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Vellum: Roman (German Edition)

Vellum: Roman (German Edition)

Titel: Vellum: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hal Duncan
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nach der verlorenen Stadt Aratta zu suchen! Eher könnten wir hoffen, die Ketten des Prometheus zu finden.
     
     
    Die Tagebücher des Jack Carter, 1999
     
    Lieber N., heißt es in dem Brief . Heute hatten wir großes Glück. Während wir auf den Basaren von Boðazköy nach Kunstgegenständen suchten, bin ich auf eine erstaunliche Tontafel mit frühen Keilschriftzeichen gestoßen, die für meine Arbeit von nachhaltigstem Interesse sind.
    Die Tafel ist recht klein, nicht größer als meine Handfläche, aber die winzigen Schriftzeichen sind höchst bedeutungsvoll. Darin wird nicht nur die genaue Lage der sumerischen ›Stadt im Norden‹ beschrieben, sondern dies geschieht in einer Sprache, die mit der der Sumerer zwar verwandt, aber nicht identisch ist. Vielleicht ist das der Beweis für den Zusammenhang zwischen Aratta und Sumer, den ich in meinen Arbeiten postuliert habe. Zugegeben, Aratta wird in der Inschrift nicht namentlich erwähnt, aber es ist von der ›Stadt im Norden‹ die Rede, der ›ursprünglichen Heimat‹. Es gibt noch eine zweite Möglichkeit, die ich kaum in Erwägung zu ziehen wage.
    Jedenfalls habe ich meinem früheren Schüler Carter telegraphiert, er möge schnellstens in Tiflis zu uns stoßen. Was für Abenteuer wir erleben werden!
    Ich weiß nicht, wer N. ist oder wie mein Großvater und Namensvetter in den Besitz dieses Briefes gelangte. Es erscheint mir jedoch angemessen, dass die Geschichte mit einem geheimnisvollen Namen beginnt.
     
    Aber ist das wirklich der Anfang? Für Hobbsbaum vielleicht, aber für meinen Großvater begann alles am 5. März 1921 in Bagdad, und zwar mit einem Telegramm von Hobbsbaum aus Ankara.
    HABE ARATTA GEFUNDEN STOP LAG RICHTIG STOP KOMMEN SIE SCHNELLSTMÖGLICH NACH TIFLIS STOP UNSER ROSETTASTEIN STOP
    Für mich nimmt die Geschichte dagegen mit einem Brief ihren Anfang, den er meiner Großmutter geschickt hat. Ich weiß noch, wie sie mir diesen Brief gezeigt hat, als ich noch klein war, und wie sie mir von ihrem verlorenen Abenteurer erzählt hat, dem Vater meines Vaters, und mir erklärte, warum wir alle Jack heißen. Hauptmann Jonathon Carter. Mad Jack Carter. Dieser Brief war der Grund, weshalb sie ihre irische Heimat verlassen hat und über das Meer nach Amerika gefahren ist, um ein neues Leben anzufangen. Denn er war das letzte Lebenszeichen, das sie von ihm erhielt.
     
    7. März 1921.
    Meine liebste Anna – [ In meiner Vorstellung schreibt er diesen Brief in irgendeiner Hafentaverne ] – Während ich dies schreibe, befinde ich mich wieder einmal auf Reisen. Ich weiß, dass ich versprochen habe, noch diesen Monat nach Hause zu kommen, aber der alte Samuel Hobbsbaum hat mir eine ausgesprochen interessante Mitteilung zukommen lassen, in der er behauptet, Aratta gefunden zu haben. Ich bin mir sicher, dass ich Dich damit schon früher entsetzlich gelangweilt habe, aber wenn der Professor Recht hat, wäre das eine Jahrhundertentdeckung für die Archäologie, vergleichbar nur mit Schliemanns Ausgrabung von Troja. Meine Liebste, ich weiß, dass die dunkle Vergangenheit Dich nicht interessiert, aber das könnte ein zweiter ›Rosettastein‹ sein, der Schlüssel zu einer in Vergessenheit geratenen Kultur. Ich muss mich einfach mit Hobbsbaum treffen.
    Da ist nur eine Sache, die mich verwirrt. Warum hat er mich nach Tiflis bestellt, obwohl sein Telegramm aus Ankara kommt? Eigentlich hätte ich erwartet, eine Expedition nach Nordanatolien würde in der dortigen Gegend ihren Ausgang nehmen! Ich kann nur vermuten, dass Samuel einem Geheimnis auf der Spur ist, das er in Georgien zu lüften hofft, und dass wir von Tiflis den Weg nach Süden einschlagen, Richtung Vansee und Ararat, denn dort ist die Stadt mit größter Wahrscheinlichkeit zu finden.
    So oder so werde ich morgen aufbrechen, um die kaspische Küste Persiens entlangzusegeln, über Astara in Aserbaidschan und den Kur hinauf nach Tiflis. Ich bitte Dich, lass mich noch diese letzte Expedition unternehmen, bevor ich endgültig sesshaft werde. Für diese hastig hingekritzelten Zeilen möchte ich mich entschuldigen. Meine Geliebte, Du weißt, wie sehr ich Dich liebe und Du kennst meine närrische Sehnsucht nach untergegangenen Städten und Zivilisationen. Ich verspreche, dass ich bald bei Dir sein werde.
    In Liebe, heißt es zum Schluss , Dein Jack.
     
    Vielleicht beginnt diese Geschichte – meine Geschichte – aber auch mit einem anderen Brief, einem längst nicht so alten Brief, vom 21. März 1999, den

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