Velvet Haven Paradies der Dunkelheit
dem massiven Handgelenk und zog seine Hand weg. Dann blickte sie in Brans so verschiedene Augen.
»Na so was, unser Dornröschen ist also endlich erwacht«, sagte er lächelnd. »Es wurde auch wirklich langsam Zeit.«
»Welchen Tag haben wir heute?«
»Dienstag. Du warst zwei Tage nicht bei Bewusstsein.«
»Wo bin ich?«
»Im Velvet Haven. Hier bist du in Sicherheit.«
Seine Augen überschatteten sich, als er sich ihr Gesicht ansah. Sanft lieà er einen Finger über die geschwollene Wange gleiten. Plötzlich war das Pochen, das sie verspürt hatte, verschwunden, und zurück blieb nichts als ein warmes Gefühl und das vertraute Pulsieren, das immer dann von ihr Besitz ergriff, wenn er sie berührte. »Dafür hätte ich ihn umbringen sollen«, flüsterte er. »Aber ich werde diesen Bastard schon noch töten«, versprach er voller Ãberzeugung.
»Das ist sehr lieb von dir«, sagte sie lächelnd, »aber du brauchst meinetwegen doch keine Todsünde zu begehen.«
»Für dich würde ich alles tun, Mairi.«
Ein warmes Gefühl breitete sich in ihrer Magengegend aus. »Du würdest sogar töten â für mich?«, vergewisserte sie sich und wusste nicht, ob sie sich deswegen zu Tode fürchten oder geehrt fühlen sollte.
»Ich würde alles tun, worum du mich bittest, auÃer â¦Â« Er wandte seinen Blick kurz ab, dann sah er sie wieder an. »Ich würde alles tun, nur würde ich dich nicht verlassen«, sagte er leise. »Denn das brächte ich nicht übers Herz.«
Sein Gesicht blieb ernst. Sie betrachtete ihn genauer. Was war nur geschehen? Weshalb war er hier â bei ihr? Und warum wirkte er plötzlich so besitzergreifend? Das letzte Mal, dass sie sich gesehen hatten, da hatte er sie zurückgelassen, ohne dass sie sich auch nur in irgendeiner Weise hätte erinnern können, wohin er verschwunden war.
Sie wollte sich ja nicht beschweren, doch irgendwie blieb ihr das alles vollkommen rätselhaft.
»Mach dir gar nicht erst die Mühe, alles verstehen zu wollen. Wir werden uns noch darüber unterhalten, wenn du wieder ganz gesund bist.«
Mairi kämpfte gegen die Nebelschleier an und versuchte sich zu erinnern, was geschehen war. »Ich ⦠ich glaube, das bist immer du gewesen â in meinen Träumen. Ich träume von dir â und zwar schon seit Wochen.«
Sie bemerkte, wie er sich verkrampfte. »Das waren keine Träume«, erwiderte er, »sondern Zukunftsvisionen.«
»Wenn du meinst.« Sie fuhr sich mit der Zunge über die ausgetrockneten Lippen, da presste er ihr auch schon ein Glas mit kühlem Wasser an den Mund.
»Trink.«
Sie nahm einen kleinen Schluck und stöhnte, während sie schluckte.
»Rhys meinte, dass dein Hals wahrscheinlich schmerzen würde, weil sie dir einen Schlauch in die Luftröhre gesteckt haben, damit du besser atmen kannst. Ich hoffe, ich habe dir nicht wehgetan, als ich ihn entfernte.«
Schlauch? Luftröhre? Mit einem Schlag erinnerte sie sich an das, was geschehen war. Aaron, dieser kranke Psychopath, hatte sich irgendwie im Inneren von Sanchez versteckt gehabt. Er hatte sie geschlagen, hatte von ihr wissen wollen, wo der Orakelspruch zu finden sei.
Und dann war Bran aufgetaucht und hatte die Tür aufgebrochen. Er hatte ganz gewöhnliche Dinge in die Hand genommen, und diese hatten sich wie durch Zauberei in Waffen verwandelt â Schwerter, Pfeile. Sogar in Elektrizität.
Sie stöhnte auf, und dann schmerzte ihr der Kopf bei dem Versuch, etwas zu verstehen, was eigentlich gar nicht möglich war. Magie und zwei wild gewordene Männer ⦠und ihr eigener Tod. Sie erinnerte sich nun ganz deutlich daran, dass sie gestorben war. Und doch war sie hier, sie war am Leben und â ihr Magen knurrte vernehmlich â ganz offensichtlich war sie auch hungrig.
»Du denkst viel zu viel nach, muirnin. Ruh dich einfach nur aus, und wenn du dafür bereit bist, werden die Ereignisse der letzten Stunden und Tage von allein zu dir kommen.«
»Ich bin gestorben«, krächzte sie mit rauer Stimme. »Ich habe gespürt, wie sich ein Schleier über mein Gesicht und meinen Körper gelegt hat, und dann habe ich gefühlt, wie meine Seele sich erhoben und meinen Körper verlassen haben muss.«
»Du bist nicht durch den Schleier hindurchgegangen. Du lebst noch«, hauchte er,
Weitere Kostenlose Bücher