Venetia und der Wuestling
gewesen wäre. Wie geschickt es Ihnen übrigens gelungen ist, meiner Schwägerin die Schüchternheit zu nehmen!"
„Aber natürlich!", murmelte er aufreizend.
„Was hältst du von ihr?", unterbrach ihn Aubrey.
„Oh, dein Pope-Zitat trifft den Nagel auf den Kopf! Todlangweilig, aber ohne Arglist noch Bosheit - die wird euren Frieden nicht stören."
„Nein. Auch glaube ich nicht", sagte Venetia nachdenklich, „dass Conway gezwungen war, sie zu heiraten, obwohl ich es zunächst vermutet habe, als ich hörte, dass sie ein Kind bekommt."
„Ja, ich auch", bemerkte Aubrey. „Aber Nurse sagt, sie erwartet die Entbindung für Mai, also kann das nicht stimmen. Nichts Verdächtiges daran."
„Na, sag das nur nicht so, als wäre es dir lieber, es wäre verdächtig gewesen!", sagte Damerei sehr amüsiert. „Werde ich das Privileg haben, die Mama kennenzulernen, oder wäre das unklug?"
„Ich glaube schon, falls Sie ihr ein Begriff sein sollten", antwortete Venetia, die Angelegenheit ernsthaft erwägend.
„Gehen wir in die Bibliothek. Obwohl es sein kann, dass sie nichts weiß, denn wenn sie auch nicht gerade vulgär ist ..."
„Sie ist äußerst vulgär", warf Aubrey ein.
„Oh, sie hat eine sehr vulgäre Gesinnung", stimmte ihm Venetia zu. „Ich meine nur, dass sie nicht schlecht erzogen ist, wie etwa die arme Mrs. Huntspill oder jenes fremde Frauenzimmer, das ich kennenlernte, als ich mit Tante Hendred in Harrogate war, und das die ganze Zeit von Herzoginnen redete, als wären sie alle ihre engsten Freundinnen gewesen, was überhaupt nicht stimmte, wie mir die Tante versicherte.
In dieser Art prahlt Mrs. Scorrier nicht. Zwar ist sie nicht aufrichtig und ist ganz abscheulich anmaßend, aber ihre Manieren widern einen nicht an. Nur glaube ich nicht, dass sie zur Creme der Gesellschaft gehört."
„Wenn sie diejenige ist, die ich vermute, dann ist sie die Tochter irgendeines kleinen Landedelmannes", sagte Damerei und folgte Venetia in die Bibliothek. „Nach allem, was Aubrey mir erzählt, dürfte Ihre Schwägerin die Tochter Ned Scorriers sein - in welchem Fall Sie sich der Heirat Ihres Bruders nicht zu schämen brauchen. Die Scorriers sind ziemlich gut - nicht höchste Kreise, aber gute Familie, typisch Staffordshire. Ned Scorrier war einer der jüngeren Söhne und mit mir zugleich in Eton, wenn auch ein paar Jahrgänge höher. Ich weiß nur, dass er Offizier wurde und keine gute Partie machte - er heiratete schon mit zwanzig -, aber was später aus ihm wurde, weiß ich nicht."
„Er ist in Spanien an Fieber gestorben", sagte Venetia. „Ich nehme an, das muss er gewesen sein, denn Mrs. Scorrier machte tatsächlich eine Bemerkung, dass die Familie ihres Mannes im Staffordshire lebt. Sie hat sich mit ihnen zerstritten." Sie runzelte die Stirn. „Zumindest habe ich das dem entnommen, was mir Charlotte erzählte, aber es dürfte idiotisch von ihr gewesen sein in ihren Verhältnissen! Sie ist nicht sehr gut dran, wissen Sie, und gibt das auch gar nicht vor. Man müsste daher annehmen, dass sie sich vorgesehen hätte, sich gerade mit der Familie ihres Mannes zu überwerfen."
„Einer der Vorteile eines zurückgezogenen Lebens ist", sagte Damerei lächelnd,
„dass Sie bisher noch nie der Sorte Frauen begegnet sind, die sich einfach nicht zurückhalten können, mit allen, die ihren Weg kreuzen, zu streiten. Es geschieht ihr ewig Unrecht, und sie hat das Pech, sich immer nur mit Leuten so schlechten Charakters zu befreunden, dass sie sie früher oder später ganz grässlich behandeln!
Sie selbst hat natürlich nie einen Streit gesucht - sie ist das liebenswürdigste und langmütigste aller Geschöpfe. Es ist ja gerade ihre Vertrauensseligkeit, durch die sie die Beute bösartiger Menschen wird, die sie ohne jeden Grund unweigerlich derart unerträglich beleidigen, dass sie einfach gezwungen ist, jede Verbindung abzubrechen. Stimmt's?"
„So ziemlich!", sagte Aubrey mit einem schiefen Grinsen.
„Fügen Sie noch Eifersucht hinzu", sagte Venetia, „und außerdem eine ganz unvernünftige! Sowie sie meiner nur ansichtig wurde, war sie auch schon eifersüchtig auf mich und konnte mich nicht leiden, und ich kann nicht darauf kommen, warum eigentlich, denn ich glaube wirklich nicht, dass ich ihr dazu Grund gegeben hätte!"
„Aber Sie geben ihr sogar einen sehr wichtigen Grund", sagte Damerei, und sein Augen lächelten. „Wären Sie eine dunkle Schönheit, dann läge der Fall ganz anders, denn dann hätten Sie
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