Venetia und der Wuestling
ihr höflich zuhörte, der Entschluss endgültig war, und rief in plötzlich verändertem Tonfall aus:
„Oh, mein liebstes Kind, das darfst du wirklich, aber wirklich nicht tun! Du würdest es dein ganzes Leben lang bereuen ... du kannst doch keine Ahnung haben ... du bist immer noch jung, aber denke nur, wie es wäre, wenn du langsam alt wirst - die Einsamkeit, die Demütigung seitens ...", sie brach ab, als ein Zittern über Venetias Gesicht lief, und lehnte sich in ihrem Sessel vor, um ihr Patschhändchen auf Venetias Hand zu legen. „Meine Liebe, heirate doch Mr. Yardley!", sagte sie eindringlich. „Ich bin überzeugt, du würdest glücklich werden, denn er ist so freundlich und gut und in jeder Hinsicht so passend!"
Die schlanke Hand unter der ihren wurde steif; Venetia sagte gepresst: „Bitte, sprechen Sie nicht weiter, Ma'am! Ich liebe Edward nicht - und daher Schluss mit der Sache."
„Aber, Liebste, ich versichere dir, du irrst dich! Es ist nicht im Geringsten nötig, dass du ihn liebst, denn die glücklichsten Ehen fangen wirklich sehr oft mit einem sehr mäßigen Grad von Zuneigung an! Wirklich, ich kenne mehrere Fälle, in denen die Partner einander kaum kannten, sondern sich damit zufriedengaben, dass ihre Eltern die Verbindung arrangiert hatten. Weißt du, mein Liebes, Mädchen können einfach nicht besser als ihre Eltern beurteilen, was richtig für sie ist!"
„Aber ich bin kein Mädchen, und ich habe keine Eltern."
„Nein, aber - oh, Venetia, du weißt nicht, was für einen Fehler du begehen würdest!", rief Mrs. Hendred verzweifelt aus. „Es ist immer noch besser, einen Mann zu heiraten, den man absolut nicht mag, als eine alte Jungfer zu bleiben! Und wie sollst du eine ansehnliche Partie machen, wenn du in Hans Town leben willst, und noch dazu in einer so seltsamen Art? Denn schließlich wärst du selbst mit einem unangenehmen Mann - obwohl es wirklich große Nachteile hätte, mit einem unangenehmen Mann verheiratet zu sein - eine Frau von Stand und würdest allen Trost an deinen Kindern haben, was, wie du weißt, das Allerhöchste für eine Frau ist ... und jedenfalls, Mr. Yardley ist bestimmt nicht unangenehm! Er ist ein überaus liebenswürdiger Mensch, ehrt dich genau, wie er es soll, und würde, bin ich überzeugt, alles in seiner Macht Stehende tun, um dich glücklich zu machen! Er ist sicherlich kein sehr aufregender Mann, aber welcher Gatte ist das schon schließlich?
Wenn dir Sir Matthew oder Mr. Armyn oder selbst Mr. Foxcott gefallen hätten, obwohl ich sehr bezweifle, ob gerade der - aber ich kann mir nicht helfen, ich habe das Gefühl, liebes Kind, dass Mr. Yardley der richtige Mann für dich ist! Er versteht dich so gut und kennt deine Situation, sodass es keine Schwierigkeit oder Peinlichkeit gäbe - und du würdest in der Nähe deines Bruders und deiner Freunde leben und genauso, wie du es gewohnt bist, nur natürlich nicht in Undershaw, aber immerhin in der Gegend, die du doch kennst! Du hättest das Gefühl, dass du heimkommst!"
„Ich will nicht heim!" Die Worte entrangen sich Venetia, und obwohl sie leise gesagt wurden, waren sie voll Qual. Sie stand schnell auf und sagte: „Verzeihung ... ich bitte Sie sehr, entschuldigen Sie mich! Es gibt Umstände ... ich kann es Ihnen nicht erklären, aber ich bitte Sie, Ma'am, sprechen Sie nicht weiter! Glauben Sie mir nur, dass ich mir bewusst bin, was die ... die Nachteile des Kurses sein müssen, den einzuschlagen ich mich entschlossen habe! So unerfahren bin ich nicht, dass ..." Die Stimme versagte ihr; sie drehte sich um und ging schnell zur Tür.
Das Geräusch eines krampfhaften Schluchzens ließ sie stehen bleiben und sich bestürzt umdrehen; sie sah, dass ihre Tante in Tränen ausgebrochen war.
Mrs. Hendred mochte es gar nicht, dass die Menschen in ihrer Umgebung unglücklich waren. Selbst der Anblick eines Stubenmädchens, das vor Zahnweh weinte, bedrückte sie, denn für Elend gab es in ihrem gemütlichen Dasein keinen Platz. Und wenn sie es doch zur Kenntnis nehmen musste, verdunkelte es den warmen Sonnenschein, in dem sie sich sonnte, und zerstörte ganz und gar ihren Glauben an eine Welt, in der jeder zufrieden und wohlhabend und vergnügt war.
Was sie in Venetias Gesicht erblickt hatte, hatte sie völlig überwältigt, und da sie ihre Nichte sehr lieb gewonnen hatte, griff es ihr wirklich ans Herz. Ihre hübschen Züge waren ganz verknittert, Tränen rollten ihr über die Wangen, und sie brachte nur in einer
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