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Venedig sehen und stehlen

Venedig sehen und stehlen

Titel: Venedig sehen und stehlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Krischan Koch
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die »Neue Züricher«. Seltsam, was machten die Pläne von Francas Atelier hier in Beat Burgers Palazzo? Er war scheinbar wirklich an dieser Werft dran. Das war kein Witz gewesen.
    »A glas of wine?« , fragte Britt, während sie vier Weingläser auf eine Marmorplatte stellte.
    »Ich habe hier einen ganz interessanten Chardonnay.« Bei dem Wort »Chardonnay« legte Beat die Betonung auf die erste Silbe.
    »Das sind wunderschöne Gläser«, sagte Zoe und nahm den filigranen langen Stil behutsam zwischen ihre Finger.
    »Murano.« Britt zuckte mit den Augenbrauen. »Ja, es gibt auch schönes Muranoglas. So wie unsere kleinen Anstecknadeln.« Sie zeigte auf die kleine rote Glasscherbe, die an ihrer Weste steckte.
    »Die sind mir schon aufgefallen«, sagte Harry.
    Er hatte Britts rote Nadel tatsächlich schon gesehen. Trugen Doris und Roberto nicht auch so einen Anstecker? Vor allem aber hatte er auf einmal ganz deutlich die leuchtend grüne Scherbe in der kalten, starren Hand des toten Carlo vor Augen.
    »Wer trägt denn noch alles so eine Nadel?«, fragte er bemüht unauffällig.
    »Wir haben alle so einen Anstecker. Es ist sozusagen unser Clubabzeichen.« Sie gab einen kurzen, hysterischen Lacher von sich.
    »Roberto hat für jeden von uns so ein Abzeichen gemacht, ganz individuell, passend zu dem jeweiligen Charakter.«
    In Harrys Kopf arbeitete es. Wie war diese Anstecknadel mit der grünen Scherbe in die Hand des Toten gekommen? Sie gehörte ja wahrscheinlich einem der » Amici dei musei« .
    »Man muss sie kaufen«, fuhr Britt Benning fort. »Das ist nicht ganz billig.«
    »Das Geld wird für die Förderung der Kunst verwandt«, sagte Beat.
    »Aber mit der Glasscherbe haben wir dann zumindest freien Eintritt in den Museen.«
    Harry musste weiter an die Anstecknadel denken, als sie bei der Flasche Chardonnay aus Muranogläsern über die Biennale parlierten und ein bisschen über Giovanni-Dieter lästerten. Zum Abschied lud Britt Harry und Zoe zu der »Allarme-Rosso«-Performance im Guggenheim-Museum ein, die die Kunstfreunde ganz wesentlich mitveranstalteten.
    »Das ist eine Art Collage verschiedener Töne«, schwärmte Britt. »Alarmsignale, Blechinstrumente, aber auch Gesang. Ich kann es mir noch gar nicht recht vorstellen. Aber klingt doch spannend, oder?«
    Harry und Zoe sahen sich mit etwas skeptischem Blick an. Eine offizielle Einladung zu dieser Veranstaltung passte ihnen ganz und gar nicht.

12
    Fast täglich statteten sie dem Guggenheim-Museum einen Besuch ab. Dort trafen sie auch Britt Benning und Hans-Dieter, die mit den Vorbereitungen der »Alarme-Rosso«-Veranstaltung beschäftigt waren.
    »Ihr kommt doch zu unserer Performance?«, wiederholte Britt ihre Einladung. »Das dürft ihr euch nicht entgehen lassen!«
    »Sure« , lachte Zoe und Harry nickte freundlich.
    Dann widmeten sich die beiden intensiv und doch so unauffällig wie möglich den Videokameras, Gittern und Alarmanlagen. Die Schilder mit den Aufschriften Area Video Sorvegliata und Allarme Antincendio konnten sie nicht sonderlich beeindrucken. Und der nette ältere Herr in einer Art Uniform, der in dem denkmalgeschützten Bau als Museumsaufsicht fungierte, wirkte auch nicht besonders Furcht einflößend. Dass Zoe Grundrisse der Ausstellungsräume, der Eingänge, Flure und Toiletten anfertigte, schien ihm zumindest nicht aufzufallen. Sie hätte es sich allerdings schenken können: Die Guggenheim-Foundation war sogar so freundlich, eine Broschüre mit einem maßstabgerechten Lageplan zur Verfügung zu stellen.
    In aller Ruhe bereiteten die beiden ihren Coup vor.
    Sie saßen abends auf der Dachterrasse und tranken Sprizz. Über Tag war es dort trotz des Sonnenschirmes nicht auszuhalten. Harry fuhr mit dem Traghetto zum Campo della Pescaria und besorgte frischen Fisch, Sorten, die er nicht kannte, totano und dentice, Pfeilkalmar und Zahnbrasse. Er briet Rotbarben auf dem Herd, dessen Gasflamme immer wieder aussetzte, um dann plötzlich mit einem Puffen umso heftiger aufzuflammen. Auch das Ravioli-Teigholz, ein Nudelholz mit einer Metallprägung in Form der Teigtaschen, das sie in einem kleinen bis unter die Decke voll gestopften Haushaltswarenladen in Castello erstanden hatten, musste Harry sofort ausprobieren. Er versuchte sich an Fischravioli, die er in einer Zitronenbutter mit Kapern und Estragon schwenkte. Der Teig war noch etwas dick geraten. Aber Zoe war hin und weg.
    Mittlerweile hatten sie auch Signora Schillaci in der Etage unter ihnen

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