Velvet Haven Paradies der Dunkelheit
von Laurens Tod und von den sonderbaren Träumen, in denen ein Mann aufgetaucht war â nämlich er. Sie verschwieg ihm die sexuellen Details und den Teil, als sie nach einem Dolch gegriffen hatte. Sie wusste noch nicht, was das zu bedeuten hatte und wollte nicht, dass er dachte, sie würde irgendetwas von dem, was in ihren Träumen geschah, wahr werden lassen â nun ja, auÃer vielleicht die Sache mit den sehr lebhaften Sexszenen.
Sie erzählte ihm sogar von Suriel â und welche Rolle er in ihrem Leben gespielt hatte. Sie sprach von Rowan und dem, was ihr widerfahren war und was sie selbst für sie getan hatte. Während sie weitersprach, lieà Bran seine Finger über ihr vernarbtes Handgelenk gleiten. Als sie zum Schluss gekommen war, beugte er sich zu ihr vor und küsste sie.
»Du hast viel erlebt«, flüsterte er. »Viel Schmerz erfahren.«
Mairi spürte die sanfte Berührung seiner Lippen an ihrem Handgelenk, und sofort fühlte sie sich besser.
Eine Weile herrschte Schweigen zwischen ihnen, bis er schlieÃlich fragte: »Wie bist du denn darauf gekommen, dich mit dem Entschlüsseln von illustrierten Manuskripten zu beschäftigen?«
Sie war erleichtert, dass er die Sprache nun endlich mal auf etwas anderes als auf ihre Narben brachte. »Ich bin zum ersten Mal in der Bibliothek des Mater Dolorosa mit einem so reich bebilderten Werk in Berührung gekommen. Ich war dort immer nach der Schule und hab darauf gewartet, dass meine Mom endlich mit der Arbeit fertig war.«
»Weshalb bist du nicht gleich nach dem Unterricht nach Hause gegangen?«, erkundigte er sich, wobei er sie sanft streichelte.
Darüber wollte sie nicht sprechen. Diesen Teil ihrer Vergangenheit hatte sie längst begraben.
»Mairi?«
Sie zuckte die Achseln. »Wir sind lieber zusammen nach Hause gegangen, sobald meine Mom mit dem Abspülen und Aufräumen fertig war. Sie war in der Küche angestellt und hat die Mahlzeiten für die Schülerinnen und die Nonnen zubereitet.«
»Und weshalb konntest du nicht allein nach Hause gehen, Mairi?«
In Augenblicken wie diesem hasste sie seine sanfte, tiefe Stimme. Denn sie war so verlockend und verführerisch. Sie wirkte auf sie wie eine ganz zarte Berührung.
»Meine Mutter wollte nicht, dass ich mit meinem Vater allein war.«
Sie atmete fest aus. Na bitte. Nun war es heraus.
Er legte ihr den Finger unters Kinn und hob ihren Kopf an, so dass sie ihm ins Gesicht sehen musste. Seine Augen waren dunkel, die Pupille nun riesengroÃ, das metallisch-goldene Schimmern aber schien verschwunden. »Hat dein Vater dich missbraucht?«
Sie errötete. »Nein, so war es nicht.«
»Was ist dann geschehen?«
Sie entwand sich seinem Griff und blickte verschämt auf die Tagesdecke hinunter. »Mein Vater hat meine Mutter geschlagen. Sie wollte nicht, dass ich mit ihm allein war, da sie befürchtete, er könnte im Suff seinen Frust auch an mir auslassen, statt auf sie zu warten.«
Nun wirkte er zornig. »In meiner Welt hätte man ihn in der Luft zerrissen. Wo ich herkomme, bekommt eine Frau durch die Berührung eines Mannes nur Leidenschaft zu spüren, niemals aber seinen Zorn.«
»In deiner Welt?«, wiederholte sie mit einem nervösen Lachen. »Bist du denn nicht von dieser Welt, von der Erde?«
Sein Gesichtsausdruck veränderte sich, er zog die Brauen zusammen.
»Wo hast du deine Freundin Rowan kennengelernt?«, wollte er nun wissen.
»In der Bibliothek des Mater Dolorosa. Ich hab mir die Bücher angesehen, und sie war gerade dabei, an einem Tisch etwas zu zeichnen. Seitdem sind wir Freundinnen.«
Er hob ein Stück knusprigen Speck an ihren Mund. »Hat sie denn gar keine Familie?«
Sie biss ein Stück ab und kaute. »Nein, sie hat niemanden. Man hat sie vor der Tür abgestellt, als sie fünf war. Und sie hat dort gewohnt, bis wir da weg sind, aufs College.«
»Keine von euch hatte ein leichtes Leben.«
Sie wand sich unter seinem eindringlichen Blick und sträubte sich gegen seinen besorgten Ton. »Uns ging es nicht schlechter als vielen anderen Leuten auch.«
Er zog sich zurück und lieà ihr ein wenig Freiraum. Doch immer noch spürte Mairi seinen Blick auf sich, fühlte, wie er ihn über ihren ganzen Körper wandern und schlieÃlich auf ihrem Gesicht ruhen lieÃ. »Wir müssen noch vieles voneinander
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