Venetia und der Wuestling
setzte. Als Mrs. Scorrier ihn informierte, dass sie, solange er sein Benehmen nicht bereue, es ablehnen müsse, ihn zu bemerken, gönnte er ihr bloß ein flackerndes Lächeln, bevor er sich mit ungewöhnlichem Appetit an sein Dinner machte.
Es wurde nur wenig gesprochen, da Mrs. Scorriers Wutausbruch ein majestätisches Schmollen und Charlottes hysterischem Anfall eine nervöse Niedergeschlagenheit gefolgt war, in der sie auf jede Bemerkung, die an sie gerichtet wurde, furchtsam und atemlos antwortete, was jeden weiteren Versuch ent-mutigte, ihren Geist von geradezu krankhafter Versunkenheit abzulenken. Als sie sich von der Tafel erhob, entschuldigte sie sich mit heftigen Kopfschmerzen und ging zu Bett. Da Venetia eine Einladung Aubreys annahm, Billard zu spielen, blieb Mrs. Scorrier sich selbst überlassen und konnte ihren Groll in Einsamkeit genießen. War es ein Ergebnis dieser Behandlung, oder geschah es aus der unausbleiblichen Erkenntnis, sie würde damit, dass sie die Lanyons schnitt, niemand anderen als Charlotte bekümmern - jedenfalls tauchte sie am nächsten Morgen mit einem derart entschlossenen Lächeln und einem so unerschöpflichen Dahinplätschern liebenswürdiger Gemeinplätze auf, dass man hätte annehmen können, sie hätte einen totalen Gedächtnisschwund erlitten. Venetia ließ sich zwar nicht täuschen, denn das Glitzern in den Augen Mrs. Scorriers strafte ihr Lächeln Lügen, aber sie antwortete auf alles, was zu ihr gesagt wurde, mit einer geistesabwesenden Höflichkeit, viel zu sehr mit ihren eigenen Angelegenheiten beschäftigt, um zu merken, dass ihre Geistesabwesenheit Mrs. Scorrier ebenso unbehaglich war, wie sie sie zornig machte. Es wurde ihr klar, dass sie in ihrem Eifer, Charlottes Oberhoheit in Undershaw zu sichern, zu weit gegangen war. Sie wollte zwar Undershaw von Venetia und Aubrey befreien, aber nicht unter Umständen, die sie und Charlotte verhasst machen mussten. Sie hatte die schmerzliche Erfahrung machen müssen, dass die Tochter, die sie in all ihrer anmaßenden Art aufrichtig gernhatte, sich nicht der nächsten Verwandten zuwandte, die ihre Schlachten für sie schlug, sondern dem abscheulichen alten Weib, das ihr drohte, einen Krug kalten Wassers über sie zu schütten, wenn sie nicht sofort ihre hysterischen Tränen unterdrücke. Es war Mrs. Scorrier noch nie in den Sinn gekommen, sie könnte die Lanyons vertreiben, nur um zu entdecken, dass Charlotte, statt dankbar zu sein und Conway zu überzeugen, deren Unfreundlichkeit habe sie elend gemacht, sich gerade auf die Seite der Lanyons stellen und, sehr viel wahrscheinlicher, Conway erzählen würde, sie hätte nichts mit deren Vertreibung zu tun gehabt.
Als sie entdeckte, dass Venetia selbst auf ihre Komplimente nicht ansprach, lächelte sie noch breiter als vorher und zwang ihre unwillige Zunge dazu, die unwiderstehliche Herausforderung des mütterlichen Instinkts zu beschreiben, der zur Unterstützung eines geliebten Kindes herbeigeeilt war. Das Ergebnis dieser großmütigen Geste war enttäuschend, denn nachdem Venetia sie eine ganze Minute lang verständnislos angestarrt hatte, war alles, was sie sagte: „Ach so - Bess!
Die arme Charlotte! Ich hoffe so sehr, dass es ihr gelingen wird, ihre Angst vor Hunden zu besiegen. Conways Hunde sind immer so lärmend und unbändig, dass ich fürchte, ihr Leben wird elend werden, wenn ihr das nicht gelingt."
Daraufhin ging sie fort, und als Nächstes hörte man sie Ribble sagen, er möge Nachricht in die Ställe schicken, dass die Stute vorgeführt werde. Aus dem, was Mrs. Scorrier sie gleich darauf zu Aubrey sagen hörte, entnahm sie, dass Venetia irgendeinen Pächter oder Bediensteten besuchen würde, der das Opfer eines ungenannten Unfalls geworden war; und das vertiefte ihren Groll, denn sie hatte das Gefühl, dass es Charlotte zukam, die Rolle der Gnaden spendenden Herrin zu spielen; und sie hätte sehr gern ihre Tochter in der Kutsche begleitet, den Armen und Bedürftigen Trost zu spenden, guten Rat den Leichtsinnigen zu erteilen und im Allgemeinen allen Leuten Conways zu zeigen, wie ihnen die Arbeit am vorteilhaftesten von der Hand ginge.
Hätte sie nur geahnt, dass weder Barmherzigkeit noch Rat dem betroffenen Haus genehm gewesen wären! Dessen Vorstand war in Wirklichkeit ein ehrenwerter Farmer, und der Unfall, den sein jüngster Sohn erlitten hatte, ein rüstiger junger Mann von etlichen zehn Lenzen, bedurfte weder der Gelees noch stärkender Süppchen, sondern
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