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Vellum: Roman (German Edition)

Vellum: Roman (German Edition)

Titel: Vellum: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hal Duncan
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Jüngste Gericht.
    »Du hast dich also für eine Seite entschieden«, sagt er.
    »Nein«, sagt sie. »Ich habe mich für mich entschieden.«
    Sie legt sich die Hand auf den Bauch.
    »Für uns.«
     
    Er muss an Anna denken, an seine verlorene Geliebte aus ferner Vergangenheit und daran, wie sich alles zusammenfügt, wie alles über das Jahrhundert hinweg widerhallt, sich widerspiegelt. Sie sind Geschöpfe des Vellum, und im Vellum hat die Zeit die merkwürdige Angewohnheit, Wellen zu schlagen und sich zu wiederholen. Vor ihnen bilden sich Risse, die sich hinter ihnen wieder schließen. Herrgott, aber Tommy hat alles durcheinandergebracht, damals, heute und bis in alle Scheißewigkeit. Es braucht nur einen Unkin, um die Zeit in Millionen von Scherben zu zerschlagen, und das bringt auch der ach so kunstfertige Konvent nicht wieder in Ordnung. Nachdem der Krieg jetzt richtig angefangen hat, wird alles nur noch schlimmer.
    »Bist du dir klar darüber, was uns droht?«, sagt er. »Die Auserwählten und der Konvent ...«
    »Die Auserwählten sind doch nur Strohmänner. Und der Konvent hat keinen blassen Schimmer, auf was er sich da einlässt.«
    Sie zieht die Jacke aus und zeigt ihm die rosafarbene vernarbte Tätowierung. Die schwarze Tinte, die Eresch ihr in die Haut gestochen hat, kriecht ihr in einem solchen Wirrwarr sich unablässig verändernder Zeichen über den Arm, dass ihm schwindelig wird. Erst als sie wieder in die Jacke schlüpft, hört das Gefühl auf, dass er in einen Abgrund hinuntergezogen wird.
    »Himmel Herrgott Maria und Joseph. Was zum Teufel ist das?«
    »Keine Ahnung«, sagt sie. »Was entsteht, wenn man das Blut der Königin der Hölle mit der Tinte von Gottes Schreiber kreuzt? Ich glaube, sie pflanzen sich fort, Finnan. Und ich glaube, ich bin nicht die Einzige, die sie dazu benutzen.«
    »Metatrons Leibgarden«, sagt er langsam, leise. »Carter. Pechorin.«
    Sie hat ihm erzählt, was in dem einen explosiven Augenblick, als Eresch starb, zum Vorschein kam, in der Gestalt der beiden Schläger Metatrons, diesen Engeln mit blutigen Händen. Sie hat ihm erzählt, was ihr ins Vellum gefolgt ist und Thomas weggeschleppt hat, einem Grab entgegen, dem er nie wieder entfliehen würde. Natürlich nur das, was sie von alledem kapiert hat.
    »Ich glaube nicht, dass sie noch für Metatron arbeiten«, sagt sie. »Ich glaube, dass sie genauso sind wie ich.«
    Sie streckt die Arme und spreizt die Finger. Auf ihrem Handrücken, direkt unterhalb des Ärmels, kann er die Symbole sehen, die miteinander im Widerstreit liegen. Er greift nach ihrer Hand, hält sie fest.
    »Du hast schon immer behauptet«, sagt sie, »es gäbe einen dritten Mitspieler, der am Spielfeldrand sitzt und auf den Ausgang des Spiels wartet. Himmel, ich weiß nicht einmal, ob ich verstehe, was es bedeutet, auf einer bestimmten Seite zu stehen.«
    Die andere Hand legt sie sich auf den Bauch.
    »Aber ich glaube, dass ich gerade eingewechselt worden bin«, sagt sie.

Errata

 
     
    Helden und Schurken
     
    »Nicht sprechen«, sagt Malik.
    Er geht zum Operationstisch hinüber und legt dem Mann, der darauf festgeschnallt ist, die Hand auf die Schulter. Er spürt, wie seine Muskeln zucken, der gerissene Trizeps bebt wie die Flanken eines Pferdes, der Bizeps ist verkrampft und spannt sich unter den Lederfesseln. Aus den Schnittwunden und den Kratzern, die er sich zugezogen hat, als er sich wehrte, fließt frisches Blut. Das arme Geschöpf liegt völlig schutzlos da, nackt und verletzlich. Wie tief die Mächtigen doch fallen können.
    Mit einer beiläufigen Handbewegung zupft Malik einen Manschettenknopf aus Obsidian zurecht. Im Neonschein des Operationssaals funkelt der Stein so leuchtend schwarz wie die starren Pupillen des Engels, der hasserfüllt zu ihm hochblickt. Maliks Gesicht verzieht sich unwillkürlich zu einem spöttischen Grinsen. Man soll sich nicht am Unglück anderer weiden, aber es fällt ihm schwer, es jetzt nicht zu tun.
    Er greift in die Tasche seiner weißen Galauniform und zieht eine Hundemarke heraus. Die Uniform hat er selbst entworfen, einschließlich der zahlreichen bedeutungslosen Medaillen im klassischen Stil der Diktatoren, die im letzten Jahrhundert so angesagt waren. Er ist mit ganzem Herzen Traditionalist.
    »Rafael Hernandez Rodriguez, Korporal der US-Marine. Hast du dir den Körper wegen des Rangs oder wegen des Namens ausgesucht? Nein, nicht sprechen, Korporal Rodriguez. Das ist der Mühe nicht wert.«
    Er lässt die

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