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Venetia und der Wuestling

Venetia und der Wuestling

Titel: Venetia und der Wuestling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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französischen Koch einen so hohen Betrag wie sechzig Pfund im Jahr zahlte und niemals mit gemieteten Postjungen reiste, war seine Gattin klug genug, ihn nicht überreden zu wollen, dass er auch nur um einen einzigen Lakaien mehr anstelle, als er es für nötig hielt, damit der Haushalt glattlief. Neben einem Herrenhaus am Cavendish Square besaß er ein sehr großes Gut in Berkshire und weniger wichtige in zwei anderen Landesteilen. Aber im Gegensatz zum fünften Herzog von Devonshire, der das ganze Jahr hindurch nicht weniger als zehn Häuser mit der vollen Anzahl von Dienerschaft ausgestattet hielt, liefen die seinen mit nicht mehr als den nötigsten Leuten in guter Ordnung.
    Venetia hatte ihn zum ersten Mal kennengelernt, als sie von ihrer Tante eingeladen worden war, eine Woche in Harrogate zu verbringen. Mr. Hendred war geraten worden, zu versuchen, ob die berühmten Trinkkuren ihn von seinen Magenverstimmungen zu heilen vermochten. Unglücklicherweise aber vertrug seine Konstitution weder das Wasser noch das Klima, und nach zehn Tagen elenden Unbehagens trat er angewidert den Rückzug an. Aber trotz seiner Leiden war er ein freundlicher und aufmerksamer Gastgeber gewesen, der jeden Plan zu Venetias Unterhaltung gefördert hatte und dem es gelungen war, ihr ohne eine unpassende Kritik an der Ausgefallenheit seines Schwagers klarzumachen, dass er das zurückgezogene Leben schwer verurteile, zu dem sie gezwungen wurde, und dass er glücklich wäre, sie davor zu retten. Das war nicht möglich gewesen. Als er dann nach Sir Francis Lanyons Tod sein Angebot der Gastfreundschaft wiederholt hatte, war es ihr nicht möglicher erschienen als vorher. Sie hatte es abgelehnt. Er hatte ihrer Entscheidung zugestimmt. Als die Angelegenheit dann fallen gelassen wurde, hatte sie angenommen, dass er ihre Weigerung als unwiderruflich akzeptiert hätte. Sie war daher ziemlich erschrocken, als sie von ihm erfuhr, der einzige Zweck, warum er nach Undershaw gekommen sei, sei der, sie unverzüglich zum Cavendish Square mitzunehmen, wo sie sich, wie er überzeugt sei, für einen willkommenen Zuwachs seiner Familie halten würde.
    Sie war sehr gerührt, aber er wollte es nicht zulassen, dass sie ihm das Gefühl ihrer Dankesschuld zum Ausdruck brachte. Er legte die Fingerspitzen aneinander und sagte mit maßvoller Strenge: „Du bist dir, liebste Venetia, zweifellos bewusst, wie meine Gefühle dir gegenüber immer waren. Ich hoffe, ich brauche nicht hinzuzufügen, dass sowohl deine Tante wie ich dich sehr gernhaben und schätzen.
    Lobsprüche liegen meinem Wesen fern, aber ich zögere nicht, dir zu sagen, dass dein Verhalten, das sich immer durch Vernunft und aufrechte Prinzipien auszeichnete, derart ist, dass es Respekt abnötigt. Ja, meine hebe Nichte", sagte er und erwärmte sich für sein Thema, „du bist ein sehr braves Mädchen und bist von jenen, die sich dein Behagen zum ersten Anliegen hätten machen müssen, schäbig behandelt worden! Lass mich dir versichern, dass es mir eine große Freude machen wird, alles in meiner Macht Stehende zu tun, um dich für die Jahre zu entschädigen, die du dem geopfert hast, was du als deine Pflicht ansahst!" Sie protestierte mit einer Geste, aber er schaute sie bloß streng an und sagte scharf: „Erlaube mir, bitte, offen zu dir zu sein. Sosehr es mir widerstrebt, dir gegenüber den Mund über das Thema der Absonderlichkeiten deines verstorbenen Vaters zu öffnen, glaube ich, es steht mir zu, zu sagen: Ich leugne zwar nicht, dass er in vieler Hinsicht ein schätzenswerter Mann war, sein Benehmen jedoch nach dem unglückseligen Ereignis, das sich während deiner Kindheit zutrug, erschien ebenso egoistisch, wie es schlecht beraten war. Er kannte meine Gefühle - mehr will ich nicht sagen, außer, dass ich nicht mehr tun konnte, als die Schicklichkeit zur Kenntnis zu nehmen, mit der sich eine Tochter dem Willen ihrer Eltern unterwirft. Als du es nach seinem plötzlichen Ableben für deine Pflicht hieltest, während der - jedenfalls damals unvermeidlichen - Abwesenheit deines älteren Bruders hierzubleiben, konnte ich die Stärke deines Arguments nicht leugnen oder es für richtig halten, dich zu drängen. Ebenso erneuerte ich meine Überredung nicht, als es offenkundig wurde, dass Conway, statt zurückzukehren und dich von der Verantwortung zu befreien, die du in so selbstloser Weise auf deine Schultern genommen hast, keine Lust zeigte, etwas anderes als sein eigenes Vergnügen zu Rate zu ziehen,

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