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Venetia und der Wuestling

Venetia und der Wuestling

Titel: Venetia und der Wuestling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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was bringt Sie nach Undershaw? Ich hoffe, Sie haben vor, bei dieser Gelegenheit endlich einmal einen außerordentlich langen Aufenthalt zu nehmen und nicht wieder in größter Eile davonzusausen, bevor es uns überhaupt zu Bewusstsein gekommen ist, dass Sie angekommen sind!"
    Sein eher strenges Gesicht lockerte sich in einem leichten Lächeln; er antwortete trocken und pedantisch: „Wie du weißt, meine liebe Venetia, verfüge ich über meine Zeit nicht in dem Ausmaß, wie ich das manchmal wünschen würde. Der Zweck meines Besuches betrifft dich, wie ich dir sofort zu erklären hoffe."
    Sie war etwas überrascht, aber da er ihr wichtigster Vermögensverwalter war, nahm sie an, er müsste gekommen sein, um irgendeine geschäftliche Angelegenheit mit ihr zu besprechen. Sie zwinkerte ihm zu und sagte: „Wenn Sie gekommen sind, um mir zu erzählen, dass mein Vermögen auf diesem mysteriösen Ding, das man Börse nennt, dahingeschwunden ist, dann warten Sie damit bitte, bis ich mir ein paar angesengte Federn und etwas Riechsalz besorgt habe!"
    Er lächelte wieder, aber nur sehr flüchtig, weil allein schon eine solche Andeutung zu entsetzlich war, um humorvoll zu sein. Mrs. Scorrier schmuggelte sich wieder in das Gespräch ein. „Es ist zu schlimm von Ihnen, sie zappeln zu lassen, Mr. Hendred, besonders, da Sie eine so entzückende Freude für sie bereithaben! Keine Angst, Miss Lanyon! Ich gebe Ihnen mein Wort, das Anliegen Ihres Onkels ist von der Sorte, dass es Sie viel eher in einen Begeisterungstaumel versetzen als erschrecken wird!"
    Venetia waren inzwischen schon zwei Umstände klar geworden. Der überströmenden Höflichkeit Mrs. Scorriers entnahm sie, dass dieser Mr. Hendreds gesellschaftlicher und finanzieller Stand sehr gut bekannt war und sie daher entschlossen war, sich bei ihm beliebt zu machen; und aus dem kalten Blick, mit dem ihre Bemühungen aufgenommen wurden, ging hervor, dass Mr. Hendred eine starke Abneigung gegen sie gefasst hatte. Venetia hielt es für gut, ihn aus ihrer Umgebung zu entfernen, bevor sie ihn dazu reizte, ihr eine scharfe Abfuhr zu erteilen. Daher lud Venetia ihn ein, mit ihr ins Frühstückszimmer zu kommen, da sie gern das eine oder andere Geschäftliche mit ihm besprochen hätte. Mrs. Scorrier nahm dies erstaunlich gut auf und erklärte ihrer Tochter ihre Nachgiebigkeit, sowie sie allein waren, mit der schlichten Ankündigung, dass es von Mr. Hendred hieß, er sei bis auf den Pfennig genau nicht weniger als 20.000 Pfund im Jahr wert.
    Daraufhin machte Charlotte große Augen. An Mr. Hendreds Erscheinung gab es nichts, was auf Überfluss gedeutet hätte. Mit Ausnahme der subtilen Unterscheidung, die jedem Rock, wie schlicht auch immer er sein mochte, anhaftete, der aus Westons Werkstätte kam, hätte er für einen Anwalt in ansehnlichen, aber nicht üppigen Verhältnissen gelten können. Er war dürr, nicht ganz mittelgroß, hatte spindeldürre Beine, spärliches graues Haar und ein scharfes Gesicht, das alle Zeichen einer chronisch schlechten Verdauung trug. Er kleidete sich immer adrett und schicklich, aber da ihm jede Form von Extravaganz oder Aufsehen grässlich war, trug er keinen anderen Schmuck als seinen Siegelring und eine bescheidene Goldnadel, die die Falten seines Halstuches festhielt. Er bevorzugte niemals auffallende Westen oder übertrieben hohe Kragenspitzen und hatte unerbittlich seine Kundschaft von Stultz auf Weston übertragen, als Mr. Stultz so unklug gewesen war, ihm seinen neuen Rock mit Knöpfen verschönt zu liefern, die nach der allerletzten Mode entworfen und genau doppelt so groß waren, als es Mr. Hendred für geziemend erachtete.
    Obgleich er das modische Extrem vermied, war Mr. Hendred ein Gentleman ersten Ranges, denn abgesehen davon, dass er alle Vorteile eines sehr großen Vermögens genoss, besaß er so gute Verbindungen, dass es unklug gewesen wäre, in seiner Gegenwart irgendwelche abfälligen Bemerkungen über ein Mitglied der Aristokratie zu machen, da immer die Chance bestand, dass er in irgendeiner Weise gerade mit dem betreffenden Pair verwandt war. Er war Mitglied des Parlaments, Friedensrichter, und da seine bemerkenswerte Begabung für Geschäfte mit einem strengen Pflichtgefühl verbunden war, fiel jedem, der einen Treuhänder oder Testamentsvollstrecker brauchte, zuerst sein Name ein.
    Ohne habgierig zu sein, war er doch gern sparsam. Er pflegte keine unnötigen Ausgaben in seinem Haushalt zu dulden. Und während er einem

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