein ich keine Träne, denn helfen würd es nichts. Verschwend nicht deine Zeit.«
    Fick dich doch selbst, du Wichser, denkt Seamus, und deine Mutter gleich dazu. Ich wusste schon immer, dass du ein Arschloch bist. Er schiebt den linken Fuß vor, in der Hoffnung, dass er ihn trägt, aber es ist sinnlos. Sein rechtes Bein reagiert überhaupt nicht mehr — wahrscheinlich ist es gebrochen, als dieser Schweinehund nach ihm getreten hat. Er hat ein Knacken gehört, und es tut höllisch weh. Aber er könnte trotzdem laufen, wenn die Scheißkerle ihn lassen würden. Schließlich ist er nicht besoffen.
    »Verhasst ist mir mein Gewerbe«, sagt Schmidt.
    »Wie das? An seinem Unglück trägt es keine Schuld.«
     
    »Und doch wäre ich froh, hätt’s einen anderen getroffen.«
    »All Ding ist eine Last, doch nicht, der Fürsten Herr zu sein. Allein den Herzögen ist Freiheit vergönnt.«
    Vielleicht bin ich doch sturzbesoffen, denkt Seamus, denn die beiden reden himmelschreienden Unsinn. Was soll dieser ganze Mist über Fürsten und Herzöge? Von was zum Teufel schwafeln die beiden da? Quatschen sie über den Herzog von Unterland — nein, Munterland meint er — nein, Luderland, ganz sicher — oder vielleicht doch Schlummerland — ach, Scheißdreck — ganz egal, was zum Teufel hat das mit irgendetwas zu tun? Herrgott, vielleicht hätte er dem Hauptmann nicht den ganzen Whiskey wegsaufen sollen, denn jetzt sitzt er in der Scheiße und kann keinen klaren Gedanken fassen, ganz zu schweigen von dem Schwachsinn, den die beiden Vollidioten da reden.
    »Ich weiß«, sagt Schmidt. »Und nichts zu sagen weiß ich drauf.«
     
    Und Feldwebel Seamus Finnan versucht, seinen linken Fuß durch den Schlamm vorzuschieben, er versucht, seinen Verstand aus dem Dunstschleier von Blut und Whiskey zu ziehen, in dem er schwimmt, aber es ist sinnlos. Er ist am Arsch und seine ganze Welt mit ihm. Er schmeckt nur noch die Galle, die ihm im Rachen brennt, riecht den Gestank

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