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Vellum: Roman (German Edition)

Vellum: Roman (German Edition)

Titel: Vellum: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hal Duncan
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anderen Ufer das Gras grün und goldfarben war, in elysischem Sonnenschein schimmerte  – so nahe, dass es wehtat. Er war durch alle Zeiten geflohen und hatte versucht, in die Ewigkeit zu entkommen, nur um am Ende der Geschichte gefangen zu werden, am Ende seiner Geschichte.
     
    Er wandte sich um und blickte an dem Unkin vorbei, über seine Schulter hinweg, zum blauen Himmel hinauf. Am fernen Horizont drohten dunkle Wolken – Gewitterwolken oder Kriegswolken, das wusste er nicht. An diesem Ort, in dieser Welt jenseits der Welt, hier draußen auf den Gefilden der Täuschung, auf der Straße des Ewigen Staubes, gab es da manchmal keinen Unterschied. Wenn ein Unwetter heraufzog, stand auch ein Krieg bevor. Das Rauschen der Schwingen leuchtend metallischer Donnervögel würde bald über dem ganzen Land zu hören sein, sie würden mit ihrem Feuer- und Blutregen, mit ihrem Licht- und Hagelsturm alle Lieder und alles Lachen übertönen. Matsch- und Steinklumpen würden bei jeder Explosion emporgeschleudert, und Thomas wusste, er wusste einfach, dass es sein würde, als stürze der Himmel auf sie herab. Ein Unwetter drohte. Ein Krieg drohte. Und im Fluss der Seelen würden dicht an dicht die Leichen der Gefallenen schwimmen, die Leichen von Hirten wie von Herrschern, und die Krähen würden über die Felder fliegen und sich an ihnen gütlich tun. Den ganzen Lauf der Geschichte hatten sie zu einem Sieb gemacht, um die Spreu vom Weizen zu trennen, eine Mühle, um selbst das gröbste Getreide zu weichem, weißen Mehl zu zermahlen.
    »Ein letzter großer Krieg, und dann wird ewiger Friede herrschen«, sagte der Engel.
    »Ein großer Krieg«, wiederholte Thomas verbittert.
     
     
    Die vergessenen Götter von Sumer
    Die Ugallu sprangen über den Schilfzaun. Der erste Ugallu zerkratzte Dumuzi mit scharfen Fingernägeln die Wange. Der zweite Ugallu schlug Dumuzi mit seinem eigenen Hirtenstab auf die andere Wange. Der dritte Ugallu schlug den Boden aus dem Butterfass. Der vierte Ugallu stieß den Trinkbecher von seinem Pflock. Der fünfte Ugallu zerschmetterte das Butterfass. Der sechste Ugallu zerschmetterte den Trinkbecher. Der siebente Ugallu rief:
     
    »Steh auf, Dumuzi! Sirturs Sohn, Inannas Gemahl, Geschtinannas Bruder! Erwache aus deinem Traum! Deine Mutterschafe sind fortgeschafft und deine Lämmer mit ihnen! Deine Ziegen sind gefangen und deine Kitze sind uns in die Falle gegangen! Jetzt nimm du die heilige Krone vom Haupt! Ziehe die Me-Gewänder aus! Lass dein herrschaftliches Zepter zu Boden fallen! Schlüpfe aus deinen heiligen Sandalen! Du wirst nackt mit uns kommen!«
    Die Ugallu ergriffen Dumuzi. Sie kreisten ihn ein, von allen Seiten, und sie fesselten ihn an den Händen, sie fesselten ihn am Hals.
    Und sie führten ihn hinaus, Dumuzi, Tammuz, Thomas, und der Eisenring schneidet ihm ins Fleisch, doch es ist kein Eisenring, es ist eine grobe Seilschlinge, an dem sie diesen verdammten Nigger aufknüpfen werden, o ja, mein Junge, und sie ziehen den Strick über den Ast, während sie ihm die Epauletten von der Jacke reißen und der Feldwebel sich den Staub von dem breitkrempigen Hut klopft und sich abwendet, ihn nicht anschaut, wie er sich da auf Zehenspitzen nach oben streckt, mit einem Strick wie gekreuzigt an den Holzzaun gebunden, im Schnee, die Hände hinter dem Rücken, und der Holzpfosten drückt schmerzhaft gegen die kaum vernarbten Peitschenwunden auf seinem Rücken, aber einer von ihnen, Carter, steckt ihm eine Zigarette zwischen die Lippen und fragt ihn, ob sie ihm die Augen verbinden sollen, sie werden es kurz machen, klar, und es tut ihm leid, Herrgott, es tut ihm leid, und Tommy ruft nach Seamus, aber Seamus wendet den Blick ab, Herrgott, die ganze Sache widert ihn an, und er schwört bei sich, dass es jetzt endgültig reicht, Seamus Finnan wird in keinen verdammten Krieg mehr ziehen, der ihn verdammt noch mal nichts angeht, und Thomas ...
    Und Thomas spürt den Strick um seine Handgelenke, als sie ihn aus der Wirklichkeit hinauszerren, diesen flüchtigen Gott, zurück in die Ewigkeit, wohin er gehört, zurück zum immer wiederkehrenden Augenblick seines Todes.
    Das Butterfass ruht, und keine Milch wird in den zersprungenen Becher gegossen. Dumuzi ist nicht mehr; die Herde des Hirten ist wie Staub dem Wind anheimgegeben.
    Die Sebettu
     
    Als der Himmel, König der Götter, die Erde schwängerte, so erzählt uns ein Mythos aus Sumer, gebar sie ihm sieben Götter, die er Sebettu nannte. Als sie vor

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