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Venetia und der Wuestling

Venetia und der Wuestling

Titel: Venetia und der Wuestling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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Versuch zu machen. Das muss er schon selbst besorgen. Das wird er auch - was sie, wie ich mir einbilde, noch nicht vermutet!" Venetia kicherte. „Natürlich hätte er nie mit ihr in Cambray gestritten, wo sie großen Lärm geschlagen hätte und er sich hätte ihretwegen schämen müssen, aber hier macht es ihm keinen Deut aus, wie viel Lärm sie schlägt! Und ich würde mich nicht wundern, wenn er sogar Charlotte dazu brächte, ihrer Mama zu sagen, sie solle gehen, und während sie das tut, selbst den ganzen Tag auf die Jagd geht!"
    Damerei lachte, sagte aber: „Bis dahin aber untergräbt sie euren ganzen Frieden hier, zum Teufel noch einmal!"
    „Ja", gab sie zu. „Aber ich bin überzeugt, nicht auf lange. Und wenn ich sie bloß davon überzeugen kann, dass ich nicht den geringsten Wunsch hege, Charlotte ihren Platz streitig zu machen, gelingt es uns vielleicht sogar, erträglich gut nebeneinander dahinzuleben."

13. KAPITEL
    Es stellte sich bald heraus, dass Venetias Optimismus fehl am Platz gewesen war.
    Zehn Minuten nach Damereis Weggang wurden die Feindseligkeiten wieder aufgenommen, als Mrs. Scorrier, die Augen glitzernd im Zorn der Gerechten, Venetia aufsuchte und zu wissen verlangte, ob es stimme, dass sie nicht allein Seine Lordschaft in Undershaw willkommen geheißen, sondern ihn Charlotte tatsächlich vorgestellt hatte. Sie war, wie sie sagte, einfach nicht imstande gewesen, ihren Ohren zu trauen, als Charlotte sie von diesem schockierenden Vorfall informiert hatte. Zwar habe sie schon entdeckt, dass sich Miss Lanyon mit einer - ihren eigenen möglicherweise altmodischen Vorstellungen von Schicklichkeit unziemlich erscheinenden - Freiheit benähme, sie hätte jedoch nie angenommen, dass es Venetia derart an Vorsicht und Takt mangeln ließe, einem Mann von Lord Damereis Ruf zu erlauben, den Fuß auch nur auf den Boden von Undershaw zu setzen, geschweige denn ihn der unschuldigen jungen Frau ihres Bruders vorzustellen.
    Was immer für Zweifel Venetia bei nüchterner Überlegung überkommen hätten, ob es klug sei, Damerei mit Charlotte bekannt zu machen - da es ihrem Ruf im Distrikt kaum dienen würde, dass sie auf Besuchsfuß mit ihm stand -, sie gingen in einem aufflammenden Zorn unter. Sie gab schnell zurück: „Lieber Himmel, meinen Sie etwa, dass Charlotte Gefahr läuft, seinem Charme zu erliegen? Ich hätte denn doch angenommen, dass sie meinen Bruder dazu viel zu sehr hebt - muss mich aber Ihrer besseren Kenntnis Charlottes beugen!"
    „Miss ... Lanyon!", würgte Mrs. Scorrier hervor.
    „Ja, bitte?", sagte Venetia trügerisch kühl.
    Mrs. Scorrier zog hörbar den Atem ein. „Ich übersehe Ihre Unverschämtheit. Es steht unter meiner Würde, sie zur Kenntnis zu nehmen. Aber es sollte Ihnen klar sein, dass es für eine gesittete Frau in der Situation meiner Tochter - einer Fremden in diesem Landesteil, die ohne den Schutz ihres Gatten hergekommen ist - grob unschicklich wäre, einen Mann von derart schlechtem Ruf in ihrem Haus zu empfangen. Die Ungehörigkeit eines unverheirateten Frauenzimmers, das sich der Freundschaft eines solchen Menschen rühmt, erwähne ich erst gar nicht!"
    „Wie sollen Sie das auch können? Mein Ruf wird ja schließlich nicht darunter leiden!
    Im Übrigen aber haben Sie sehr recht - es war entsetzlich gedankenlos von mir, und ich bitte um Verzeihung! Unter den gegebenen Umständen kann Charlotte natürlich nicht vorsichtig genug sein. Wenn man bedenkt, wie viel Skandalgeschwätz sich bereits zusammengebraut haben dürfte ... oh, haben Sie keine Angst, Ma'am! Ich werde Damerei sagen, er darf auf keinen Fall irgendjemandem verraten, dass er Charlotte überhaupt nur erblickt hat!"
    Unnatürlich rot, sagte Mrs. Scorrier mit einer vor unterdrückter rasender Wut gepressten Stimme: „Nein, wirklich? Also wirklich, Miss Lanyon? So bilden Sie sich ein, dass gerade Ihr Ruf nicht leiden wird! Da irren Sie sich aber gewaltig, lassen Sie mich Ihnen sagen!" Sie hielt inne, und Venetia wartete, mit leicht gehobenen Brauen und einem leisen verächtlichen Lächeln um die Lippen. Anscheinend kämpfte Mrs. Scorrier mit sich, denn jedenfalls wogte ihr Busen alarmierend. Aber nach einem, zwei gespannten Momenten drehte sich die Dame abrupt auf ihren Absätzen um und stelzte aus dem Zimmer.
    Venetia merkte, dass sie zitterte, und musste sich hinsetzen. Es dauerte eine Zeit, bevor sie imstande war, ihre Fassung wiederzugewinnen, und noch länger, bevor sie sich zur Erkenntnis durchringen

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