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Venetia und der Wuestling

Venetia und der Wuestling

Titel: Venetia und der Wuestling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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konnte, dass der Vorwurf, mochte er auch noch so aggressiv vorgebracht worden sein, nicht ganz unberechtigt war und es ihr leidtat, dass sie aus der Fassung geraten war. Endlich sah sie es ein, und nach einem Kampf, der ebenso schwer war wie jener, den Mrs. Scorrier mit sich aus-gefochten hatte, ging Veneria zu der Dame, um sich bei ihr zu entschuldigen. Es wurde mit einer kalten Verneigung und verkniffenen Lippen aufgenommen.
    „Ich hätte mich nicht durch meine Empörung hinreißen lassen sollen, Ma'am", fuhr Venetia fort, „sondern Ihnen eher erklären, dass Lord Damerei meinem Bruder Aubrey ein zu guter Freund ist, als dass ich es ertragen konnte, ihn beschimpfen zu hören."
    „Wir wollen die Sache nicht weiter erörtern, Miss Lanyon. Ich hoffe jedoch, Sie machen Lord Damerei klar, dass seine Besuche in Undershaw aufhören müssen."
    „Nein", sagte Venetia sanft, „das werde ich nicht tun, aber Sie brauchen nichts zu fürchten - wenn er kommt, besucht er Aubrey, nicht Charlotte."
    Dem gönnte Mrs. Scorrier als Antwort nur einen Blick, der Venetia klarmachte, dass es von nun an einen Krieg bis aufs Messer gab.
    Es war das Präludium für eine Woche, die ein einziger Albtraum war, und mehr, als Venetia je zu ertragen gehabt hatte. Mrs. Scorrier ließ jede Liebenswürdigkeit fahren, sprach so selten wie möglich mit ihr, und dann nur mit formellster Höflichkeit. Es gelang ihr weitgehend, Venetia zu ignorieren, aber sie ließ keine Gelegenheit aus, die sich bot, um sie zu ärgern. Wenn sie nichts im Haushalt fand, was sie umkrempeln konnte, diskutierte sie mit Charlotte in Venetias Gegenwart die Veränderungen, die in Führung und Wirtschaft von Undershaw durchgeführt werden müssten. Charlotte, der diese Taktik zutiefst unbehaglich war, besaß freilich nicht die Charakterstärke, sie zu bekämpfen. Sie murmelte manchmal einige schwache Proteste, gab aber nur einsilbige Antworten und schaute kläglich drein.
    Bei den seltenen Gelegenheiten, da Aubrey anwesend war, gebrauchte er seine tödliche Zunge derart verheerend, dass ihn Venetia bat, dem Salon fernzubleiben.
    Um die Sache noch schlimmer zu machen, legte die Dienerschaft des Hauses, die Venetias Sache hitzig zur eigenen machte, eine eigensinnige Loyalität an den Tag, indem sie Venetia die trivialste Anordnung, die sie von Mrs. Scorrier erhielt, weiterleitete. „Ich werde die Sache Miss Venetia gegenüber erwähnen, Ma'am", war die unveränderliche Antwort, die sie erhielt. Und wenn sie unklugerweise Fingle befahl, mit dem Phaeton vorzufahren, um Ihre Gnaden vorsichtig an die frische Luft zu führen, war dessen Antwort sogar noch unverblümter. „Ich nehme meine Befehle von Mr. Aubrey entgegen, Ma'am", sagte der barsche Yorkshire-Mann. Bevor Mrs. Scorrier Venetia noch erreichen konnte, um sich bei ihr zu beschweren, suchte Aubrey die Dame schon selbst auf und teilte ihr die wenig schmackhafte Information mit, dass Fingle sein persönlicher Reitknecht sei und er ihr verbunden wäre, wenn sie in Zukunft ihre Befehle William Coachman übermitteln wolle, dessen Sache es sei, die Damen des Hauses zu kutschieren, und zwar im Landauer und nicht im Phaeton, der ebenfalls ihm, Aubrey, gehöre und den er von niemand anderem als Venetia kutschieren lasse.
    Alle Vorhaltungen Venetias trafen bei ihren Verteidigern auf taube Ohren; sie hatten sich zu ihrer Politik entschlossen und verfolgten sie mit Begeisterung. Daher verbrachte Venetia den größten Teil ihrer Zeit entweder damit, Mrs. Scorriers Befehle zu unterstützen, oder mit dem hoffnungslosen Versuch, erbitterte Gegner zu versöhnen.
    Die Situation wurde für Mrs. Scorrier durch Nurse noch unleidlicher gemacht, denn diese kümmerte sich überhaupt nicht um sie, gewann hingegen rapid einen höchst unerwünschten Einfluss auf Charlotte. Darin half ihr unbewusst die erhabene Miss Trosseil, die von der Yorkshire-Landschaft und dem Mangel an adeliger Gesellschaft in Undershaw einen derart ungünstigen Eindruck empfing, dass sie vierundzwanzig Stunden nach ihrer Ankunft erklärte, sie sei nicht imstande, die Härten des Landlebens zu ertragen, und die unmissverständliche Andeutung hinzufügte, sie sei unter falschem Vorwand ins Yorkshire gelockt worden. In ihrem Tonfall lag gerade so viel Frechheit, dass Mrs. Scorrier wütend wurde, und nach einer stürmischen Szene reiste Miss Trosseil auf der Stelle ab. Sie wurde in dem entwürdigenden Gig nach York gefahren, und die Versicherung von Nurse, ihr Verlust

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