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Venedig sehen und stehlen

Venedig sehen und stehlen

Titel: Venedig sehen und stehlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Krischan Koch
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hängend lautstark gleich wieder von den sarde in saor und einem mezzo prosecco trennen. Harry war besorgt. Hatte sich Zoe einen Magen-Darm-Virus eingefangen? Aber sie wirkte eigentlich nicht krank. Kurz darauf war sie in ihrem Neil-Young-T-Shirt, das sie als Nachthemd dabeihatte, selig eingeschlafen. Harry schenkte sich in der Küche gerade ein Glas Wasser ein, als er das Schnarren der Klingel hörte.
     
    »Harry, caro , wo steckst du? Ich warte seit Tagen, dass du dich meldest.«
    Mit Franca hatte er jetzt wirklich nicht gerechnet. Woher wusste sie überhaupt, dass er Hans Dieters Wohnung gemietet hatte. Der Informationsaustausch funktionierte offensichtlich perfekt bei den Kunstfreunden.
    »Francesca, können wir uns für morgen verabreden?«, druckste Harry herum.
    »Was ist denn das überhaupt für eine Begrüßung?« Sie gab ihm einen Kuss, den Harry nur flüchtig erwiderte.
    Er wollte unbedingt verhindern, dass sie in die Wohnung kam und mit Zoe zusammentraf.
    »Lass uns um die Ecke noch einen Drink nehmen«, sagte er, einfach nur, um sie aus der Wohnung zu bekommen. »Warte hier.« Er schnappte sich einen Pullover, seine Brieftasche und den Schlüssel und zog die Wohnungstür hinter sich zu.
    »Ich hab es schon gehört, die Polizei war bei dir«, sagte er flüsternd, als sie die dunklen Fondamenta entlanggingen.
    »Sie haben mich über eine Stunde auf dem Revier festgehalten. Sie haben dieses Arschloch Carlo gefunden. Aber keine Angst, ich hab dich da rausgehalten.«
    Im Gehen legte sie ihren Arm um Harry, der das etwas widerwillig über sich ergehen ließ. Heute fiel ihm ihr Hinken noch mehr auf. Ihm kam die ganze Situation vor wie ein böser Traum. Eben war er noch mit Zoe zusammen essen gewesen und jetzt lief er mit Francesca die ausgestorben Fondamenenta entlang.
    In der Strada Nova fanden sie noch eine offene Bar. Franca bestellte Wodka und Harry ein Glas Weißen.
    »Auf einen Drink«, sagte er. »Ich bin todmüde.« Harry wusste nicht recht, wie er ihr beibringen sollte, dass er die Nacht nicht mit ihr verbringen wollte.
    Er beugte sich zu ihr über den kleinen Resopaltisch. »Wie haben sie die Leiche überhaupt so schnell gefunden? Wir haben den Typ immerhin vergraben.« Sie flüsterten, obwohl sie die letzten Gäste in der Bar waren.
    »Cazzo, ich weiß es nicht!«
    »Und wie kommen sie auf dich?«
    »Auf uns, caro mio, auf uns. Ich weiß es nicht. Vielleicht muss uns doch jemand beobachtet haben.«
    »Du meinst den Verrückten?«
    »Nein, ich meine Hans-e-Dieter, diesen Spießer«, zischte sie. »Er stellt mir auch schon die ganze Zeit nach. Er will mich aus den ›Amici dei musei‹ rausschmeißen und er will mein Atelier kaufen und daraus eine dieser öden Galerien für Spießer machen. Mit diesem Glas-Kunstgewerbe von seiner neuen Flamme.«
    »Aber wieso sollte er uns deshalb nachspioniert haben?«
    »Ich weiß es nicht!«, zischelte sie. Aber irgendwie hatte Harry das Gefühl, dass sie ihm etwas verheimlichte.
    Harry nippte lustlos an seinem Pinot Grigio, der nach nichts schmeckte. Als er Franca anschaute, stellte er erschrocken fest, dass sie Zoe tatsächlich immer ähnlicher wurde. Sie hatte fast dieselbe Frisur. Nicht wie die jetzige Zoe, sondern wie Zoe vor drei Jahren vor dem Flatiron. Jetzt wurde ihm auch klar, wo sein Foto von Zoe geblieben war. Franca musste es ihm in jener Nacht aus seiner Brieftasche genommen haben. Bei der Entsorgung der Leiche hatte er es also nicht verloren. Aber die Vorstellung, dass Franca allmählich Zoes Äußeres annahm, war ihm noch unheimlicher.
    Statt Jeans und weißem Oberhemd trug sie jetzt eine schwarze Bluse und ein lässiges Leinensakko. Alles Sachen, die auch Zoe hätte tragen können, mal abgesehen von den Nietenstiefeln. Ihren Gesichtsausdruck kannte er von Zoe allerdings auch nicht. Denn Franca wurde richtig sauer, als Harry sich nach nur einem Drink schon wieder von ihr verabschieden wollte. Sie zog ihn mit ihrem kräftigen Bildhauergriff an seinem Pullover ein Stück zu sich heran. Dabei war durch den Ausschnitt ihrer Bluse ihr ebenfalls schwarzer BH zu sehen. Aber der hatte heute keine Wirkung auf Harry. Er wollte einfach nur weg.
    »Harry, caro, ich lass dich nicht einfach gehen.« Sie lachte ihn herausfordernd an. »Wir hatten Spaß und wir haben zusammen den guten Carlo unter die Erde gebracht. So etwas verbindet.«
    Nachdem er bezahlt hatte und gehen wollte, forderte Franca einen Abschiedskuss. Sie küsste ihn kurz und heftig.
    Als er die

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