Velvet Haven Paradies der Dunkelheit
Gedanken?«
»Keine Ahnung.« Und wenn sie ehrlich war, wusste sie es auch tatsächlich nicht. Doch sie hatte irgendwie das Gefühl, dass sie vorsichtig sein mussten. Normalerweise gingen sie nicht in solche Läden wie diesen. Und dann ihre Träume ⦠sie waren so düster und verstörend, und irgendwie musste sie ihre Träume gedanklich mit diesem Ort in Verbindung gebracht haben. Obwohl sie noch nie in dem Club gewesen war.
Etwas berührte sie flüchtig und streifte ihr über den Arm. Es war eine schwarze Feder von dem Raben, die soeben von dem Ast heruntergesegelt war. Sofort bekam sie eine Gänsehaut, ein Zittern lief ihr über den Körper. Wo die Feder sie berührt hatte, schien ihre Haut zu prickeln. Ihr war warm â und komischerweise war sie auch erregt.
»Hey, sieh mal, es geht vorwärts«, verkündete Rowan.
Und in nicht mehr als fünf Minuten standen sie vor einem Tier von einem Türsteher, der sie finster ansah und von oben bis unten musterte, während er ihre Eintrittskarten entgegennahm. »Ihr seid also VIP s«, murmelte er, während er das samtene Absperrseil wegnahm und sie durchwinkte. »Bitte unterschreiben mit Namen und Telefonnummer. Dann die Treppe hoch und rechts. Mr Macdonald zeigt euch anschlieÃend, woâs langgeht.«
»Cool!«, quiekte Rowan vergnügt, als sie den Club betraten und ihre Namen in eine Liste eintrugen. »Ist ja noch viel besser, als ich dachte.«
Plötzlich fiel die Tür mit ihren rostigen Scharnieren knarrend hinter ihnen ins Schloss. Im Inneren des Clubs flackerten blaue und pinkfarbene Neonlichter über die Tanzfläche und erhellten die umherwirbelnden Tänzer. Die Musik war ohrenbetäubend laut ⦠sie pulsierte ⦠der Technobeat hämmerte hart und schwer auf sie ein. In den schattigen Ecken konnten sie glänzende Stoffe in Fuchsia und Schwarz sehen. Die Möbel waren im viktorianisch-gotischen Stil gehalten und erinnerten Mairi an ein altes Varietétheater. Fehlten nur noch die Herren in Smoking und Frauen mit Federboas. Doch die Klientel des Velvet Haven war eher in Lack und Leder gekleidet. Statt Smokings waren allenthalben Irokesenhaarschnitte, Piercings und lange Ledermäntel zu sehen â wie in Matrix . Es gab Cyber-Goths mit silbernen Perücken und metallischen Gewändern, aber auch diese unheimlichen Babydolls, die sich wie kleine Mädchen verkleideten und am Daumen lutschten, waren hier und da zu sehen. In einer Ecke lümmelten ein paar Metalheads in schwarzen Lederjacken herum, mit Nieten und Hundehalsbändern. Eine Gruppe von Frauen in langen schwarzen Gewändern, die aussahen, als kämen sie direkt aus der viktorianischen Zeit, schwebte an ihnen vorbei. Eine von ihnen hatte sogar zwei kleine Löcher im Hals, und zwei Tropfen Blut quollen aus den Ãffnungen.
Manche Leute übertrieben aber auch ganz schön.
An einer Wand, die über und über mit Spiegeln in goldenen Rahmen behängt war, stand der DJ und legte Platten auf. Sein schulterlanges Haar war von ein paar leuchtend blauen Strähnen durchzogen, ein muskulöser Arm war voller Tätowierungen. Er war mindestens eins achtzig groà und machte ein über die MaÃen konzentriertes Gesicht.
»Oh mein Gott«, rief Rowan verblüfft, als sie den DJ sah. »Das ist er! Der Tarot-Typ.«
Mairi lieà ihren Blick zu ihm schweifen, um sich den Mann, der Woche für Woche in Rowans New-Age-Laden kam, genauer anzusehen. Und sie bekam so einiges geboten. Denn in einem der Spiegel an der Wand hinter dem DJ konnte sie jetzt ein Pärchen sehen, das miteinander rummachte. Der Typ lieà seine Hand gerade über den Bauch der Frau gleiten, um sie dann im Bund ihres Lederrocks verschwinden zu lassen. Neben den beiden stand noch ein anderes Paar, das ihnen interessiert zuschaute und sich dabei selbst gegenseitig streichelte.
Ach du Schreck! Wo waren sie hier nur gelandet? Was war das denn für ein Laden, eine Art Fetisch-Club etwa?
»Siehst du auch, was ich sehe?«, brüllte Mairi über die laute Musik hinweg. Rowan nickte und schluckte, während sie das Paar in dem Spiegel beobachtete. Der Mann hatte sich gerade auf die Knie sinken lassen.
»Rowan, was ist das bitte für ein Typ, der dir die Eintrittskarten gegeben hat?« Mairis Augen wurden riesengroÃ, als sie sah, wie sich der Mann nun zwischen den Schenkeln der Frau zu schaffen
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