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Velvet Haven Paradies der Dunkelheit

Titel: Velvet Haven Paradies der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Renwick Sophie
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Fächer über dem weißen Kissen aus. Die kohlschwarzen Wimpern ruhten reglos auf ihren Wangen und verschleierten ihre wunderbaren braunen Augen.
    Â»Was soll denn das, verdammt nochmal?«, fuhr ihn ein kleiner, glatzköpfiger Mann an, der ein Klemmbrett in seinen fleischigen Händen hielt.
    Bran warf einen Blick in die Ecke, in der Suriel an eine Wand gelehnt stand und die Arme vor der Brust verschränkt hielt. Suriel war einzig für Bran sichtbar. Mit einem Kopfnicken deutete er auf Mairi.
    Sie war am Leben. Sie gehörte ihm.
    Â»Vergiss unseren Deal nicht«, sagte Suriel leise drohend, während er sich an ihm vorbeidrängte, um zu verschwinden.
    Wie ein Roboter, der eine Mission zu erfüllen hat, ignorierte Bran die Worte des Arztes, und mit einem einzigen Blick brachte er die anwesenden Schwestern davon ab, auf einen roten Alarmknopf zu drücken.
    Denkt nicht mal im Traum daran.
    Mittels der Kraft seiner Gedanken löste er einen Kurzschluss aus, der die Geräte außer Kraft setzte. Er unterbrach die Verbindung zum Herzmonitor und beobachtete, wie die gezackten Kurven, die ihre Herzfrequenz darstellten, plötzlich zu einer flachen Linie verschmolzen. Ein Alarmsignal ertönte, dann ging der Apparat plötzlich aus und der Monitor wurde schwarz.
    Â»Wachleute«, rief der Arzt und warf sich mit seinem fülligen Körper zwischen Bran und die Bahre. Mit der Schulter stieß der den Mann zur Seite und riss die Sensoren von Mairis Brustkorb. Dann entfernte er auch die Sonde, die in ihrem Finger steckte und den Sauerstoffgehalt in ihrem Blut überwachte. Anschließend machte er sich an den Infusionsnadeln zu schaffen. Mit einem kräftigen Ruck hatte er die Kanüle entfernt und die Blutung mit seinem Daumen gestoppt.
    Von einem unwiderstehlichen Begehren gepackt, beugte sich Bran über Mairis zarte Hand. Indem er mit seinem breiten Rücken den Blick auf das, was er dort tat, vor den Blicken der Anwesenden abschirmte, nahm er den Daumen von der blutenden Wunde und legte seine Lippen auf die Haut, fuhr mit der Zunge über das Fleisch und schmeckte sie, saugte sie in sich auf. In seinem Inneren vibrierte er vor Lust, vor Energie und vor Dankbarkeit, dass sie noch am Leben war.
    Als Nächstes zog er sanft an den Pflastern, die den weißen Plastikschlauch fixierten, der in ihrem Mund steckte. Vorsichtig entfernte er den Schlauch und befreite sie von dem Gerät. Eine Maschine schlug Alarm, doch er achtete gar nicht darauf, sondern beobachtete stattdessen, wie sich Mairis Brust plötzlich hob und sie kurz darauf ganz langsam ausatmete.
    Sie bewegte sich und stöhnte, woraufhin er erleichtert die Augen schloss. Sie war am Leben.
    Â»Sie können sie nicht einfach so mitnehmen«, protestierte der Arzt, als Bran sich aufrichtete und ihren Körper auf die Arme nahm. »Um Himmels willen, wir haben sie doch gerade erst wiederbelebt. So wird sie sterben.«
    Mit einer Handbewegung in Richtung des Mannes belegte er den Raum mit einem Zauber. Alle blieben wie angewurzelt stehen, nicht weiter dazu fähig, irgendetwas zu unternehmen. Ohne ein Wort drehte sich Bran mit Mairi in den Armen um und rannte auf den Ausgang der Notaufnahme zu, wo er innehielt und noch einmal seine Handfläche erhob, um die Leute von dem Zauber zu entbinden.
    Â»Ihr werdet euch an nichts von alledem erinnern. Und keiner von euch wird an Mairi auch nur denken können.«
    Dann verschwand er mit ihr. Nun gehörte sie ihm. In guten wie in schlechten Zeiten, wie die Menschen so gern sagten.
    Bran legte Mairi behutsam auf sein Bett und fuhr ihr mit der Hand durch das seidige Haar, damit es ordentlich auf dem Kissen lag. Er hatte sämtliche Kerzen im Raum angezündet und die samtenen Vorhänge vor die Fenster gezogen. Dann holte er sich einen Stuhl heran, stützte seinen Fuß, der immer noch in den Stiefeln steckte, am Bettgestell ab, und beobachtete, wie sich ihre Brust unter den schwarzen Laken gleichmäßig hob und senkte.
    Er hatte sie ins Velvet Haven gebracht. Er konnte sie doch nicht in ihrer Wohnung allein lassen, und um sie in der Welt der Sterblichen verteidigen zu können, reichte seine Macht nicht aus, sollte der Seelendieb noch einmal kommen und sie holen wollen. Wenn er schon nicht in Annwyn sein konnte, blieb ihm das Velvet Haven immer noch als die zweitbeste Wahl.
    Er legte sich die Hand auf die Brust, rieb sich wieder und wieder über das Herz.

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