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Venedig sehen und stehlen

Venedig sehen und stehlen

Titel: Venedig sehen und stehlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Krischan Koch
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Giovanni würde er natürlich nicht genügen. Und Beats eigentlich auch nicht.« Britt fasste ihrem Mann mit ihren Hummerfingern auf seinen currygelben Jackettärmel. »Aber zu der scharfen Soße ist der einfache Bianco doch herrlich.«
    »Hast du unseren Oberitaliener Giovanni denn auch schon kennengelernt?«, fragte Britt, nachdem sie Zoe bei der nächsten Karaffe Wein das Du angeboten hatte.
    »Er hat uns sehr nett auf der Dachterrasse die Stadt gezeigt.«
    »Aber habt ihr auch schon von dem Toten gehört?«, fragte Britt. Sie sah Harry dabei prüfend an. Sie wusste ja nicht, was Harry Zoe über Franca erzählt hatte. »Unsere Freundin Francesca haben sie mit auf die Questura genommen.«
    »Für Hans-Dieter ist sie natürlich die Täterin. Und für Francesca ist umgekehrt er der Mörder. Es ist wirklich kindisch«, sagte Beat überraschend deutlich. »Sie beschuldigen sich gegenseitig. Das geht schon seit einiger Zeit so.«
    Harry und Zoe hörten dem Klatsch gespannt zu.
    »Ihr müsst wissen, Hans-Dieter hatte ein Verhältnis mit Francesca, bevor er sich in seinen kleinen Roberto verguckt hat«, erklärte Britt Zoe. »Er behauptet, sie erpresst ihn, angeblich mit eindeutigen Fotos zusammen mit Roberto, die sie seiner Frau in Deutschland schicken will.«
    »Und sie unterstellt ihm, er wolle ihre alte Werft hier auf der Giudecca kaufen, um sie dort rauszuschmeißen.« Beat schmunzelte. »Allzu ernst darf man das alles nicht nehmen.«
    »Du hättest die alte Werft doch auch gern«, sagte Britt und zuckte mit den Augenbrauen.
    »Aber ich bringe deswegen keine Leute um.« Beat legte den Kopf schief und lächelte milde. »Ich mache einfach das bessere Angebot, oder?«
    »Wie ist die Polizei denn überhaupt auf Francesca gekommen«, fragte Harry.
    »Es ist wirklich eine etwas seltsame Geschichte«, sagte Beat in seinem behäbigen Schwyzerdütsch. »Es hat irgendetwas mit Gips zu tun. Britt, wie war das?«
    Harry hatte sofort die blauen »GESSO«-Buchstaben auf dem Papiersack, in den der tote Carlo verpackt war, vor Augen.
    »Dieser Materazzi wurde ja auf diesem Gelände einer seit zig Jahren stillgelegten Mühle gefunden«, sagte Britt.
    »›Molino Stucky‹«, rutschte es Harry heraus.
    »Du kennst dich nach drei Tagen Venedig ja schon erstaunlich gut aus«, wunderte sich Beat.
    »Der Tote war vollkommen voller Staub«, fuhr Britt fort. »Und dieser Staub, das hat die Polizei festgestellt, kam nicht vom Gelände des Molino. Es war Gips aus dem Atelier unserer Francesca. Ist das nicht eine irre Geschichte?«
    »Ja, v-verrückt.« Harry war beunruhigt. Und auch Zoe guckte etwas irritiert.
    Glücklicherweise kamen sie schnell vom Thema ab. Zur crostata al limone legte die Wirtin Barry White auf, den coolen Disco-King der späten Siebziger mit der Reibeisenstimme. Sie sang dazu und servierte tanzend den Espresso.
    Anschließend fuhren sie statt im Vaporetto mit Beat Burgers Privatboot nach Dorsoduro hinüber, auf einen Drink in deren Wohnung. Sie lag in einem nachgebauten gotischen Palazzo.
    Im Unterschied zu Hans-Dieters Appartment waren die wenigen Antiquitäten echt. Sie waren mit modernen Möbeln kombiniert. Die Sitzecke in dem hallenartigen Raum, dessen Blick durch die hohen Fenster mit den Spitzbögen auf den nächtlichen Canale della Giudecca ging, bestand neben einem hellen vier- oder fünfsitzigen Sofa aus mehreren Exemplaren von Mies van der Rohes »Barcelona Chair«. An den hohen Wänden hingen großformatige abstrakte Bilder. Sie zeigten geometrische Formen in knalligen Primärfarben, Rot, Blau und Gelb, die stark an Mondrian erinnerten.
    »Gemalt mit ›BUCOLOR‹-Farben?«, versuchte Harry einen Witz zu machen.
    Es war nicht zu übersehen, dass Beat Burger es mit seinen Lacken und Farben zu beträchtlichem Wohlstand gebracht hatte.
    »Ja, ja, ein Tessiner Künstler …«, sagte er.
    »… den der Beat etwas fördert«, fügte Britt hinzu.
    Sogar auf dem Gäste-WC hingen zwei kleinere Grafiken. Als Harry neugierig die Kunst in der Diele inspizierte, fiel sein Blick zufällig auf einen alten Plan, der halb verdeckt von ein paar Zeitungen auf einem Tischchen lag. Harry war sofort elektrisiert. Auf dem vergilbten Blatt glaubte er die Außenansicht von Francas Atelier auf der Giudecca wiederzuerkennen. Vorsichtig zog er den Plan unter der Zeitung hervor. Auch der Grundriss kam hin. Und dann gab es noch einen neuen Plan mit Umbauten, soweit er auf die Schnelle sehen konnte. Er schob die Zeichnungen zurück unter

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