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Venetia und der Wuestling

Venetia und der Wuestling

Titel: Venetia und der Wuestling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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Jagdwinkel gefahren war. Er hatte sich, seine zwei Spaniels, den Förster und seine gehätschelten Manton-Gewehre in das Gig gepackt, samt einem großen Proviantkorb, der ein „leichtes" Mittagessen enthielt, wie es Mrs. Gurnard und die Köchin für einen Jüngling zarter Konstitution für angemessen hielten, dessen mageren Körper sie schon seit Jahren aufzufuttern versuchten. Heute würden keine Überreste heimgebracht werden, die ihre Empfindlichkeit verletzen konnten. Und sollte eine der beiden ehrenwerten Damen den Verdacht hegen, dass die Wildpastete, das Aspik, die gesülzte Taube und die Königinnenkuchen, warm aus dem Ofen, von dem Förster und den Spaniels sehr geschätzt werden würden, während Aubrey ein Stück Käse und einen Apfel verspeiste, so konnte man darauf bauen, dass sie derart entmutigende Überlegungen bei sich behalten würde.
    Als Veneria aus dem Sattel glitt und die Schleppe ihres Reitanzugs aufnahm, kam Fingle aus der Sattelkammer, um ihr den Zügel der Stute abzunehmen. Sie sah sofort, dass er fast platzte vor Neuigkeiten, und so war es denn auch - er verriet ihr, sie sei keine halbe Stunde von Undershaw weggeritten gewesen, als auch schon eine vierspännige Kalesche vorgefahren war und niemand Geringeren als Mr. Philip Hendred abgesetzt hatte.
    Sic war verblüfft; sie hatte zwar eine Antwort auf den Brief bekommen, in dem sie ihrer Tante Conways Heirat mitgeteilt hatte, aber nicht die geringste Verständigung von diesem Besuch. Sie rief derart ungläubig: „Mein Onkel?", dass Fingle erfreut war über die Sensation, die er verursachte, und ihr anvertraute, dass es ihn regelrecht umgeschmissen habe. „Er ist den ganzen Weg in seiner eigenen Kalesche gefahren, Miss", erzählte er ihr, anscheinend in dem Gefühl, dass dieser Umstand dem unerwarteten Besuch besonderen Glanz verlieh, „und ich vermute, sogar mit seinen eigenen Postillionen, weil er sie gar nicht erst bezahlte, noch ihnen das Geld für ihre Unterkunft gab, sondern sie stracks zum Roten Löwen schickte."
    „Sie zum Roten Löwen schickte?", unterbrach sie ihn ganz entsetzt. „Himmel, wie konnte Ribble so etwas zulassen?"
    Aber es schien, dass Mr. Hendred jeden gastfreundlichen Einspruch zum Schweigen gebracht hatte, was, wie Fingle Veneria ins Gedächtnis rief, in Anbetracht der Tatsache ja zu erwarten gewesen war, da er doch auch fast eine Woche in Undershaw verbracht hatte, als der Herr krank geworden und gestorben war, und keine Überredung genützt hatte, seine Postillione noch seine Tiere im Haus zu beherbergen. „Aber damals hat er seinen Kammerdiener mit heraufgenommen, Miss, was er diesmal nicht getan hat."
    Diese Information, die wohl der Höhepunkt sein sollte, erstaunte jedoch Venetia nicht. Sie sagte nur, sie müsse sofort ihren Gast begrüßen gehen, und enteilte, gerade als Fingle sich darauf vorbereitete, ihr langsam in allen Einzelheiten die verschiedenen Punkte und Makel des Gespanns der Kalesche zu beschreiben.
    Sie hielt sich nicht erst damit auf, ihren Reitanzug abzulegen, sondern ging unverzüglich in den Salon, in dem sie, wie Ribble sie informierte, Mr. Hendred von Ihrer Gnaden und Mrs. Scorrier empfangen vorfinden würde. Als sie den Salon betrat, blieb sie einen Augenblick auf der Schwelle stehen, immer noch die Reitgerte in der einen Hand, ihre Wangen vom Wind anmutig gerötet und die Schlcppe des Reitanzuges über den Arm geworfen. Als Mr. Hendred sich von einem Stuhl am Kamin erhob und auf sie zukam, ließ sie den Rock um die Füße fallen, warf die Gerte beiseite und lief mit ausgestreckten Händen auf ihn zu: „Mein lieber Sir, ist das eine reizende Überraschung! Ich bin so froh, Sie zu sehen - aber ich warne Sie, das wird mich nicht daran hindern, ein Hühnchen mit Ihnen zu rupfen! Lassen Sie sich sagen, dass wir im Yorkshire es für eine Beleidigung halten, wenn unsere Gäste ihre Diener und Pferde in einem Gasthof füttern lassen!"
    Bevor er noch antworten konnte, schaltete sich Mrs. Scorrier ein und sagte schelmisch: „Ah, habe ich Ihnen nicht versichert, Sir, dass Miss Lanyon Ihnen heftige Vorwürfe machen würde? Aber Sie müssen wissen, liebe Miss Lanyon, dass es seit Neuestem in vielen Herrensitzen, die bei Weitem größer sind als dieser, zur Regel geworden ist, die Pferde von Besuchern oder mehr als einen Diener nicht im Haus einzuquartieren."
    „Das entspricht jedenfalls nicht unseren Vorstellungen von Gastfreundschaft hier im Norden", sagte Venetia. „Aber erzählen Sie mir,

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