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Venetia und der Wuestling

Venetia und der Wuestling

Titel: Venetia und der Wuestling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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erfährst. Es ist ganz natürlich, dass dir das ein bisschen den Kopf verdreht hat - ich missgönne dir deinen Spaß durchaus nicht, und weißt du, du darfst nicht denken, dass dir, wenn wir einmal verheiratet sind, nicht ein ähnlicher Genuss bewilligt wird. Ich persönlich liebe ja das Stadtleben nicht, aber ich glaube, es ist einem von Nutzen, die Welt hie und da zu durchstreifen, und es ist bestimmt sehr unterhaltsam, die Sitten und Gebräuche von Menschen zu studieren, deren Lebensart so weit entfernt von der eigenen ist!"
    „Edward, wenn ich dich je dazu veranlasst habe anzunehmen, dass ich dich heiraten werde, tut es mir leid, und ich sage dir jetzt, dass ich es nie tun werde!", sagte sie ernst.
    Sie sah verärgert, dass ihre Worte keinerlei Eindruck auf ihn machten. Er lächelte immer noch in einer Art, die sie besonders aufreizend fand, und sagte in einem seiner ziemlich schwerfälligen Versuche zu spaßen: „Mir scheint, mir scheint, ich werde doch tatsächlich ein bisschen schwerhörig! Aber du hast mir noch nicht erzählt, Venetia, wie dir London gefällt oder was du hier schon alles gesehen hast!
    Ich kann mir vorstellen, wie du gestaunt hast, als du zum ersten Mal seine Größe entdeckt hast, die Verschiedenartigkeit der Lebensaspekte, die es dem forschenden Blick bietet, die Parks und Denkmäler, die prächtigen Paläste, die elenden Hütten der Bedürftigen, den Straßenkehrer in seinen Lumpen und den Edelmann in Samt und Purpur!"
    „Ich habe noch keinen Edelmann in Samt und Purpur gesehen. Ich glaube, sie tragen so was nur bei Gala-Ereignissen."
    Aber er lachte nur herzlich und sagte, wie gut er das doch an ihr kenne, dass sie immer alles wörtlich nehme, und versprach, ihr einige interessante Stätten zu zeigen, die sie, wie er zu meinen wagte, vermutlich noch nicht entdeckt habe. Er selbst war schon zweimal in London gewesen, und obwohl er bei seinem ersten Besuch zu verblüfft und verwirrt gewesen sei, um mehr als nur mit großen Augen herumschauen zu können - denn sie müsse wissen, dass er damals nicht älter war als Aubrey jetzt -, hätte er sich für seinen zweiten Besuch mit einem ausgezeichneten Reisehandbuch versehen, das ihn nicht nur mit allem vertraut machte, was seiner Aufmerksamkeit wert war, sondern ihn darüber auch in einem Maße aufgeklärt habe, dass er die verschiedenen Gebäude, zu denen er seine Schritte lenkte, sehr viel mehr zu schätzen lernte. Edward fügte hinzu, er habe dieses wertvolle Buch mitgebracht und es auf seiner Reise hierher von A bis Z ausgelesen, um seine Erinnerung aufzufrischen.
    Sie konnte über ihn nur staunen. Sie hatte ja nie einen Schlüssel zum Verständnis seines Wesens besessen, und welcher Umstand ihn jetzt so ruhig und selbstsicher machte, konnte sie einfach nicht ergründen. Dass er bis über die Ohren in sie verliebt war, glaubte sie nicht. Sie konnte nur annehmen, dass er, sowie er einmal beschlossen hatte, sie sei die Frau, die ihm am besten passen würde, sich entweder zu sehr an den Gedanken gewöhnt hatte, um ihn leicht fallen zu lassen, oder aber, dass die hohe Meinung, die er von sich hegte, es ihm einfach unmöglich machte einzusehen, dass sie seinen Antrag wirklich ernstlich zurückwies.
    Er schien von ihrer barschen Rede durchaus nicht aus der Fassung gebracht zu sein, sondern vielmehr beschlossen zu haben, ihr nachzugeben, und machte sich daher eine Haltung gütiger Nachsicht zu eigen, wie das ein gutmütiger Mann einem verzogenen Kind gegenüber tun mochte. Er konnte sich nicht zurückhalten, sie ein bisschen zu schelten, weil sie von Undershaw weggefahren war, ohne ihn von ihrer Absicht zu unterrichten - er hatte die Neuigkeit von seiner Mutter gehört, die sie ihrerseits von Lady Denny hatte, und es war wirklich ein ernster Schock für ihn gewesen. Er verzieh ihr jedoch und wollte sie nicht ernstlich schelten, denn niemand konnte besser als er erraten, wie verwirrt sie gewesen sein musste. Das führte ihn dazu, sich über Conways Verheiratung kritisch zu verbreiten, und über dieses Thema sprach er mit ziemlich viel richtigem Empfinden und in einer unverblümteren Ausdrucksweise, als es sonst seine Gewohnheit war, wenn er mit Venetia über ihren älteren Bruder sprach. Er gestand, dass er eine bessere Meinung von Conway gehabt habe; und er drückte sich bei der Erörterung der Angelegenheit so vernünftig aus, dass er bei Venetia wieder Gnade fand. Er hatte es für richtig befunden, mit seiner Mutter Lady Lanyon einen Besuch

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